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So werden Cheater in Online-Games gejagt

Der 24-jährige Mohamed Al-Sharifi kann Betrüger nicht leiden. Daher hat er sich eine eigene Online-Armee aufgebaut, um Cheater zu jagen.

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    In Online-Games kann mittels Cheat-Codes betrogen werden.
    In Online-Games kann mittels Cheat-Codes betrogen werden.
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    Cheating ist in der Welt der Online-Games ein weitverbreitetes Problem. Mit Codes oder Programmen verschaffen sich Betrüger einen unfairen Vorteil und gewinnen um einiges häufiger, als ihr naturgegebenes Talent es eigentlich erlauben würde. Dagegen vorzugehen, ist schwierig, denn oft ist es nicht leicht, Cheater aufzudecken und zu belegen, dass beim Spielen betrogen wurde.

    Eines der jüngeren Beispiele solcher Cheater flog im Mai beim Game "Valorant" von Riot Games auf. Dort hatten Spieler einen Fehler im Spiel-Code dazu ausgenutzt, das Spiel geradezu zu hacken und die Spielregeln anzupassen. In diesem Fall war es Riot Games möglich, den Fehler im System zu erkennen und rasch zu beheben. Der Cheat kann seither also nicht mehr angewendet werden.

    "Ich hasse Cheater einfach generell"

    Dass die Sicherheitslücke überhaupt aufgefallen ist, ist aber nicht etwa Riot Games, sondern einem einzelnen Individuum zu verdanken, wie Vice.com berichtet. Sein Name ist Mohamed Al-Sharifi. Er ist 24 Jahre alt und im Internet vor allem unter dem Pseudonym GamerDoc bekannt. Zwar ist er kein Mitarbeiter einer der großen Game-Unternehmen, spielt ihnen aber immer wieder wichtige Informationen zu, wenn es darum geht, Cheater aufzudecken und neu aufkommende Cheats zu entlarven.

    Dies habe er sich zu einer Lebensaufgabe gemacht, sagt der Iraker, der in London lebt. "Ich hasse Cheater einfach generell. Ich finde es egoistisch, wenn man nur für sich allein Spaß haben möchte", sagt er. Und tatsächlich ist Al-Sharifi sehr erfolgreich darin, Betrüger aufzuspüren und aufzudecken, wie Mitarbeiter verschiedener Gaming-Unternehmen gegenüber Vice.com bestätigen.

    Schwarzmarkt für Cheats

    Dabei ist der GamerDoc nicht allein. Als er im Jahr 2018 erstmals damit begann, Betrügern auf die Schliche zu kommen, kreierte er einen Server auf der Kommunikations-Plattform Discord, den er "The O.W. Police Department" nannte. Dort fokussierte er sich erstmals auf Cheater im Online-Game "Overwatch". Bald hatte der GamerDoc so viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, dass sich andere Spieler ihm anschlossen und ebenfalls auf Cheater-Jagd gingen.

    Dieser Erfolg war es, der Al-Sharifi dazu anspornte, sich immer eingehender mit dem Thema zu befassen und nicht nur gegen einzelne Betrüger, sondern gegen das ganze Cheater-Ökosystem vorgehen zu wollen. Denn bei Schummlern handelt es sich nicht immer um unschuldige Jugendliche, die einmal einen bekannten Cheat-Code, den sie im Internet gefunden haben, in ein Game eingeben. Viel eher existiert ein ganzes Business, in welchem Cheat-Codes und -Programme für viel Geld auf dem Schwarzmarkt angeboten und verkauft werden.

    5.000 Mitglieder

    "Dabei konnte ich nicht länger zuschauen", so Al-Sharifi. "Manche Leute kommen abends aus dem Büro nach Hause zurück und wollen nur einen ruhigen Gaming-Abend verbringen. Da ist es doch doof, wenn dies von irgendeinem Kind ruiniert wird, das mit der Kreditkarte seiner Mutter im Internet Cheats gekauft hat." Problematisch seien aber auch jene Leute, die versuchen würden, mit Tricks und Betrug auf einem Pro-Level zu spielen und anderen, die stundenlang trainiert hatten, den Sieg zu stehlen.

    Mittlerweile ist der GamerDoc für zwei verschiedene Discord Server verantwortlich. Beide haben zusammengerechnet rund 5.000 Mitglieder. Immer wieder werden dort Spieler gemeldet, die dabei erwischt wurden, wie sie in verschiedenen Spielen mogeln. Al-Sharifi und weitere Admins der Server beurteilen diese Meldungen schließlich und entscheiden, ob sie die gemeldeten Fälle an die Unternehmen, die hinter den Games stehen, weiterleiten möchten.

    Todesdrohungen und Auftragskiller

    Al-Sharifi ist aber auch nach wie vor selbst aktiv auf der Suche nach Betrügern. So ist er beispielsweise in vielen Cheater-Foren angemeldet, in welchen er sich als Käufer ausgibt. Die so erworbenen Cheats leitet er dann an die Game-Firmen weiter. Es sei aber auch schon vorgekommen, dass gewisse Cheat-Entwickler sich direkt bei ihm gemeldet hätten, um andere Cheat-Entwickler anzuzeigen und aus dem Rennen zu stoßen.

    Seit er vor zwei Jahren mit der Verfolgung begonnen hat, wurden laut eigenen Schätzungen rund 50.000 bis 70.000 Cheater dank ihm gesperrt – dies hauptsächlich in den Games "Valorant" und "Overwatch". Damit macht Al-Sharifi sich aber nicht nur Freunde. Tatsächlich habe jemand sogar einmal eine GoFundMe-Seite erstellt, in welcher Geld gesammelt wurde, um einen Killer anzuheuern, der ihn umlegen sollte. Außerdem erhalte er ständig Todesdrohungen und Beschimpfungen. Dies halte ihn aber nicht von seiner Arbeit ab, so Al-Sharifi zu Vice.com.

    Tatsächlich möchte er noch einen Schritt weiter gehen. Momentan sei eine Website in Arbeit, auf welcher Gamer Cheater direkt vermelden und anzeigen können. Daraus soll schließlich eine öffentliche Liste mit den Namen beziehungsweise In-Game-IDs bekannter Cheater entstehen. "Es macht mich jedes Mal glücklich, wenn es mir gelingt, einen neuen Cheater sperren zu lassen", so der GamerDoc.

    Wie viel kostet ein Cheat-Code?

    Wie viel ein Chat-Code oder -Programm kostet, kann stark variieren. So können gewisse Cheats bereits für wenige Dollar erworben werden, kompliziertere oder elaborierte Programme können aber auch mehrere hunderte oder sogar tausende Dollar kosten. Außerdem gibt es sogenannte Cheat-Abos, welche täglich, wöchentlich oder monatlich bezahlt werden können. So existierte beispielsweise ein "Valorant"-Cheat, für welchen man 15 Euro pro Tag, 70 Euro pro Woche oder 150 Euro pro Monat bezahlen konnte. Rund 10.000 Gamer hatten diesen Cheat abonniert, bis der GameDoc ihm ein Ende setzte.

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