Österreich

Sex, Job, Politik – wie Teenager heute wirklich ticken

Insgesamt rund 40.000 Teenager haben in der Ö3-Jugendstudie 2023 Einblicke darüber gegeben, wie die "Generation Z" wirklich tickt.

Jochen Dobnik
Jugendstudie: Was denkt die "Generation Z" über die Ehe, unser Schulsystem oder Politik?
Jugendstudie: Was denkt die "Generation Z" über die Ehe, unser Schulsystem oder Politik?
Getty Images/iStockphoto

Die (Vor-)Urteile über die junge Generation sind so zahlreich wie vernichtend: "Alle sind faul, arrogant, ignorant, empfindlich, unmotiviert, schwach, naiv, verwöhnt…!" – oder sind sie bloß anders? Neu? Game-changing? Insgesamt rund 40.000 Teenager haben in der Ö3-Jugendstudie 2023 Einblicke darüber gegeben, wie sie tatsächlich ticken, was sie fürchten und wen sie lieben.

Hier ein paar Short Facts:

➤…gerne Influencer:in, Blogger:in oder E-Sportler:in werden möchten 32%...
➤…die Lehre im Trend sehen 73%...
➤…die Digitalisierung in allen Lebensbereichen bewerten 72% positiv…
➤…mal ganz unverbindlich mit Freunden schlafen 7%...
➤…dass beim Essengehen der Mann zahlen sollte, finden 24%...
➤…"psychische Probleme zu haben" bewerten 36 % immer noch als Tabuthema…
➤…Druck in der Schule belastet 54%...
➤…die weltweiten Krisen bereiten 57% Angst…
➤…Beautyfilter als echtes Problem sehen 81%...
➤…„Political Correctness“ nervt 46%...
➤…einen fixen Veggie-Day in Kantinen gut finden 58% gut…
➤…für gleiche Chancen von Mann und Frau sind 96%...

In der sogenannten "Generation Z" sind die unterschiedlichen Arten zu sein oder zu leben angekommen: Dass z.B. sexuelle Orientierungen und Geschlechteridentitäten frei gelebt werden können, steht für die überwiegende Mehrzahl der jungen Menschen (84 %) außer Frage. Ausgehend von einer neuen Vielfalt fallen ihre Vorstellungen von Liebe und Partnerschaft dann aber eher traditionell aus: Zwei Drittel wollen heiraten, für 62 Prozent sind Kinder Teil eines gelungenen Lebens und rund die Hälfte denkt, dass Mütter, die kurz nach der Geburt wieder arbeiten gehen, eine Ausnahme bleiben sollten.

Arbeiten? Ja, aber so, wie ich es will

Sicherheit, Sinn und Vereinbarkeit stehen ganz oben auf der Liste jener Rahmenbedingungen, die sich die "GenZ" für ihr Berufsleben wünscht: Ein sicherer Arbeitsplatz ist für drei Viertel (76%) sehr wichtig. Neben der Arbeit soll außerdem genug Zeit für andere wichtige Dinge bleiben (66%). Neben flexiblen Arbeitszeiten (59%) umfasst dies auch die Vier-Tage-Woche, rund zwei Drittel der jungen Menschen sprechen sich dafür aus. Daher sind auch flexible Arbeitszeiten für die Mehrzahl der jungen Menschen unerlässlich. Im Gegensatz dazu ist ein hohes Einkommen weniger relevant (für 38% sehr wichtig).

Anpassung ist jedoch keine Einbahnstraße: Für etwas mehr als die Hälfte (55%) der GenZ ist es völlig in Ordnung, in der Nacht, am Wochenende oder an Feiertagen zu arbeiten, wenn ihr Beruf dies erfordert. Weitere 28 Prozent sind von solchen Arbeitszeiten zwar nicht begeistert, für ihren Traumberuf würden sie diese aber in Kauf nehmen.

Schule braucht ein Update

Anschließend an die u.a. mit der Digitalisierung verbundenen Umbrüche unserer Lebens- und Arbeitswelten braucht es aus Sicht der jungen Generation auch eine andere Schule: 69 Prozent von ihnen denken, dass sowohl die Lehrpläne als auch die Art des Lernens veraltet sind. Auswendig zu lernen, was auch jederzeit online verfügbar ist, hat für die "GenZ" kaum Mehrwert. Vielmehr sollte gelernt werden, wie diese Informationen zu bewerten sind und wie relevante Zusammenhänge erkannt werden können.

Video: Unterrichtsminister Martin Polaschek im "Heute"-Talk >>

Klimawandel, ja – aber auch einen Benziner

Weit oben auf der Liste jener Themen, bei welchen die "GenZ" dringenden Handlungsbedarf sieht, steht der Klimawandel (77%). Beinahe ebenso weit verbreitet ist die sich daraus ergebende Forderung an die Politik, endlich Regeln für nachhaltige Veränderungen festzulegen (68%).

Solange dies nicht passiert, bleibt allerdings auch einiges beim Alten: Neun von zehn wünschen sich ein Eigenheim, zwei Drittel wollen einen Benziner kaufen und 62 Prozent sprechen sich gegen weitere Tempolimits aus.

Politikverdrossen? Nein, aber…

Anteil am Geschehen in der Welt zu nehmen ist für die GenZ selbstverständlich: 84 Prozent von ihnen verfolgen die aktuellen Nachrichten. Etwas enger gefasst, interessieren sich zwei Drittel der jungen Menschen auch für Politik und politische Prozesse – ein beträchtlicher Anteil, denn die Distanz zwischen der GenZ und der Politik ist groß: Von der Politik vertreten fühlen sich nur 15 Prozent. Zu wenig gehört fühlt sich die GenZ auch von den älteren Generationen: Nur 29 Prozent denken, dass die Älteren für ihre Meinungen und Lösungsansätze aufgeschlossen sind.

Die Ö3-Jugendstudie ist ein Projekt von Hitradio Ö3, unterstützt von ORF Public Value und wissenschaftlich begleitet und abschließend ausgewertet vom Sozialforschungsinstitut SORA. Speziell die 16- bis 25-Jährigen wurden eingeladen, Fragen quer durch alle Lebensbereiche zu beantworten, zu diskutieren und so ein aktuelles Bild ihrer Generation zu zeichnen. Datengrundlage der Ö3-Jugendstudie ist eine Online- Befragung: Zwischen dem 17. April und dem 14. Mai haben insgesamt rund 40.000 junge Menschen an der Studie teilgenommen. Für die Studie ausgewertet wurde die Zielgruppe der 16- bis 25-Jährigen, die zumindest 90 Prozent der Fragen beantwortet haben. Eine im selben Zeitraum durchgeführte repräsentative Telefon- und Online-Befragung von n=800 jungen Menschen im Alter von 16 bis 25 kommt bei den zentralen Indikatoren zu übereinstimmenden Ergebnissen.

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