Coronavirus

Sind Kinder doch Corona-Virenschleudern?

Heute Redaktion
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Eine Studie deutscher Forscher zeigt: Kinder könnten das Virus Sars-CoV-2 genauso übertragen wie Erwachsene. Was bedeutet das für die Schulöffnungen?

"Von Kindern geht keine Gefahr aus" und Großeltern könnten gefahrlos ihre Enkel umarmen – es war eine überraschende Kehrtwende, die der Schweizer Corona-Experte Daniel Koch, der bis Anfang April noch das Bundesamt für Gesundheit (BAG) geleitet hatte, diese Woche hinlegte. Denn zuvor wies Koch stets dazu an, keinen Kontakt zwischen Großeltern und Enkeln zuzulassen. So wird es bekanntermaßen auch jetzt noch von der österreichischen Regierung gehandhabt.

Koch begründete seine jüngste Neubeurteilung damit, dass besonders Kinder unter zehn Jahren praktisch nicht infiziert seien und das Virus nur selten weiterübertragen würden. "Kleine Kinder sind nicht infektiös, weil sie die Rezeptoren gar nicht haben, um infiziert zu werden", sagte der Experte vor Schweizer Medien.

Studie findet keinen signifikanten Unterschied

Eine deutsche Studie könnte Koch und seinem Plan, die Schweizer Schulen bereits ab 11. Mai wieder zu öffnen, aber einen Strich durch die Rechnung machen. Denn die Ergebnisse der Untersuchung des deutschen Virologen Christian Drosten zeigen laut der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" "keinen signifikanten Unterschied zwischen Kindern und Erwachsenen".

Die Studie untersuchte dabei die Virusmenge im Rachen der Kinder. Zwar zeigten die Messungen einen Trend, dass ältere Kinder eine größere Viruslast haben. Die Schwelle an Viren, ab der jemand als infektiös gilt, wird aber sogar von einigen Kindern der jüngsten Altersklasse überschritten.

Das Fazit der Studie ist, dass Kinder das Coronavirus genauso übertragen dürften wie Erwachsene. Anders als Erwachsene zeigen Kinder allerdings meistens keine Symptome. Das hieße, dass Kinder ohne an Husten, Fieber oder Kurzatmigkeit zu leiden, das Virus weitergeben können.

Umarm-Erlaubnis für Oma und Opa

Das Nachrichtenportal "20 Minuten" hat das Schweizer BAG mit der Studie konfrontiert. Sprecherin Katrin Holenstein sagt dazu: "Wir haben seitens BAG schon festgehalten, dass ein Kind mit Symptomen auch übertragen kann." Trotzdem seien Kinder seltener infiziert und hätten wesentlich weniger Symptome (husten, niesen, laufende Nase), "so dass sie auch viel weniger übertragen".

Dabei seien Kinder umso weniger betroffen, je jünger sie seien. "Studien zeigen, dass das Risiko, sich zu infizieren, um das 10. Altersjahr zu steigen beginnt", so die BAG-Sprecherin. Und selbst zwischen 10 und 18 Jahren bewege sich das Infektionsrisiko "auf einem niedrigen Niveau".

Das BAG hält dabei an seiner Einschätzung fest. Auch vom Umarmen der Großeltern wird nicht abgeraten: "Zentral ist, wie bei anderen Krankheiten auch: Kinder, die Symptome zeigen, sollen nicht zur Schule, sondern zuhause bleiben – wie Erwachsene auch. Damit wird das Risiko einer Übertragung reduziert."

"Äußerste Vorsicht"

Die Schlussfolgerung der deutschen Studie bleibt jedenfalls wie ein Damokles-Schwert über den geplanten Schulöffnungen – etwa ab 18. Mai in Österreich – hängen. Man müsse "äußerste Vorsicht walten lassen", so die Wissenschafter.

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