Gesundheit

Sanofi-Impfstoff schützt angeblich zu 100 Prozent 

Die Hersteller streben nun eine Zulassung als Erst- und Booster-Impfung in den USA und Europa an. 
Sabine Primes
24.02.2022, 12:05

Die Pharmakonzerne Sanofi und GlaxoSmithKline (GSK) planen nach entscheidenden Daten zu ihrem Corona-Impfstoff einen Zulassungsantrag. Der proteinbasierte Impfstoff (wie Novavax) schützt nach zweimaliger Gabe laut den Studiendaten zu 100 Prozent gegen schwere Verläufe und eine Krankenhauseinweisung, wie das Duo am Mittwoch in einer gemeinsamen Erklärung mitteilte. Zu 75 Prozent könnten auch moderate bis schwere Verläufe vermieden werden und zu knapp 58 Prozent jedwede Covid-19-Symptome, hieß es.

18 bis 30-fach erhöhte Antikörper

Große Hoffnungen machen laut einer Sanofi-Sprecherin die Daten zur Wirksamkeit als Booster-Impfung: Bei Personen, die zuvor bereits zwei Mal eine Impfung mit einem anderen Wirkprinzip (mRNA/Vektorimpfstoffe) erhalten hätten, hatte das getestete Mittel den Angaben zufolge die Zahl der Antikörper um das 18 bis 30-Fache erhöht. Der Impfstoff zeige eine Booster-Wirkung auch über alle Altersgruppen hinweg. Die Wirksamkeit sei ähnlich wie bei bereits zugelassenen Corona-Impfstoffen.

mRNA-Impfstoffe: mRNA-Imfpstoffe zählen weder zu den Lebend- noch zu den Totimpfstoffen. mRNA ist eine eigene Technologie. Unterschiedlich dabei ist, wie die Erreger(-bestandteile) in den Körper transportiert werden: Während diese bei anderen Impfstofftechnologien direkt verabreicht werden, wird mit mRNA-Impfungen nur der Bauplan, die so genannte "Messenger RNA", für bestimmte Eiweißstoffe - im Fall von Corona des Spike-Proteins" - im Labor hergestellt und dem Impfstoff hinzugefügt. Damit können Zellen des menschlichen Körpers diesen Eiweißstoff selbst produzieren. Das wird von speziellen Immunzellen erkannt und regt das Immunsystem an, Antikörper dagegen zu produzieren und spezifische - gegen Teile des fremden Proteins gerichtete - T-Zellen zu erzeugen. Entgegen vieler Mythen wird die mRNA, die über den Impfstoff verabreicht wurde, nach kurzer Zeit (7-10 Tage) vom Körper abgebaut. Danach findet keine weitere Produktion des Virusproteins mehr statt. Zu den mRNA-Impfstoffen gehören BioNTech/Pfizer und Moderna.

Vektor-Impfstoffe: Der Impfstoff besteht aus sogenannten Vektorviren. Diese Viren sind gut untersucht und können sich nicht vermehren. Das Vektorvirus enthält und transportiert die genetische Information für ein einzelnes Eiweiß des Corona-Virus, das sogenannte Spikeprotein. Die vom Vektorvirus transportierte Information wird nach der Impfung nicht ins menschliche Erbgut eingebaut, sondern nach Eintritt in die Zellen "abgelesen". Daraufhin stellen diese Zellen dann das Spikeprotein selbst her. Die Spikeproteine werden vom Immunsystem als Fremd-Eiweiße erkannt. In der Folge werden Antikörper und Abwehrzellen gegen das Spikeprotein des Virus gebildet. So entsteht eine schützende Immunantwort. Das Vektorvirus wird nach kurzer Zeit wieder abgebaut. Dann wird auch kein Viruseiweiß (Spikeprotein) mehr hergestellt. Die Vakzine von AstraZeneca und Johnson & Johnson gehören zu dieser Gruppe.

Sowohl bei Vektorimpfstoffen als auch bei mRNA-Impfstoffen wird der Bauplan für das Spike-Protein des Coronavirus in die Zellen eingeschleust. Sie unterscheiden sich bei der Art des Bauplans (DNA bei Vektorimpfstoffen, mRNA bei mRNA-Impfstoffen) und bei der Umhüllung (Adenovirushüllen bei Vektorimpfstoffen, Fetthülle bei mRNA-Impfstoffen).

Proteinimpfstoff:Novavax besteht laut Paul-Ehrlich-Institut (PEI) aus virusähnlichen Partikeln, die das Spike-Protein des Coronavirus enthalten. Die Proteine werden vom Körper als fremd erkannt und das Immunsystem wird hochgefahren - spezifische Antikörper und T-Zellen werden gebildet. Damit ist man vor einer echten Infektion besser gewappnet. Novavax ("Nuvaxovid") ist bisher der einzige zugelassene Proteinimpfstoff gegen COVID-19.

Einreichung bei Arzneimittelbehörden

Die Daten sollen nun bei den zuständigen Arzneimittelbehörden eingereicht werden, darunter die FDA in den USA und die EMA in Europa. Einen genauen Zeitplan für den Zulassungsantrag gebe es noch nicht, sagte die Sanofi-Sprecherin. Geplant sei, die Zulassung für den Wirkstoff als Erst- und Booster-Impfung zu beantragen.

Im Rennen um einen wirksamen Corona-Impfstoff waren die beiden europäischen Konzerne ins Hintertreffen geraten, während inzwischen die mRNA-Vakzine von BioNTech/Pfizer und Moderna oftmals in den internationalen Impfkampagnen dominieren. Während Sanofi und GSK die Forschungen an einem mRNA-Impfstoff ad acta gelegt hatten, hatten sich die Tests an dem proteinbasierten Wirkstoff immer wieder verzögert.

Bisher 10 Milliarden Impfungen verabreicht

Bedarf dürfte es gleichwohl geben, denn in vielen Ländern gibt es noch große Impflücken, insbesondere in Schwellenländern. Auch durch die Booster-Kampagnen steigt die Nachfrage. Inzwischen wurden weltweit mehr als zehn Milliarden Impfungen gegen Covid-19 verabreicht.

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