Klimaschutz

Spinnennetze an Straßen oft voll mit Mikroplastik

Plastik ist überall. Auch in Spinnennetzen sammeln sich zahlreiche kleine Plastikteilchen. Häufigster Ursprung sind Textilien und Reifenabrieb.

Lydia Matzka-Saboi
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Wissenschaftlerinnen untersuchten Spinnennetze auf Mikroplastik, keine einzige Probe war unbelastet.
Wissenschaftlerinnen untersuchten Spinnennetze auf Mikroplastik, keine einzige Probe war unbelastet.
Getty Images/iStockphoto

Drei Forscherinnen aus dem deutschen Oldenburg wollten anhand von Spinnennetzen einen Überblick über Mikroplastik in der Luft erhalten. Dazu haben sie Proben an unterschiedlich stark befahrenen Straßen genommen - je mehr Autos unterwegs waren, desto mehr blieb an den feinen Fäden hängen.

Zu den hängen gebliebenen Teilchen zählten vor allem der Kunststoff PET, vermutlich aus Textilien, außerdem der Abrieb von Autoreifen sowie Polyvinylchlorid (PVC), berichtete die APA. Die Menge an Mikroplastik war jeweils abhängig vom Standort.

Spinnennetze sind ein einfaches und günstiges Mittel, um die Verunreinigung der Luft durch Mikroplastik in der Stadt zu überwachen und besonders belastete Bereiche zu identifizieren, schreiben die Forscherinnen im Fachjournal "Science of the Total Environment".

Kein einziges Netz ohne Plastik

"Spinnen kommen weltweit vor, auch in Städten. Ihre klebrigen Netze sind eine ideale Falle für alles, was durch die Luft schwebt", sagte Studienleiterin Barbara Scholz-Böttcher, Mikroplastik-Expertin am Institut für Chemie und Biologie des Meeres der Universität Oldenburg. Aus verschiedenen Untersuchungen sei bekannt, dass in den Gespinsten Schadstoffe wie etwa Schwermetalle hängenbleiben. "Bisher hat jedoch noch niemand Spinnennetze auf Mikroplastik untersucht", sagte Scholz-Böttcher.

Um herauszufinden, ob sich Mikroplastik in Spinnweben nachweisen lässt und es bestimmte Verteilungsmuster gibt, wurden Netze aus dem oberen Bereich halbüberdachter Bushaltestellen gesammelt. Alle untersuchten Spinnennetze waren mit Mikroplastik verunreinigt.

Bei manchen machte der Plastikanteil sogar gut ein Zehntel des Gesamtgewichts eines Netzes aus. Fast 90 Prozent des Plastiks bestand aus PET, PVC und Material von Autoreifen. Der Anteil an Reifenabrieb schwankte dabei stark – abhängig vom Verkehr.

"Unsere Ergebnisse deuten außerdem darauf hin, dass der Abrieb von Straßenmarkierungen als eine weitere wichtige Quelle zur Mikroplastikfracht entlang von Straßen beiträgt", erläutert Scholz-Böttcher. Die Forscherinnen fanden zudem Hinweise darauf, dass sich die kleinen Plastikteilchen erstaunlich schnell in den Spinnennetzen ansammeln. Nach Ansicht von Scholz-Böttcher bietet die Methode eine einfache Alternative zu aufwendigen Messungen, um den Mikroplastik-Gehalt der unmittelbaren Umgebungsluft vergleichend einzuschätzen.