Politik

Spitalsärzte wollen mehr Geld und weniger Arbeit

Heute Redaktion
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Die Ärzte an den Kärntner Landesspitälern wollen weniger arbeiten und mehr Geld. Bei den Betriebsversammlungen am Donnerstag in allen fünf Krankenhäusern des Trägers Kabeg wurden Druckmittel für die Verhandlungen mit dem Land beschlossen.

Die Mediziner fordern eine Erhöhung des Grundgehalts nach dem Konzept "48/60". Die Ärzte wollen so viel, wie sie derzeit bei 60 Wochenstunden verdienen, schon bei 48 Stunden bekommen. Dafür müssten die Grundgehälter um 25 bis 30 Prozent steigen. Die Normalarbeitszeit von Ärzten liegt bei 40 Wochenstunden. Das würde das Landesbudget mit zusätzlichen 30 Millionen Euro belasten.

Bald könnten Ärzte fehlen

Eine sieht eine Reduktion der wöchentlichen Maximalarbeitszeit auf 48 Stunden vor. Es beinhaltet allerdings Übergangsfristen bis 2021. Ärzte haben während dieser Zeit die Möglichkeit, auf eigenen Wunsch auch mehr als acht Überstunden pro Woche zu machen. Die Kabeg-Ärzte haben nun einstimmig beschlossen, dass man die Übergangsmöglichkeit geschlossen nicht wahrnimmt, sofern die Gehaltsverhandlungen keine Erfolge zeigen. Das würde bedeuten, dass ab Jänner die knapp 900 Kärntner Spitalsärzte nicht mehr als 48 Stunden arbeiten. Allein am Klinikum Klagenfurt würden dann 75 Ärzte fehlen.

Nur mehr halb soviele Turnusärzte

"Die Arbeitsbelastung ist unerträglich geworden, wir sind mittlerweile dort, wo Ärzte krank werden. Das Kärntner Gesundheitswesen ist ein Intensivpatient", klagte der Kärntner Ärztekammerpräsident Josef Huber. Außerdem gebe es immer weniger Turnusärzte. "Die Zahl ist in den letzten Jahren von 120 auf 57, 58 zurückgegangen." Das habe unmittelbare Auswirkungen auf die Hierarchie: "Sogar Primarärzte müssen an manchen Abteilungen normale Dienste versehen." Für Huber ist die Übergangsfrist beim Arbeitszeitgesetz zu lang.

50 Euro für Herz-OP

Die 53-jährige Herzchirurgin Petra Preiss rechnete vor, dass sie bei ihrem Grundgehalt von 4.150 Euro brutto für eine dreistündige Herzoperation etwas mehr als 50 Euro netto verdiene. Sie kündigte weitere Betriebsversammlungen und "kreative Protestmaßnahmen" an, falls die Gehaltsverhandlungen nicht nach den Vorstellungen der Ärzte verlaufen.

Die Österreichische Ärztekammer stellte sich hinter die Kärntner.

Kabeg ist alarmiert

Kabeg-Vorstand Arnold Gabriel befürchtet Versorgungsengpässe, falls die Mediziner ihre Drohung wahr machen. Probleme werde es dann etwa auf der Herz-Thorax-Chirurgie oder auf der Pulmologie geben. Es sei unmöglich, bis Jahresende 75 neue Ärzte anzustellen. Die Rechnung von 50 Euro für eine dreistündige Herz-OP findet er nicht nachvollziehbar. In Summe verdiene der durchschnittliche Oberarzt 5.000 Euro netto, auch wenn das Brutto-Grundgehalt bei gut 4.000 Euro liegt. Ein Assistenzarzt verdiene durchschnittlich 3.200 Euro netto.

Ärzte bekommen zum Grundgehalt Zulagen, Sonderklasse- und Arztgebühren und natürlich die Überstunden samt Zuschlägen. Im Bundesländervergleich liege Kärnten, wenn man nicht nur das Grundgehalt sondern auch die Zulagen, die in den Ländern unterschiedlich geregelt sind, betrachtet, im Mittelfeld. Eine Gehaltserhöhung sei von ihm aus aber nicht bewerkstelligbar, so Gabriel.

SPÖ-Landeshauptmann Peter Kaiser will sich zunächst selbst die Standpunkte der Ärzte anhören. Ein Gehaltsplus von 25 bis 30 Prozent bezeichnet er aber als "eher unüblich".