Formel 1

Sicherheits-Experte: Formel 1 ist "attraktives Ziel"

Die Stimmung im Formel-1-Fahrerlager bleibt nach den Anschlägen auf eine Raffinerie angespannt. Das Rennwochenende wird aber fortgesetzt. 
Heute Redaktion
26.03.2022, 17:48

Während des ersten Freien Trainings am Freitag wurde eine Erdölanlage des saudischen Konzerns Aramco unweit des Corniche Circuits in Dschidda mit Raketen angegriffen. Auf dem Gelände brach ein Großbrand aus. Die Rauchwolken waren über der saudischen Millionenstadt zu sehen. Red-Bull-Pilot Max Verstappen dachte sogar, ein Bolide würde brennen. Die Raffinerie liegt nur zwölf Kilometer von der Rennstrecke entfernt. Zum Anschlag haben sich die jemenitischen Huthi-Rebellen bekannt. 

Trotz des Angriffs wurde das zweite Training am Freitagabend ausgetragen. Dem war eine Krisensitzung der Teams vorausgegangen. Danach folgten weitere Meetings, in denen die saudische Regierung dem Formel-1-Zirkus umfassende Sicherheitsgarantien gab. Dies beruhigte allerdings nicht alle Formel-1-Piloten. In einem vierstündigen Fahrermeeting einigte man sich kurz nach 2 Uhr morgens allerdings doch, das Rennwochenende wie geplant fortzusetzen. Aramco ist Sponsor der Formel 1 und des Aston-Martin-Teams. 

"Attraktives Ziel"

Der Angriff überraschte Sicherheitsexperten allerdings, wie Professor Friedrich Steinhäusler bei "Servus TV" verriet. "Die strategische Sicherheitslage in der Gegend hat so etwas erwarten lassen. Saudi-Arabien befindet sich seit Jahren im militärischen Konflikt mit dem Jemen, und die Gruppierungen dort haben schon mehrmals Drohnen- und Raketen-Angriffe auf saudi-arabische Einrichtungen zustande gebracht", führte Steinhäusler aus. Dass nun die Raffinerie gezielt angegriffen werden konnte, spreche für eine Weiterentwicklung der Angriffswaffen. 

Der Sicherheitsexperte räumte ein, dass die Motorsport-"Königsklasse" freilich ein "äußerst attraktives" Ziel sei. "Denn sie haben VIP-Tribünen bis hin zu multimedialer Übertragungen in die Welt hinaus. Alle Voraussetzungen, die ein militärisch-terroristischer Angriff will." Nun müsse man sich auf die Garantien der saudischen Regierung verlassen, "wie gut die Luftabwehr um die Rennstrecke installiert ist, um Angriffe mit Drohnen rechtzeitig stoppen zu können."

Keine Gefahr für Formel 1

Trotzdem geht der Sicherheitsexperte davon aus, dass der Formel-1-Zirkus nicht gefährdet ist. "Ich würde aus diplomatischer und strategischer Sicht nicht erwarten, dass hier auf Menschenansammlungen höchster Priorität ein weiterer Angriff erfolgen würde. Das wäre für die Angreifen äußerst negativ", meinte der Universitätsprofessor. "Weitere Angriffe auf Industrieanlagen und kritische Infrastruktur? Ja, das schon. Aber ich würde keine Angriffe auf die Formel-1-Rennstrecke und die Zuschauer erwarten", so Steinhäusler. 

Der Große Preis von Saudi-Arabien startet am Sonntag um 19 Uhr.

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