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Senger über Internetsex, Sexspiele und Burn-out

Heute Redaktion
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Sie ist Österreichs bekannteste Beziehungs- sowie Psychotherapeutin, promovierte Psychologin und mehrfache Bestseller-Autorin - die Rede ist von Gerti Senger. Am 6. Oktober präsentiert die Sexualexpertin ihr neuestes Werk Schräglage. Sehnsucht nach Zufriedenheit (19:00 Uhr, Hauptbücherei, Urban-Loritz-Platz).Heute.at hat vorab mit der beliebten Kolumnistin gesprochen. Erfahren Sie in Teil 1 des Interviews, was die Expertin über die Liebe, das Thema Seitensprung und natürlich ihre Buch-Neuheit denkt.

Sie ist Österreichs bekannteste Beziehungs- sowie Psychotherapeutin, promovierte Psychologin und mehrfache Bestseller-Autorin - die Rede ist von Gerti Senger. Am 6. Oktober präsentiert die Sexualexpertin ihr neuestes Werk „Schräglage. Sehnsucht nach Zufriedenheit“ (19:00 Uhr, Hauptbücherei, Urban-Loritz-Platz).

In dem Buch erklärt Senger unter anderem, warum Internetsex eine der größtem Gefahren darstellt, eine Beziehung oder Persönlichkeitsstruktur in Schräglage zu bringen, warum das Austesten immer neuer Sexspiele nichts mit dem Finden des sexuellen Ichs zu tun hat und wie das Burn-out-Syndrom mit Sexualität zusammenhängt.

Heute.at hat vorab mit der beliebten Kolumnistin gesprochen. Erfahren Sie in Teil 1 des Interviews, was die Expertin über die Liebe, das Thema Seitensprung und natürlich ihre Buch-Neuheit denkt.

Heute.at: Was braucht eine Beziehung in der heutigen Zeit, um glücklich und stabil zu sein?

Gerti Senger: Liebe braucht Bedingungen. Man darf nicht davon ausgehen, dass das Schicksalshafte einer jungen Liebe bleibt. Es ist die Angelegenheit des Einzelnen, das schicksalshafte Glück zu bewahren. Wenn ich diese Liebe gefunden habe, muss ich Bedingungen schaffen, unter denen diese Liebe keimen kann.

Wie sehen diese Bedingungen aus?

Gerti Senger: Die Bedingungen resultieren aus Bedürfnissen, die jeder hat: Dazu zählen unter anderen Autonomie, Nähe, Intimität, Kommunikation und Zärtlichkeit. In der Beziehung gilt es diese Bedürfnisse wahrzunehmen und möglichst gegenseitig zu erfüllen. Diese emotionalen Bedürfnisse zu stillen ist heute noch viel wichtiger als früher.

Was kann die Liebe zwischen zwei Menschen in eine Schräglage bringen?

Gerti Senger: Es gibt viele potentielle Stolpersteine: Ungerechtigkeit, emotionale Verwahrlosung, kein freundlicher Umgang innerhalb der Beziehung – die Menschen haben verlernt „bitte“ und „danke“ zu sagen. Dazu zählt auch Respektlosigkeit. Hinzu kommt der Verlust der Intimität. Das muss nicht zwingend Sex bedeuten, viele Paare leben ohne Hautkontakt miteinander, es gibt keine Umarmungen, es fehlt die Zärtlichkeit.

Warum fehlt oft diese Zärtlichkeit?

Gerti Senger: Es geht oftmals der Aspekt der Erweiterung verloren. Die Partner setzen sich keine Ziele mehr innerhalb der Beziehung. Auch die persönliche Erweiterung kommt dabei zu knapp. Neben einer Ich-Identität gibt es auch eine Paar-Identität. Beide brauchen Regeln, sonst werden sie brüchig. Wenn das Paar nicht paktfähig ist, dann hat ein Dritter die Möglichkeit in diese Verbindung „einzubrechen“ - in weiterer Folge kann es zu einem Seitensprung kommen.

Macht es nach einem Seitensprung noch Sinn, an der Beziehung festzuhalten?

Gerti Senger: Absolut! Das Verzeihen und Vergeben gehört zu einer reifen und erwachsenen Beziehung dazu. Das Fremdgehen ist das Resultat einer Schräglage und durch diesen Betrug werden die Missstände aufgedeckt. Der Seitensprung kann von den Paaren als Anlass für einen Neustart genutzt werden.

Welchen Nutzen sollen die Leser aus ihrem Werk „Schräglage. Die Sehnsucht nach Zufriedenheit“ ziehen? Wie soll das Buch ihre Sichtweise auf das Leben verändern?

Gerti Senger: Ich würde mir wünschen, dass die Menschen eine Selbstreflexion erzielen. Was will ich? Was brauche ich? Was ist wirklich wichtig für mich? Die Antworten auf diese Fragen führen zu einer eigenen Identität und das wiederum hilft, den passenden Partner zu erkennen.

Außerdem soll das Buch eine bewusste Werteveränderung anregen, die das Leben zufriedener und glücklicher macht. Die heutige Gesellschaft tendiert zum maßlosen Konsum. Wir sind ständig auf der Suche nach dem „Red-Bull-Flash“, dem nächsten schnellen Kick. Ein unreflektierter, übersteigerter Egoismus führt aber nicht zur persönlichen Zufriedenheit.

"Schräglage. Die Sehnsucht nach Zufriedenheit" von Gerti Senger und Walter Hoffmann. Goldegg Verlag, 318 Seiten.

Was Gerti Senger über den Vormarsch der Singles sagt, was „Sex and the City“ damit zu tun hat und welche drei Beziehungs-Tipps Sie für die Heute-Leser parat hat, lesen Sie in Teil zwei des Interviews am Mittwoch im Love-Channel von Heute.at".