Mehr als 20 Frauen haben sich bei der Metropolitan Police gemeldet, weil sie befürchten, vom Serienvergewaltiger Zhenhao Zou angegriffen worden zu sein. Nun gehen die Ermittler davon aus, dass es noch deutlich mehr Opfer geben könnte. Ein ranghoher Polizeibeamter sagte gegenüber dem "Guardian", dass nun ein zweiter Strafprozess wahrscheinlich werde.
Zou (28) wurde im vergangenen Monat wegen der Vergewaltigung von drei Frauen in London und sieben weiteren in China zwischen 2019 und 2024 für schuldig befunden. Das genaue Strafmaß wird im Juni erwartet. Der ehemalige Doktorand filmte viele seiner Vergewaltigungen – die Videos lieferten entscheidende Beweise für seine Verurteilung. Die meisten seiner Opfer wurden von ihm betäubt und hatten kaum oder gar keine Erinnerung an die Übergriffe.
Die Polizei stellte im Rahmen der Ermittlungen 58 Videos sicher, von denen sie glaubt, dass sie Übergriffe auf Frauen durch Zou zeigen. Zum Zeitpunkt seiner Verurteilung waren die meisten Opfer noch nicht identifiziert worden.
Nach dem Urteil appellierte die Metropolitan Police öffentlich an mögliche weitere Opfer, sich zu melden – 23 Frauen taten dies innerhalb von nur vier Wochen und beschrieben dabei dieselbe Vorgehensweise wie die bekannten Fälle.
Eine dieser Frauen soll bereits in der ersten Anklage gegen Zou berücksichtigt worden sein, die übrigen 22 sind bisher unbekannt. Einige der geschilderten Übergriffe wurden nicht gefilmt und waren der Polizei bislang nicht bekannt – dies lässt befürchten, dass Zou, der nach außen hin als charmanter Mann aus wohlhabender chinesischer Familie auftrat, mehr als 60 Frauen angegriffen haben könnte.
Etwas mehr als die Hälfte der neu gemeldeten Fälle ereigneten sich offenbar in London. Zou studierte dort zunächst im Master- und später im Promotionsprogramm für Ingenieurwesen am University College London.
Der Kommandant der Metropolitan Police, Kevin Southworth, sagte, die Befürchtungen der Polizei über das Ausmaß von Zous Taten würden sich nun bestätigen: "Es sagt einiges aus, dass sich innerhalb eines Monats nach unserem Aufruf bereits 23 Opfer gemeldet haben. Das ist eine beachtliche Zahl." Weitere Anklagen und ein vermutlich langes Strafmaß, das am 19. Juni verkündet werden soll, könnten weitere Opfer ermutigen, sich zu melden.
Southworth erklärte, man befinde sich "mittendrin", das volle Ausmaß von Zous Taten aufzuarbeiten. Dies werde vermutlich Monate, wenn nicht Jahre dauern. Der Fall werde an die Spezialeinheit für komplexe Strafverfahren der Met übergeben. "Das Potenzial für einen zweiten oder sogar dritten Prozess ist gegeben. Wir arbeiten weiterhin daran, einen belastbaren Fall aufzubauen."
Die jüngsten Klägerinnen sollen, wie viele der bisherigen Opfer, chinesischer Herkunft sein und Übergriffe in London oder China erlebt haben. Sie leben inzwischen auf der ganzen Welt – in Nord- und Südamerika sowie Europa.
Die meisten Opfer, die in den Videos im Prozess gezeigt wurden, waren durch die verabreichten Drogen bewusstlos oder völlig benommen. Zou ignorierte ihre Bitten, mit dem Übergriff aufzuhören, selbst als sie bewusstlos wurden. Die in der Verhandlung gezeigten Videos brachten einige Geschworene zum Weinen. Zou behauptete vor Gericht, mit fünf Frauen im Monat geschlafen zu haben.