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"Ständig zugedröhnt" – Wiener Anwalt stürzte in den Tod

Nach dem mysteriösen Tod eines Wiener Anwalts musste sich heute ein Berufskollege des Verstorbenen wegen Im-Stich-Lassens vor Gericht verantworten.

Amra Duric
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Anwalt wurde heute in Wien der Prozess gemacht.
Anwalt wurde heute in Wien der Prozess gemacht.
Helmut Graf

Eine wilde Partynacht endete im Sommer 2018 für einen aufstrebenden Top-Juristen tödlich. Der Mann stürzte von seiner Wiener Dachterrasse 23 Meter in die Tiefe und starb. Im Zuge der Ermittlungen stellte sich heraus, dass der Jurist vor seinem Ableben mit Freunden in einem Lokal am Naschmarkt verabredet war. Mit dabei war auch einer seiner besten Freunde, der ebenfalls Jurist ist. Diesem wurde heute am Wiener Landesgericht der Prozess gemacht, weil er laut Staatsanwaltschaft den 35-Jährigen zum Konsum von der Droge LSD verleitet haben soll.

"Es gab keine Überredungen. Er wollte es unbedingt ausprobieren."

Vor Gericht bekannte sich der Angeklagte nicht schuldig. Er gab zwar zu, dass er mit dem Verstorbenen Drogen konsumiert, jedoch nichts mit seinem Tod zutun gehabt hatte. Laut dem Juristen hatte er sich mit dem 35-Jährigen zum Abendessen getroffen, danach suchten die Freunde mit anderen Bekannten eine Bar in der City auf. Gegen 21 Uhr gingen die beiden Juristen in die Wohnung des Angeklagten, wo sie LSD nahmen. "Es gab keine Überredungen. Er wollte es unbedingt ausprobieren. Ich habe ihm und mir einen Tropfen in ein Schnapsglas getan und nach etwa einer halben Stunde haben wir die Wirkung gespürt. Wir waren spitze drauf und sind dann mit dem Taxi zum Schloss Cobenzl auf eine Party gefahren", so der Angeklagte. 

"Es gab keine Überredungen. Er wollte es unbedingt ausprobieren. Ich habe ihm und mir einen Tropfen in ein Schnapsglas getan und nach etwa einer halben Stunde haben wir die Wirkung gespürt. Wir waren spitze drauf", so der Angeklagte

Auf der Party trafen die beiden laut dem Angeklagten andere Freunde und erzählten diesen, dass sie LSD genommen hatten. "Plötzlich waren sehr viele Leute dort und er (Anm. der Verstorbene) meinte er muss jetzt nach Hause gehen", schildert der Jurist. Kurz bevor der 35-Jährige ins Taxi eingestiegen war, hatte er ein Xanor genommen, welches ihm der Angeklagte mitgegeben hatte. Laut dem Juristen sollte mit dem Medikament der LSD-Trip abgeschwächt werden. Auf die Frage, warum er seinem Freund nicht nachgefahren ist, antwortete der Jurist: "Er hatte zuvor gesagt, dass er sein Handy verloren hatte. Ich wollte es für ihn suchen." Als der Anwalt, der vorläufig von der Rechtsanwaltskammer gesperrt wurde, das Telefon seines Kollegen nicht fand, versuchte er ihn anzurufen. "Ich dachte mir, vielleicht hat er das Handy eingesteckt und es nicht gemerkt. Er hat sofort abgehoben." Laut dem Angeklagten saß der 35-Jährige im unteren Stockwerk seiner zweistöckigen Wohnung und sagte ihm, er solle mit den anderen Freunden und ein paar Mädchen vorbeikommen. "Ich hab die anderen gefragt, ob sie zu ihm fahren wollen, aber alle wollten auf der Party bleiben." 

Anwalt drohen bis zu drei Jahre Haft

Der Angeklagte erklärte, dass er gegen 23:50 Uhr ein letztes Mal mit seinem Freund telefoniert hatte: "Ich hab ihm gesagt, er soll ins Taxi steigen und wieder kommen, aber er klang genervt und hat mir aufgelegt. Ich dachte mir, ich bleibe noch ein bisschen auf der Party und fahre dann sowieso zu ihm." Doch dazu sollte es nicht kommen. Denn nur zwölf Minuten nach dem Telefonat fiel der 35-Jährige von seiner Dachterrasse 23 Meter in die Tiefe. Laut dem angeklagten Juristen hatte sein Kollege öfter Kokain genommen und regelmäßig Marihuana geraucht. Auf die Frage, warum er seinem Freund LSD gegeben hatte, erklärte der Wiener: "Alle waren ständig zugedröhnt, weil sie Alkohol getrunken, oder sich etwas gezogen haben. LSD war ein schöner, edler Rausch, der ein Gemeinschaftsgefühl geschaffen hat."

Für den angeklagten Rechtsanwalt gilt die Unschuldsvermutung. Die Verhandlung ist auf zwei Tage anberaumt. Die Staatsanwaltschaft hat knapp zwei Dutzend Zeugen beantragt. Weiters müssen zwei Sachverständige gehört werden. Im Fall eines Schuldspruchs drohen dem Anwalt bis zu drei Jahre Haft.

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