Ukraine

So schlimm sind die Zustände im Russen-Militär wirklich

Russische Reservisten wenden sich in einer Videobotschaft direkt an Präsident Putin: Sie zeichnen ein katastrophales Bild der Zustände an der Front. 

Verteidigungsminister Sergei Shoigu (l.) mit Präsident Wladimir Putin.
Verteidigungsminister Sergei Shoigu (l.) mit Präsident Wladimir Putin.
via REUTERS

Die Zustände in Teilen der russischen Streitkräfte scheinen sich zu verschlechtern. Russische Reservisten wenden sich nun in einem Videoappell aus dem Osten der Ukraine an den eigenen Präsidenten. Sie beklagen sich in dem Video, das über Telegram verbreitet wurde, über Missstände in der Truppe. Putin soll sich in seiner Rolle als Oberkommandierender der Streitkräfte um eine Lösung der Probleme kümmern.

Insgesamt zwölf Uniformierte sind in dem Video zu sehen – allesamt zum Schutz der eigenen Identität ohne erkennbare Gesichter. Der vermummte Sprecher beklagt sich über fehlende Ausrüstung und mangelnde Führungsqualitäten der Befehlshaber. "Wir wissen, dass wir nicht die Einzigen sind, die mit einer solchen Bitte auftreten", so der Soldat "im Gebiet Donezk".

Putin soll an die Front

Weiters verlangt er, Putin solle sich nicht auf dem Papier, sondern an der Front um die Lage kümmern. Damit könnte er darauf anspielen, dass es der russische Präsident bisher verabsäumt hat, Truppen im Kampfgebiet zu besuchen – anders als Wolodimir Selenski, der vereinzelt Frontbesuche unternahm. 

Fehlen würden vor allem Nachtsichtgeräte, um die Gefechtsaufgaben zu erfüllen. Dies ist nicht der erste solche Fall, auch andere Kämpfer sowie deren Ehefrauen, Mütter oder Schwestern hatten sich bereits in öffentlichen Botschaften über die Zustände beklagt.

Kommandeure schüchtern Reservisten ein

Kommandeure würden sich den Dekreten des Präsidenten widersetzen, so der vermummte Sprecher. Ein ums andere Mal würden unvorbereitete Einheiten in Sturmtrupps eingesetzt. Sie würden vorgeschickt, während die Soldaten hinten blieben. "Die Führung unseres Regiments führt keinen Dialog mit uns, schüchtert uns ein und droht uns mit Inhaftierung, wenn wir uns den Kampfhandlungen verweigern und nicht an die erste Frontlinie vorrücken".

Wegen der fehlenden Unterstützung sowie der mangelnden Kommunikation mit anderen Einheiten käme es unter den Reservisten zu unnötigem Blutvergießen und sinnlosen Todesfällen. 

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    IMAGO/ITAR-TASS