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Rotes Kreuz: "Stopp-Corona App weltweit einzigartig"

Nachdem die Stopp-Corona App des Roten Kreuzes in Kritik geraten war, wurde sie nun von Experten bewertet und datenschutzrechtlich optimiert.

Heute Redaktion
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An diesem Mittwoch wurde eine Bewertung von Experten ("Heute" berichtete) der seit März aktiven Stopp-Corona-App des Roten Kreuzes veröffentlicht. Dazu nahm auch der Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, Gerry Foitik und Accenture, die Entwickler der App in einem digitalen Pressbriefing Stellung.

"Wir sind den Datenschützern für die kritische und konstruktive Arbeit sehr dankbar", sagt Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes. "Dass wir nach einer tiefgehenden technischen Analyse ein gutes Zeugnis erhalten, stärkt das Vertrauen der Menschen - und das brauchen wir, um Corona zu stoppen und unsere gewohnten Freiheiten möglichst bald wieder zu leben. Dabei soll uns die App helfen."

Die App sei weltweit einzigartig, betonte er in einem digitalen Pressebriefing. Der digitale Symptomcheck orientiere sich an den Definitionen des Gesundheitsministeriums und so könne man auch die Verdachtsfälle rechtzeitig melden und eine Verbreitung inder Phase von "Containment 2.0" einzudämmen. "Die letzten 24 Stunden vor Symptombeginn sind die Menschen am infektiösten, dieser Vorsprung kann für die Menschen entscheidend sein", betonte er.

Quellcode der App für die Transparenz veröffentlicht

Von Anfang an sei die App - "völlig zurecht" - im Zentrum der Betrachtung und Kritik gestanden, betonte Christof Tschohl, Datenschutzbeauftragter des Österreichischen Roten Kreuzes. Der Datenschutz sei daher von Anfang an auch Anliegen des roten Kreuzes gewesen. Die Freiwilligkeit der Menschen diese App zu nützen, stehe im Vordergrund. Daher gebe es auch einen Bericht zur Datenschutzfolgeabschätzung. "Transparenz schafft Vertrauen. Dieses Vertrauen ermöglicht den Erfolg der App. Um echte Transparenz zu schaffen, haben wir nun den Quellcode der Stopp Corona-App NGOs zur Verfügung gestellt", erklärt Michael Zettel, Accenture-Österreich-Chef, und lobt den Austausch mit den unabhängigen Organisationen.

Ab Mitte Mai neues Ritual: ‚Hände waschen, Maske aufsetzen, digitaler Handschlag'

Accenture-Projektleiter der Stopp Corona-App, Christian Winkelhofer, ergänzte: "Vor sechs Wochen gab es noch kein Contact Tracing. Allein das zeigt die Dynamik in der Entwicklung und den Innovationsgeist der App." Es haben 230 Experten an dieser App gearbeitet. "Wir sind damit Europameister, denn kein Land steht bereits da, wo wir heute sind. Viele andere Länder sind gerade mit dem Ausrollprozess beschäftigt, Deutschland diskutiert Konzepte, in Italien werden Apps regional aufgesetzt, und Tschechien und Norwegen sind in der Pilotphase." Winkelhofer unterstreicht, dass der aktuelle Zeitpunkt entscheidend ist: "Mit Mai starten wir in die Phase des Wiederhochfahrens. Jeder, der diese App verwendet, leistet einen wertvollen Beitrag. Je mehr die App nutzen, desto besser, da sich der Nutzen potenziert. Wir initialisieren ab Mitte Mai ein neues Ritual: ‚Hände waschen, Maske aufsetzen, digitaler Handschlag' – denn dieser

kann nicht nur den physischen Handschlag ersetzen, sondern schafft einen unglaublichen Mehrwert."

Was macht die App und wie oft wurde sie heruntergeladen?

Die Stopp Corona-App ist seit Mitte März im Einsatz gegen die Corona-Pandemie. Aktuell wurde die App rund 400.000 mal heruntergeladen. Die App funktioniert wie ein digitales Kontakttagebuch. Über das Smartphone werden Begegnungen mittel digitalen Handshake aufgezeichnet. Meldet sich eine der Person als krank, werden alle in den letzten zwei Tagen als kontaktiert gespeicherten Personen informiert. Darüber hinaus enthält die App weiterführendes Informationsmaterial zum Coronavirus.

Warum wurde die App kritisiert?

Das "Contact-Tracing" (Kontaktverfolgung) über das Handy und über die App so wie die Bereitstellung von Bewegungsdaten im Allgemeinen wurden immer wieder kritisiert und gelten als umstritten. Es wird befürchtet, dass die Daten zu Überwachungszwecken dienen könnten. Zuletzt hat etwa die ARGE Daten Kritik in diese Richtung geübt.

Wie will man der Skepsis entgegentreten?

Das Rote Kreuz und die App-Entwickler haben ausführliche Frequently Asked Questions (Häufige Fragen) auf der Homepage zur Verfügung gestellt. Diese werden stetig erweitert. Es wurde ein Bericht zur Datenschutzfolgeabschätzung veröffentlicht. Der Quellcode wurde unterschiedlichen Instituten und Organisationen (Epicenter.works, Noyb.eu, SBA Research, Universität Wien) zur Verfügung und Prüfung offen dargelegt. Der Quellcode der „Stopp Corona"-App des Roten Kreuzes (ÖRK) soll bald allen zugänglich sein. In den kommenden Tagen, möglicherweise aber schon heute werde man auf Open Source umsteigen, sagte Rotkreuz-Bundesrettungskommandant Gerry Foitik heute in dem Pressebriefing.

Wie sollen ältere Menschen oder Menschen ohne Smartphone daran teilnehmen?

Prinzipiell gelte, dass die App auf Freiwilligkeit basiere. Das betonte der Datenschutzbeauftragte des Roten Kreuzes, Christof Tschohl. "Man stehe aus diesem Grund aber auch mit der MA20, Abteilung Energieplanung in Kontakt, was es hier für Lösungen für eine Integration der Menschen, die kein Smartphone haben, in Zukunft geben könne", betonte Gerry Foitik.

Könnte die Information, dass einer meiner Kontakte in den letzten 48 Stunden Symptome hatte, mich von meiner Arbeit befreien?

Dafür gebe es noch keine rechtlichen Grundlagen, betonte dazu Gerry Foitik. Natürlich sei es jedoch im Interesse aller Arbeitgeber, dass wenn jemand Symptome habe oder in Kontakt mit jemandem war, der Symptome hatte, diese Person 48 Stunden abwarte und sich isoliere bis ein positives oder negatives Testergebnis vorliege.

Wer finanziert die App?

Die App wird durch die UNIQA Privatstiftung finanziert. Konzeption und Realisierung der App fand in Zusammenarbeit und mit Unterstützung von Accenture Österreich statt.