Oberösterreich

"Scheu verloren" – jetzt wird weiterer Wolf gejagt

Aufruhr im Salzkammergut und im Mühlviertel: Im Land treiben sich gleich zwei Wölfe herum. Die Politik macht jetzt Aktion scharf.

Tobias Prietzel
Das Land Oberösterreich hat mittlerweile die sogenannte Entnahme von zwei Tieren angeordnet. (Symbolbild)
Das Land Oberösterreich hat mittlerweile die sogenannte Entnahme von zwei Tieren angeordnet. (Symbolbild)
Getty Images/iStockphoto

Im Bezirk Gmunden gehen seit Tagen die Wogen hoch: Am Krippenstein in Obertraun (Bez. Gmunden) wurden neun Schafe gerissen und zwei verletzt. Von 26 weiteren Tieren fehlt jede Spur

Agrar-Landesrätin Michaela Langer-Weninger (ÖVP) macht dafür ein oder zwei Wölfe verantwortlich und hat die Freigabe zum Schießen erteilt. Diese ist bis 13. September gültig, insgesamt 17 Jagdreviere wurden darüber informiert. Sie befinden sich in einem Zehn-Kilometer-Radius rund um den letzten Schafriss.

Jetzt die Nachricht aus dem Bezirk Freistadt: In Unterweißenbach wurde demnach innerhalb von zwei Wochen zweimal ein Tier gesichtet – zuletzt am Samstag am Hof eines landwirtschaftlichen Anwesens. 

Bereits am 15. August war ein Wolf dabei ertappt worden, wie er in der Früh an einem Hühnergehege entlanglief. Dann näherte er sich bis auf etwa 50 Meter einem Menschen. Der klatschte in die Hände, das Raubtier nahm daraufhin Reißaus.

Weiblicher Wolf ohne Scheu?

Die DNA-Analyse eines gerissenen Rehs hat ergeben, dass es sich um einen weiblichen Isegrim handelt. Landesrätin Langer-Weninger hat nun die Schritte zum Abschuss, basierend auf der verschärften oberösterreichischen Wolfsverordnung, veranlasst. Innerhalb der kommenden vier Wochen ist eine Entnahme des sogenannten Risikowolfs – innerhalb eines Zehn-Kilometer-Radius ausgehend vom Ort des letzten Antreffens – möglich.

Für die Politikerin steht fest: "Der Wolf hat die Scheu vor dem Menschen verloren." Wer die Annäherungen in Unterweißenbach verharmlose, spiele mit der Sicherheit der Bevölkerung.

Vergangene Woche blitzte eine Wildkamera den Wolf am Krippenstein.
Vergangene Woche blitzte eine Wildkamera den Wolf am Krippenstein.
privat
"Die EU-Kommission darf sich nicht in ideologischen Paradigmen verbeißen." Landesrätin Langer-Weninger über die geltende Richtlinie

Langer-Weninger pocht einmal mehr auf eine Überarbeitung der sogenannten Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie auf europäischer Ebene. Der Wolf benötige ein Bestandsmanagement wie jedes andere Wildtier, ist sie überzeugt. "Die EU-Kommission muss den Gesamtkontext betrachten und darf sich nicht in ideologischen Paradigmen verbeißen."

Herdenschutz statt Abschuss

Verhaltensbiologe Kurt Kotrschal kann dem Vorgehen nichts abgewinnen. Er warf der Politik zuletzt Instrumentalisierung vor. "Der Wolf wird immer als schuldig für den Niedergang der Almwirtschaft hingestellt", erklärte der Experte im Gespräch mit "Heute". Er plädiert für Herdenschutz statt Abschuss.

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