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Männernotruf-Hotline verhinderte Bankraub und Amoklauf

Die Initiative "Männernotruf" konnte etliche Gewalttaten verhindern, darunter ein Amoklauf und ein Bankraub. Ihr Gründer war im Gespräch mit "Heute".

Marlene Postl
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Die Männernotruf-Hotline und ihr Grüner Eduard Hamedl
Die Männernotruf-Hotline und ihr Grüner Eduard Hamedl
zVg

In Österreich gibt es zahlreiche Telefondienste, bei denen Ratlose und Verzweifelte sich Hilfe holen können. Weit bekannt sind beispielsweise die Frauenhelpline oder die Jugendhotline "Rat auf Draht". Doch auch für Männer gibt es eine Beratungsstelle – trotz großer Erfolge in der Beratung ist der Männernotruf noch nicht weit verbreitet. Die Initiative wurde 2013 gegründet und bemannt inzwischen 33 Telefone. Die Mitarbeit ist rein ehrenamtlich. 

Notrufnummer ist "opferschutzorientierte Täterarbeit"

Ideengeber ist der Ex-Polizist Eduard Hamedl. Im Gespräch mit "Heute" berichtet er: "Ich hatte beruflich oft mit Gewalttaten zu tun. Da habe ich bemerkt, dass persönliche Probleme wie Beziehungskrisen oft der Auslöser waren, warum Männer übergriffig wurden oder sich das Leben nehmen wollten. Bei der Einvernahme nach einer Gewalttat wurde oft klar, dass der Täter jemand zum Reden gebraucht hätte und nicht wusste, wohin er sich wenden soll." 

So entstand die Idee für den Männernotruf. Hamedl nennt seine Tätigkeit "Opferschutzorientierte Täterarbeit". Anfangs war der Steirer skeptisch, ob sich überhaupt jemand melden würde. Inzwischen gehen bei der Hotline jedoch jährlich rund 3000 Anrufe ein – 80 Prozent davon von Männern. "Wir sind natürlich auch da, um Frauen zu beraten. Nur weil es 'Männernotruf' heißt, bedeutet das nicht, dass wir nicht jedem zur Seite stehen", berichtet Hamedl. Ein Gespräch dauert im Schnitt 15 Minuten bis hin zu 3 Stunden. 

Initiative konnte persönlich rund 15 Suizide verhindern

"Die Beratung ist rein telefonisch, die Kollegen am Apparat deeskalieren im Gespräch, helfen die Lage zu entschärfen und den Blickwinkel des Betroffenen zu schärfen und knüpfen Kontakte zu Stellen wie Gewaltschutzzentren oder psychosozialen Stellen. Wir sind überall gut vernetzt." Bei akuten Problemen mit Gefahr im Verzug greift Hamedl allerdings auch manchmal selber ein. Droht eine Situation in einer Gewalttat oder Suizid zu eskalieren, wird er verständigt und begibt sich selbst vor Ort, um den Betroffenen im persönlichen Gespräch zu unterstützen. So konnte der Steirer schon rund 15 Selbstmorde verhindern.

Hast du oder hat jemand, den du kennst, Suizidgedanken? Hast du jemanden durch Suizid verloren? Hier findest du rund um die Uhr Hilfe:
Österreichweite Telefonseelsorge, Tel.: 142
Rat auf Draht - Beratung für Kinder und Jugendliche, Tel.: 147
Frauenhelpline, Tel.: 0800 222 555
Männernotruf, Tel.: 0800 246 247
Polizei, Tel.: 133
Rettung, Tel.: 144

Tatkräftige Unterstützung gibt es beispielsweise auch für Männer, die von der gemeinsamen Wohnung weggewiesen wurden und nun vorübergehend auf der Straße stehen. In solchen Fällen übernimmt der Verein die Kosten für eine kurzzeitige Unterbringung in einem Hotel. Strafrechtliche Konsequenzen haben Anrufer in der Regel keine zu befürchten: "Grundsätzlich rufen wir nie die Polizei, das würde nur dafür sorgen, dass sich niemand mehr traut, sich bei uns zu melden. In acht Jahren war es nur zweimal nötig, die Behörden zu verständigen, beide Male konnten die Anrufer von uns einfach nicht beruhigt werden."

Amoklauf und Bankraub erfolgreich verhindert

Beide Fälle sind nicht ganz ohne: Hamedl berichtet, ein Mann meldete sich und kündigte einen Amoklauf an. Wegen eines Zerwürfnisses plante er, seine ganze Familie auszurotten. Der zweite Ausnahmefall war ein potenzieller Bankräuber, der die Tat nur plante, um von den Einsatzkräften beim versuchten Raub erschossen zu werden. Beide Taten konnten erfolgreich verhindert werden. "In der Regel finden wir selber eine Lösung und stehen den Menschen ohne die Behörden in der Krise bei", betont Hamedl. 

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