Riesengroß, leise, aber kaum zu übersehen: Am Dienstagnachmittag zog eines der wenigen Luftgefährte dieser Art über Teile von Niederösterreich und Oberösterreich hinweg. Der 75 Meter lange Goodyear-Zeppelin war auf dem Weg von seiner Heimatbasis im deutschen Friedrichshafen in Richtung Italien, wo er am kommenden Wochenende im Rahmen der FIA-Weltmeisterschaft über die Rennstrecke von Imola kreisen wird.
Beobachter konnten die "fliegende Zigarre" unter anderem bei Wieselburg, im Raum Scheibbs und in Teilen des Mostviertels am Himmel entdecken. Der genaue Kurs eines Zeppelins hängt aber von den Wetterbedingungen ab. Gut möglich, dass das Luftgefährt auch anderswo in Niederösterreich Passanten zum Staunen gebracht hat.
Ihren Namen erhielten die ersten Luftschiffe von ihrem Erfinder Ferdinand Graf von Zeppelin, der 1898 ein erstes Patent für ein "lenkbares Luftfahrzeug mit mehreren Tragkörpern" anmeldete. Danach war Deutschland viele Jahre lang führend bei der Entwicklung der sogenannten Zeppeline. Aufgrund mehrerer tragischer Unfälle und der rapiden Verbesserung von Flugzeugen verschwanden die Luftfahrzeuge dann mehr und mehr.
Wenn man heute einen "Zeppelin" am Himmel sieht, handelt es sich dabei fast sicher um ein Luftschiff. Während die Zeppeline unter ihrer Hülle ein starres Gerüst hatten, setzen praktisch alle modernen Luftschiffe auf den Druck des Gases, um ihre Form zu erhalten.
Ein einzigartiges Schauspiel bot sich aber auch kurz darauf in der oberösterreichischen Stadt Wels: Nach drei Jahren Pause landete das Luftgefährt am Dienstagnachmittag erneut für einen kurzen Zwischenstopp im Norden der Stadt. Der 7,2 Tonnen schwere Koloss zog zahlreiche Schaulustige an, die sich die Landung am Welser Flughafen nicht entgehen lassen wollten.
Der "Goodyear Blimp" blickt auf über 100 Jahre Geschichte zurück: Bereits 1917 stieg der erste Prototyp – der B1 – in den Himmel über Chicago. 1955 wurde ein Goodyear-Zeppelin erstmals als Antennenplattform für Live-TV-Übertragungen genutzt. Zu den bekanntesten Einsätzen zählen der Super Bowl 1967, die Olympischen Spiele in Los Angeles 1984 und der Einsatz beim Erdbeben in San Francisco 1989, als der Blimp wertvolle Hilfe bei der Koordination von Rettungseinsätzen aus der Luft leistete.
Trotz seines beträchtlichen Gewichts, einer Höhe von 17,4 Metern und einem Hüllenvolumen von 8.425 Kubikmetern, gleitet der Zeppelin fast geräuschlos durch die Lüfte. Zum Vergleich: Ein 40-Fuß-Überseecontainer, den man auf Güterzügen sieht, hat etwa 67 m³ Volumen – mit dem Gasvolumen des Zeppelins könnte man also rund 125 dieser Container füllen. Dabei wiegt das kuriose Gefährt aber nur so viel wie drei der Container.
Der Goodyear Blimp war er bei zahlreichen Großevents wie dem 24-Stunden-Rennen am Nürburgring oder Überflügen über Städte wie London, Mailand oder Kopenhagen im Einsatz. Nun stand auch Österreich wieder auf der Flugroute.