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So schwer liegen uns Light-Produkte im Magen

Süßstoffe machen dick, dement und verändern die Darmflora. Ernährungswissenschaftlerin Saskia Gehrig nimmt die Süßstoffe unter die Lupe.

Heute Redaktion
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Steht "light", "Wellness" oder "zuckerfrei" drauf, ist sind fast immer Süßstoffe drin. Wir kommen also um künstlichen Zucker fast nicht mehr herum. Warum raten Sie davon ab?

Ich rate nicht generell von Süßstoffen ab. Ab und zu und maßvoll konsumiert sind sie kein Problem, deren täglicher Konsum hingegen schon. Künstliche Süßstoffe haben zwar keine Kalorien, dennoch sind sie nicht automatisch gesund. Nahrungsmittel ohne Zucker oder Süßstoffe sind deshalb gesüßten Produkten vorzuziehen.

Jahrelang schien Süßstoff statt Zucker das perfekte Rezept zu sein. Doch die künstliche Süße hat Nebenwirkungen, wie verschiedene Studien zeigen. Darmprobleme, Diabetes und Übergewicht – sollte man doch lieber die Finger davon lassen?

Die Studienlage ist unklar, aber es deutet immer mehr darauf hin, dass Süßstoffe im Stoffwechsel nicht inaktiv sind, wie anfangs vermutet wurde. Süßstoffe schmecken süß, worauf die Geschmacksrezeptoren mit entsprechenden Signalen an den Körper reagieren. Im Gegensatz zu Zucker liefern sie aber keine für den menschlichen Organismus nutzbare Energie. Süß verbinden wir seit unserer Geburt mit der Zufuhr von Energie. So trinken Babys Muttermilch, die süß schmeckt. Diese Süße stellt auch eine Garantie für die Qualität, das heißt Unverdorbenheit des Lebensmittels dar. Wir sind bereits seit Geburt auf diesen Geschmack konditioniert.

Süßstoffe fördern also die Lust auf Süßes?

In Tierversuchen stellten Forscher fest, dass Rezeptoren auf Dauer abstumpfen können und der Körper teilweise nach mehr Süßem verlangt. Süßstoffe haben zudem die Eigenschaft, trotz ihrer geringen Menge über eine viel höhere Süßkraft zu verfügen als gewöhnlicher Haushaltszucker.

Süßstoffe sind in aller Munde, aber die Langzeitfolgen sind kaum erforscht.

Bei neueren Untersuchungen mit Mäusen konnte gezeigt werden, dass durch einzelne Süßstoffe gesundheitsrelevante Darmbakterien abnehmen, andere dafür zunehmen. Das dadurch entstandene Ungleichgewicht in der Darmflora hatte bei diesen Mäusen negative gesundheitliche Auswirkungen. Interessanterweise führte die Übertragung dieser Untersuchungen auf den Menschen zu ähnlichen Resultaten. Damit können künstliche Süßstoffe auch beim Menschen eine Gewichtszunahme und eine Glukoseintoleranz, eine Vorstufe von Diabetes Typ 2, auslösen.

Um welche Süßstoffe handelte es sich bei diesen Untersuchungen?

Die vorhin genannten Effekte wurden bei der Verwendung von Saccharin, Sucralose und Aspartam festgestellt. Wobei Saccharin die größten Auswirkungen auf den Stoffwechsel hatte. Die Auswirkung weiterer Süßstoffe, beispielsweise Acesulfam-K und Stevia sowie deren Kombinationen, auch mit Zucker, bleibt vorerst offen.

Es gibt sie in verschiedenen Varianten und Formen. Für uns Konsumenten sind künstliche Süßstoffe immer schwieriger zu erkennen. Ihre Tipps für die nächste Einkaufstour?

Da hilft nur der Blick auf die Zutatenliste. Wenn auf dem Produkt beispielsweise "ohne Zusatz von künstlichen Süßstoffen" steht, bedeutet dies nicht, dass das Produkt frei davon ist. Das beste Beispiel dafür ist das gewissen Produkten zugesetzte, angeblich natürliche Stevia, wobei es sich tatsächlich um das durch chemische Prozesse gewonnene Steviolglykosid handelt. Auch der Begriff "ohne Zuckerzusatz" ist kein Garant für die Zuckerfreiheit. Oft sind natürliche Zuckerarten, beispielsweise Fruchtzucker, enthalten. Somit lohnt es sich, als Konsument die angegebenen Inhaltsstoffe zu überprüfen. (Red)

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