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So spielt man Schüler gegen ungeimpfte Lehrer aus

Glattauer gibt Noten. Heute: So spielt man Schüler gegen Lehrer aus. Elternbriefe sorgen für Unmut. Und: Sollen Schulen die "Test-Krot" schlucken?

Niki Glattauer
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Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in <em>"Heute"</em> Noten.
Niki Glattauer war Lehrer und Schuldirektor und vergibt in "Heute" Noten.
Sabine Hertel

So spielt man Schüler gegen Lehrer aus …

Ab Montag wieder der verpflichtende Präsenzdienst, dann geht es Zug um Zug Richtung Schule normal. Bravo! Leider sehe ich auch schlechte Züge. Wie hier oft gesagt, bin ich FÜR die Impfpflicht, auch für Kontrolle und Bestrafung. Aber ich bin dagegen, Menschen, die dieser Verpflichtung nicht nachkommen, an den Pranger zu stellen.

Geplant ist, für ungeimpfte Lehrerinnen die Maskenpflicht beizubehalten ("Heute" schrieb treffend von "Zwangs-Outing"). So dividiert man Lehrer auseinander und spielt Schüler und Eltern gegen sie aus. Herr Minister Polaschek, wollen Sie das wirklich? Und weil wir schon dabei sind: Ich darf doch davon ausgehen, dass die neuen Quarantäneregeln des Bundes vorsehen, die ungeimpften Mitschüler, falls gesund, genauso im Unterricht zu belassen wie die geimpften. Auch Wiens Stadtregierung hat hier, wiewohl in guter Absicht (Impfanreiz, Schutz der Ungeschützten), einen schlechten Zug gemacht. Lesen Sie bitte weiter.

Note: Nachprüfung

Elternbriefe zur Quarantäne sorgen für Unmut

In vielen Familien sorgen derzeit Elternbriefe zu den neuen Wiener Quarantäneregeln für Unmut. Inhalt: Bei mehreren Infektionsfällen in einer Klasse müssen ab sofort (nur noch) ungeimpfte Schüler zu Hause bleiben. Für sie gibt es auch keinen Fernunterricht. Die Großmutter eines MS-Schülers, 13, schickt mir den Scan eines solchen Elternbriefs, in dem es wörtlich heißt: "Wenn Ihnen der Lernfortschritt Ihres Kindes am Herzen liegt, dann ist eine Impfung die einzige Möglichkeit, Ihrem Kind auch Beschulung zu ermöglichen." Susanne G. empört es, dass Eltern, die ihre Kinder nicht impfen lassen wollen, pauschal mangelndes Interesse an deren "Lernfortschritt" unterstellt wird, sie ortet gar "ein Aufhetzen der Kinder".

Glattauer gibt Noten
Niki Glattauer war 25 Jahre Lehrer und Schuldirektor in Wien. Er hat bisher 13 Bücher veröffentlicht, alle zum Thema Schule wurden Bestseller. Jeden Montag vergibt er in einer Kolumne für "Heute" Schulnoten.
Alle seine Artikel findest Du hier.

Einen ähnlichen Elternbrief mailte mir Renate P. Sie schreibt: "Mir fehlen die Worte", denn abgesehen davon, dass ungebührlicher Impfdruck ausgeübt werde, halte sie den Ausschluss ungeimpfter Kinder von Schulbildung "für gleichheitswidrig". Ich fürchte, sie hat recht.

Note: Nicht gut

Sollen Schulen die "Test-Krot" schlucken?

Vorbeugendes Massentesten soll es künftig also nur noch für "vulnerable Gruppen" geben. Gut so. Doch immer öfter werden zu diesen Gruppen (Krankenhäuser, Seniorenheime, kritische Infrastruktur) auch die Schulen gezählt. Weil Kinder besonders häufig oder schwer erkranken? Das Gegenteil ist der Fall. Zuletzt hatte der Innsbrucker Infektiologe Univ.-Prof. Günter Weiss auf valide Daten aus einer englischen Studie verwiesen, wonach sich die Infektionszahlen in Klassen, in denen getestet wurde, gleich entwickelten wie in Klassen, in denen nicht getestet wurde. Warum also die Schulen?

In mir keimt ein Verdacht: Die Schulen mit ihren 1,2 Millionen Schülern sollen die "Test-Krot" schlucken, um die PCR-Infrastruktur aufrechtzuerhalten, die man braucht, falls es im Herbst wieder losgeht. Ich nenne das den Missbrauch einer Bildungseinrichtung.

Note: Auch nicht gut