Wien

Russland-Eklat bei Corona-"Megademo" in Wiener City

Zur groß angekündigten Megademo der Impfgegner in Wien kamen bei bestem Wetter nur wenige hunderte Menschen.

Leo Stempfl
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Mit dem "Frühlingserwachen" fielen am 5. März in Österreich nahezu alle Maßnahmen. Die Corona-Demos blieben deswegen offenbar im Winterschlaf. Am Samstag kamen nur wenige hundert Impfgegner am Heldenplatz zusammen, um anschließend über den Ring zu marschieren.

Schon zuvor gab es einen Autokorso, der über Gürtel und Rechte Wienzeile fuhr und sich im weiteren Verlauf dem Demonstrationszug anschloss. So zog man bei strahlendem Sonnenschein entgegen der Fahrtrichtung den Ring entlang. Doch wofür oder wogegen wurde demonstriert, jetzt wo sogar die Impfpflicht ausgesetzt wurde?

Video: Demonstranten mit Russland-Fahne rufen "keine Diktatur"

Russland-Flaggen und Hymne

Richtig einig wurde man sich dabei nicht. Die Redebeiträge am Heldenplatz richteten sich vordergründig gegen die allumfassende Weltverschwörung. Ob Corona, QR-Codes, die Medien oder allgemein Digitalisierung und Mobilfunk (letzterer würde Bäume schädigen, behauptete ein Redner). Natürlich durfte auch der Krieg in der Ukraine nicht fehlen.

Auf wessen Seite man steht, zeigten mehrere Teilnehmer der Kundgebung mittels Russland-Fahnen. Aus einem Lautsprecher tönte die russische Hymne, ein Redner verteidigte die Invasion damit, dass die faschistische Ukraine an Atombomben bastele. Eine große, russische Fahne wehte dabei auf der Bühne. Blau-gelbe Flaggen hingegen trugen zumeist das niederösterreichische Landeswappen.

Gelbe Ungeimpft-Rechtecke

Organisatoren bemühten sich später auf der Bühne um Neutralität. Mehrere Teilnehmer mit russischen bzw. ukrainischen Wurzeln mussten sich die Hand geben, um den Frieden zwischen den Völkern zu besiegeln. Die Zuhörer reagierten mit Applaus.

Einige von ihnen trugen dabei ein gelbes Rechteck mit der Aufschrift "ungeimpft", wohl als Anspielung auf die bisher oft gesehenen Judensterne. Vor wenigen Tagen brachte das einem Demo-Duo eine Verurteilung wegen Wiederbetätigung und 15 Monate bedingte Haft ein. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, es gilt die Unschuldsvermutung (mehr dazu hier).

Einige hundert Teilnehmer

Kurz vor 15 Uhr ging es schließlich auf den Ring, wo man entgegen der Fahrtrichtung marschierte. Hinten schloss sich der Autokorso an, dessen Fahrzeuge trotz Hupverbot Dauertöne von sich gaben. Bei vergangenen Autokorsos brachte die Polizei solche Verstöße konsequent zur Anzeige, ein Fahrzeug hatte aber zufällig seine Nummerntafel "verloren".

Anzeigen gibt es heute ohnehin keine. "Hupen im Zuge der Versammlung kann nicht geahndet werden", erläutert die Polizei auf Nachfrage. Gegenüber "Heute" gibt man die Teilnehmerzahl mit mehreren hundert Personen sowie 20 bis 30 Autos an. Auch wurden abermals Journalisten bedroht, bedrängt und bei ihrer Arbeit behindert.

Kritik an den Russland-freundlichen Umtrieben bei der Demo kommt auch aus der Politik. "Während am Hauptbahnhof Helfer*innen rund um die Uhr versuchen, tausende Flüchtlinge bestmöglich zu versorgen, zieht die Putinversteher-Schwurblerdemo wohl grade über den Schottenring. Es Disco-dröhnt bis tief in den 9. Bezirk. Herr, lass Hirn regnen (und Herz dazu)", twittert der grüne Nationalratsabgeordnete Georg Bürstmayr.