Österreich

Sektenmutter bekam auch im Gefängnis ein Baby

Heute Redaktion
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Die 35-jährige Mutter wurde gestern in Krems zu fünf Jahren Haft verurteilt. Ende 2019 hatte sie bereits in Haft erneut ein Kind geboren – eine kurze Zwischenbilanz.

Mit je fünf Jahren Haft für den Vater (39) und die Mutter (35) endete gestern der Mordprozess in Krems. Dabei hatten die Eltern Glück, denn vier Geschworene entschieden auf Mord, vier auf Vernachlässigung mit Todesfolge. Und bei Gleichstand der Geschworenen wird immer zu Gunsten des, in diesem Fall der, Angeklagten entschieden.

Bald neuer Prozess?

Die Staatsanwaltschaft meldete jedoch sofort Rechtsmittel an – somit ist das Urteil nicht rechtskräftig, mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit wird der Fall beim Oberlandesgericht landen. Fünf Jahre Haft, bei guter Führung werden die Eltern wohl nur 2,5 Jahre absitzen müssen, eine eher überschaubare Straflänge für den Tod eines Kindes. Denn die Höchststrafe wäre bei Mord lebenslang und selbst bei Vernachlässigung mit Todesfolge zehn Jahre Haft gewesen. Der Geisteszustand des Paares wurde vor Gericht nicht wirklich thematisiert – womöglich ist das Thema Religion und Wahn der Justiz zu heikel.

Andere Medien schrieben von "Skandalurteil" und "Behördenversagen": Wahr ist, dass die schwere Krankheit (Anm.: Bauchspeicheldrüsenerkrankung) seit 2017 auch den Behörden bestens bekannt war - "Heute" berichtete. Die Eltern waren extra aus Deutschland nach Österreich gekommen, um die Schulpflicht zu umschiffen. Und im Frühsommer 2017 wurde die damals 10-Jährige, nach Drängen einer Sozialarbeiterin, in schlechtem Zustand ins SMZ Ost gebracht. Die Ärzte retteten damals die Kleine, doch nach nur einigen Tagen unterschrieben die Eltern einen Revers. Dann war das Kind nie mehr in ärztlicher Behandlung.

Niemand zuständig

Und offenbar hat sich von diesem Zeitpunkt im Jahr 2017 bis zum tragischen Tod der Kleinen niemand mehr von der Behördenseite für die 13-Jährige zuständig gefühlt. Andererseits: Einige Mütter berichteten immer wieder von übereifrigen Sozialarbeitern und ungerechtfertigten Kindesabnahmen - "Heute" berichtete über einen Fall erst in der Vorwoche. Im Nachhinein hieß es dann in dieser Causa oder auch im Fall des 14-jährigen Mutter-Killers aus der Buckligen Welt: "Das war nicht vorhersehbar."

Die anderen sechs Kinder der erzkonservativen Mutter sind längst untergebracht, die Jugendwohlfahrt betreut die Kinder. Nur kurz nach Festnahme der Eltern brachte die 35-Jährige in Haft ein weiteres Kind zur Welt. Das Baby wurde sofort von der Jugendwohlfahrt übernommen.

2022 in Freiheit?

Und wie oben bereits erwähnt: Angenommen, das Urteil bleibt annähernd gleich, die beiden Deutschen lassen sich in Haft nichts zu Schulden kommen, sind beide in rund zwei Jahren wieder in Freiheit (U-Haft wird angerechnet). Ob sie dann ihre Kinder jemals wieder bekommen, steht in den Sternen.