Mieter verzweifelt

Schikanen im Altbau - "Vermieter riss einfach Dach ab"

Besitzer von Altbau-Häusern versuchen oft alles, um Mieter loszuwerden. Das reicht von Druckausübung bis zu Psychoterror.
Wien Heute
05.05.2025, 14:02
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In Wien gibt es rund 20.000 Altbau-Mietshäuser – also Zins- und Gründerzeithäuser, die vor 1946 errichtet wurden. Immer öfter nehmen Immobilien-Spekulanten diese Bauten ins Visier und verkaufen sie gewinnbringend weiter. Um "lästige" Mieter vor dem Verkauf loszuwerden, wird manchmal zu äußerst fragwürdigen Methoden gegriffen, berichtet die Arbeiterkammer (AK) im Rahmen einer Pressekonferenz.

So lassen die Eigentümer die Häuser verfallen – Dreck und Leerstand sind die Folgen, Reparaturen werden nicht durchgeführt. Und manchmal fehlt den Mietern auch wortwörtlich das Dach über dem Kopf: "Der Vermieter hat nicht nur das Dach, sondern das leerstehende darunter liegende Geschoss abgerissen, obwohl da drunter noch Mieter waren", berichtet etwa ein Wiener, der im Rahmen einer AK-Studie befragt wurde.

Illegale Kündigungen

Manche Vermieter gehen den entgegengesetzten Weg: Aufgrund von (nicht notwendigen) Sanierungen werden Miete bzw. Betriebskosten drastisch angehoben: "Meiner Meinung nach ist der Sinn der Erhöhung nur gewesen, so viel Druck auszuüben, damit wir gehen", erzählt etwa ein Mieter.

Auch illegale Kündigungen, illegale Umwandlungen in befristete Verträge und zu wenig Ablöse sind laut der Studie üblich: "Bei uns wurde an die Tür geklopft und die haben gesagt, ihr müsst da und da ausziehen, das war für uns mit einem unbefristeten Mietvertrag völlig überraschend", meint etwa eine Mieterin.

„Es war ein ständiger Durchzug im Haus. Es wurde gestritten, geschrien, es wurde gedealt, es gab mehrere Polizeieinsätze“
Mieterinüber Schikanen im Haus

Eine weitere "beliebte" Schikane: nicht-reparierte Haustore und Einquartierung "unerwünschter" Personen. So erklärt eine Mieterin: "Es war ein ständiger Durchzug im Haus. Es sind Leute hin und her gegangen, es wurde gestritten, geschrien, es wurde gedealt, es gab mehrere Polizeieinsätze." Und ein anderer Mieter berichtet: "Es gab eine Blechkonstruktion mit Gipskartonwänden im Innenhof, in die zwanzig Personen einquartiert wurden."

Laut der AK-Studie "Transformation des Wiener Altbau-Miethausbestands: Angebotsdynamiken und Verdrängungsdruck", die von der TU Wien durchgeführt wurde, gab es von 2000 bis 2022 rund 6.400 Käufe und Verkäufe. Rund 4.700 Altbau-Mietshäuser wurden mindestens einmal, rund 1.650 gleich mehrfach verkauft.

Preisexplosion bei Altbau-Häusern

Dass der Kauf und Verkauf dieser Immobilien sehr gewinnbringend sein kann, zeigt auch der Preisanstieg: Während im Jahr 2000 ein Altbau-Haus noch um 573.000 Euro zu haben war, stieg der Preis im Jahr 2022 auf 3,5 Millionen Euro.

"Die Spekulanten kaufen Altbau-Mietshäuser nicht zum Wohnen – sie kaufen zum Abkassieren! Ob kurzer Deal oder lange Besitzdauer – am Ende steht ein fettes Plus unterm Strich – und wer zahlt die Zeche? Die Mieter:innen. Es ist schockierend, wie auf Mieter:innen Druck ausgeübt wird, damit sie ihre Wohnungen verlassen und aus den Verträgen aussteigen – nur damit neue, illegal teure Verträge befristet abgeschlossen werden können", kritisiert Thomas Ritt, Leiter der Abteilung Kommunal und Wohnen der AK Wien.

„Wir ziehen auch vor Gericht und holen überhöhte Mieten zurück – ohne Risiko oder Kosten für die Mieter:innen“
Thomas RittLeiter der Abteilung Kommunal und Wohnen der AK Wien

Am Altbaumarkt sind die Mieten durch den Richtwertmietzins gesetzlich begrenzt. Eine legale Möglichkeit, die Mieten zu erhöhen, ist über den Lagezuschlag möglich. Seit über einem Jahr bietet die AK Mitgliedern daher den kostenlosen Altbau-Mietencheck an: "Wir ziehen auch vor Gericht und holen überhöhte Mieten zurück – ohne Risiko oder Kosten für die Mieter:innen", so Ritt.

{title && {title} } red, {title && {title} } Akt. 05.05.2025, 14:23, 05.05.2025, 14:02
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