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"Smash Bros."-Fans wollen Nintendo boykottieren

Eines der international größten "Smash Bros. Melee"-Turniere des Jahres musste zum ersten Mal abgesagt werden.

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"Super Smash Bros. Melee" erschien erstmals im Jahr 2001 und ist noch heute eines der größten E-Sport-Kampfspiele.
"Super Smash Bros. Melee" erschien erstmals im Jahr 2001 und ist noch heute eines der größten E-Sport-Kampfspiele.
Nintendo

"Pass auf, was du streamst, sonst kommen die Nintendo-Ninjas", heißt es in der Community rund um Mario und Co. – und das ist nur halbwegs scherzhaft gemeint. Denn Nintendo ist dafür bekannt, Copyright-Klagen einzureichen, wenn es darum geht, ihr geistiges Eigentum zu schützen. Besonders bei Emulatoren und ROMs kennt der Entwickler kein Pardon. Damit können virtuelle, gehackte Versionen der Nintendo-Spiele auf dem Computer gespielt werden.

The Big House, so nennt sich die Turnierserie zum knapp 20-jährigen Gamecube-Titel "Smash Bros. Melee", war unter den Fans ein heiß erwartetes Spektakel, das internationale Größen hostet. Um Fans und Spielern auch während der andauernden Corona-Pandemie eine Show zu bieten, wichen die Organisatoren auf einen Emulator aus. Ein Fan-Mod ermöglichte es den E-Sportlern, gegeneinander online zu spielen. Sicher und in den eigenen vier Wänden.

Nintendo-Ninjas schlagen wieder zu

Trotz der hygienefreundlichen Vorkehrungen konnte Nintendo nicht tatenlos zusehen. Kurz vor Beginn des Turniers reichten sie gegen The Big House eine Unterlassungsklage ein. Das heißt, wenn sie mit dem Turnier fortfahren, ist mit schwerwiegenden rechtlichen Konsequenzen zu rechnen. Der Grund: Der Fan-Mod auf dem Emulator ist illegal und verstößt gegen die Urheberrechte.

Rechtlich sattelfeste und neutrale Beobachter würden wohl zustimmen, dass ein Turnier mit einer illegalen Spielversion ohnehin nicht realistisch war. Die leidenschaftliche Community rund um "Smash Bros. Melee" erhoffte sich jedoch Kulanz. Einige hartgesottene Fans rufen jetzt gar zu einem Boykott auf.

Wut und Enttäuschung

Auch von den Pros gibt es böse Worte für den japanischen Spielehersteller. "Erinnert euch daran, wenn ihr das nächste beschissene 'Pokémon'-Games von Nintendo kauft", schreibt der "Melee"-Profi Joseph "Mango" Marquez auf Twitter. Die schwedische Legende Adam "Armada" Lindgren greift zu harschen Worten: "Aus allen Scheiß-Aktionen, die Nintendo je durchzog, ist das die Krönung." Auf YouTube plädiert der ehemalige Weltmeister Juan "Hungrybox" DeBiedma dafür, eine Mitte für alle zu finden.

Der Entwickler des Fan-Mods Jas "Fizzi" Laferriere zeigt sich ebenfalls enttäuscht. Er habe hart und lange an dem Mod gearbeitet, mit dem Ziel, dass die Spieler auch von zu Hause aus gegeneinander antreten können. Von Nintendo hätte er ein wenig Unterstützung erwartet.

Ob sich die Situation noch ändern wird, bleibt abzuwarten, realistisch ist es aber in Anbetracht von Nintendos vergangenen Klagen nicht. Den Spielern bleibt für den Moment also nichts anderes übrig, als weiter Lärm zu machen. So lange, bis sie verstummen oder die Pandemie wieder Offline-Turniere zulässt.

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