Wien

"Schwarzfahren" entfacht Debatte um Mohrengasse erneut

Nachdem die Wiener Linien künftig auf den Begriff Schwarzfahren verzichten, entfachten in einem Leopoldstädter Grätzl wieder die Rassismus-Debatten.

Die Große Mohrengasse in der Leopoldstadt sorgt für Aufregung.
Die Große Mohrengasse in der Leopoldstadt sorgt für Aufregung.
Screenshot Google Maps

Die Verbannung des Begriffs Schwarzfahren aus dem offiziellen Sprachgebrauch eröffnet den Diskurs, ob Wörter wie "Mohr im Hemd", "Mohrenbräu" oder die Mohrengassen noch zeitgemäß sind. "Heute"-Reporter Paul Resetarits hat sich im sogenannten Afrikanerviertel bei den Anrainern umgehört, wie sie zu einer Umbenennung der umstrittenen Großen und Kleinen Mohrengasse stehen und was sie zur Aktion der Wiener Linien sagen (Video unten).

Schwarzer Taxler hat kein Problem mit Straßennamen, dafür mit Schwarzfahren

Gegenüber "Heute" stellte ein Taxifahrer, der häufig am Standplatz vor dem Krankenhaus der Barmherzigen Brüder wartet, klar: "Die Mohrengasse gibt es schon sehr lange, das waren andere Zeiten, deswegen ist der Name kein Problem. Aber ich finde es gut, dass nicht mehr Schwarzfahren gesagt wird. Negative Sachen sind oft schwarz und umgekehrt ist Gutes meistens weiß."

Historiker Oliver Rathkolb erklärte 2020 in einem Profil-Interview: "Der Straßenname stammt aus dem Jahr 1862, es gibt dazu auch keine weiteren Unterlagen. Man würde den Begriff heute nicht mehr verwenden, aber der historische Kontext dieses Straßennamens ist weitgehend unklar."

Umbenennung in "Antirassismus-Gasse"?

Eine Petition, die von der Leopoldstädter Bezirksvorstehung die Änderung der Straßennamen fordert, hat mehr als 6.000 Unterschriften gesammelt. "Mohr ist die älteste Bezeichnung für schwarze Menschen in der deutschen Sprache. Sie ist rassistisch! Die Reproduktion rassistischer Stereotype und Bilder in Form von Filmen, Werbungen, Markennamen, Getränke- und Speisenamen tragen zur weiteren Verfestigung von Rassismus bei", heißt es im Text der Petition.

Die Initiatoren bieten 20 alternative Straßennamen, wie beispielsweise "Antirassismus-Gasse", "Ute-Bock-Gasse" und "Di-Tutu-Bukasa-Gasse" oder "Marcus-Omofuma-Gasse".