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Seltene Schnecke schafft, was kein anderes Tier kann

Die Schuppenfußschnecke ist der einzige lebende Organismus der Erde, der in seinem Körper Eisen herstellen kann. Forschern ist es nun gelungen, ihren genetischen Code zu knacken – und der birgt wichtige Erkenntnisse.

Roman Palman
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    Erst vor wenigen Jahren an sogenannten Schwarzen Rauchern, heißen Quellen in der Tiefsee, entdeckt, ist die bizarre Schuppenfuß-Schnecke <i>(Chrysomallon squamiferum)</i> <a href="https://www.heute.at/life/science/story/42145552" target="_blank">schon auf der Roten Liste der gefährdeten Arten gelandet.</a>
    Erst vor wenigen Jahren an sogenannten Schwarzen Rauchern, heißen Quellen in der Tiefsee, entdeckt, ist die bizarre Schuppenfuß-Schnecke (Chrysomallon squamiferum) schon auf der Roten Liste der gefährdeten Arten gelandet.
    NHM Wien

    Die faszinierden Tiefseekreatur baut das Eisen in ihr Gehäuse ein und hält so widrigsten Umständen stand. Das muss es auch, denn Schuppenfußschnecken (Chrysomallon squamiferum) leben in hydrothermalen Entlüftungsfeldern des Indischen Ozeans in 2.400 bis 2.900 Metern Tiefe. Das sind Stellen, an denen heißes Wasser aus dem Meeresboden austritt. 

    Dort herrschen neben extremen Druckverhältnissen auch sehr hohe Temperaturen, ein saures pH-Milieu und noch dazu gibt es dort nur wenig Sauerstoff. Uns Menschen sind diese Regionen nur durch fortschrittliche Tauchroboter und U-Boote zugänglich, für die Schuppenfußschnecken ist das aber alles kein Problem.

    Forscher der Hongkong University of Science and Technology und der Japan Agency for Marine-Earth Sciene and Technology ist es nun gelungen, die Genetik der einzigartigen Lebewesen zu entschlüsseln. Dafür haben sie zwanzig Exemplare der extrem schwer zu lokalisierenden Tiere vom Meeresboden aufgesaugt und ihre Fähigkeit zur Biomineralisation von Eisen genau studiert. 

    Hilft Schnecke, Schutzpanzer für Menschen zu entwickeln?

    Das Ergebnis lässt einen erstaunlichen Blick in die Vergangenheit unseres Planeten zu: Die Schuppenfußschnecken sollen sich seit ihrer ersten Entstehung evolutionär kaum verändert haben. Ihr Genom gibt nicht nur Aufschluss über längst ausgestorbene Lebensformen sondern könnte auch die Grundlage für neue wissenschaftliche Entdeckungen bieten: 

    "Zu wissen, wie ihr eisenhaltiges Schneckenhaus schwierigsten Umständen standhält, könnte uns zum Beispiel als Information dienen, wie man noch bessere Schutzausrüstung herstellen kann", schildert Professor Peiyuan Qian vom Forscherteam in Hongkong in einem auf "Science Daily" veröffentlichten Bericht.

    Das bizarre Tier war im Rahmen wissenschaftlicher Untersuchungen der Tiefseefauna, vor wenigen Jahren nahe Mauritius entdeckt und als eigene Art beschrieben worden. Doch ihr Bestand ist gefährdet, wie auch ihre Aufnahme in die Rote Liste der International Union for Conservation of Nature (IUCN) deutlich macht. Ihr gesamtes Verbreitungsgebiet wird auf 0,27 Quadratmeter geschätzt und beschränkt sich hauptsächlich auf drei spezifische Stellen rund um hydrothermische Quellen im Indischen Ozean.

    Spezies droht durch Tiefsee-Bergbau die Vernichtung

    Chrysomallon squamiferum könnte die erste Spezies werden, die durch Tiefsee-Bergbau ausgelöscht wird. Noch genießen die Tiere keinen Schutzstatus. Die Internationale Meeresbodenbehörde (ISA) hat Deutschland und China zeitlich begrenzte Schürfrechte in Regionen erteilt, wo sich auch Kolonien der Schuppenfußschnecke befinden.

    Die Befürchtung: Durch den Tiefsee-Bergbau könnte das sensible Gleichgewicht dieser Unterwasserwelt in absoluter Dunkelheit soweit gestört werden, dass sich die gleichzeitig robusten wie empfindlichen Tierchen nicht mehr anpassen können und verenden.

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