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Smarte Autos mit schmutzigen Geheimnissen

Heute Redaktion
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Der deutsche Automobilklub ADAC hat sich vier vernetzte Fahrzeuge angesehen und herausgefunden, dass sie ihre Fahrer nach Strich und Faden ausspionieren - nur wissen die Lenker nichts davon. Untersucht wurden eine Mercedes B-Klasse, ein Renault Zoe, ein BMW 320d und ein BMW i3

Keine Ahnung mehr, wo Sie gestern ihr Auto abgestellt haben? Kein Problem, ihr Wagen weiß sogar, wo Sie letztes Jahr überall geparkt haben!

Der deutsche Automobilklub ADAC hat sich vier vernetzte Fahrzeuge angesehen und herausgefunden, dass sie ihre Fahrer nach Strich und Faden ausspionieren – nur wissen die Lenker nichts davon. Untersucht wurden eine Mercedes B-Klasse, ein Renault Zoe, ein BMW 320d und ein BMW i3.

Die B-Klasse schickt zum Beispiel alle zwei Minuten seine GPS-Position, Kilometerstand, Verbrauch und Reifendruck an Mercedes. Außerdem speichert der Wagen jedes Mal, wenn sich der Gurt strafft – etwa, wenn stark gebremst wird.

Kurios wird es bei BMW: Der 320d weiß ganz genau, wie viele CDs und DVDs Sie schon eingelegt haben. Und der i3 speichert die letzten 100 Orte, an denen er geparkt war.

Rechnung nicht bezahlt? Auto steht still

Besonders dreist geht aber Renault vor. Wenn die Franzosen wollen, dann verhindern sie aus der Ferne ein Aufladen der Batterie; der Wagen kann nicht mehr gestartet werden. Dies könnte zum Beispiel passieren, wenn der Besitzer mit seinen Leasingraten in Verzug gerät.

Der ADAC warnt, dass Autokonzerne – und in Folge Versicherungen – so detaillierte Informationen über die Fahrweise des Lenkers bekommen und dann ihre Prämien anpassen können. Oder vereinfacht gesagt: Wer gerne mal ein bisschen sportlicher fährt, muss mehr zahlen.

Es gibt aber durchaus auch Anwendungsbeispiele, die dem Fahrer selber helfen können: Im Pannenfall können  per Mobilfunk unzählige Daten ausgelesen und eine Ferndiagnose erstellt werden. Das Auto kann auch selbständig an Wartungsintervalle erinnern oder Bescheid geben, wo es denn abgestellt wurde, wenn man verzweifelt durch eine fremde Stadt irrt.

Daten für alle

Es bedarf detaillierter Informationen, welche Daten die Hersteller überhaupt sammeln. Doch das ist nicht alles: „Der Verbraucher hat nicht nur einen Anspruch auf Datentransparenz. Er muss auch frei wählen können, ob und welche Daten er dem Hersteller zur Verfügung stellt“, fordert Thomas Burkhardt, ADAC-Vizepräsident für Technik.

Das bedeutet, dass Autobesitzer selbst Zugriff auf ihre Daten haben müssen und sie auch freien Werkstätten zur Verfügung stellen dürfen. Außerdem sollen die Hersteller die Sicherheit ihrer Daten mit einem unabhängigen Zertifikat nachweisen müssen.