Strafe statt Hilfe

Start-up findet keinen Mitarbeiter, muss 640 € zahlen

Ein junges Wiener Unternehmen erhielt Post vom Sozialministerium. Sie sollen jetzt zahlen, weil sie keine Menschen mit Behinderung eingestellt haben.
Robert Cajic
29.05.2025, 16:39
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Auf Mars-Mission mit GenZ-Marketing: Das Wiener Start-up "marswalk" möchte mit ihrem Marketing-Know-How auf Social Media als Brücke zwischen den Generationen dienen und Unternehmen dabei helfen, durchzustarten. Das Start-up wächst schnell – das wird ihnen nun zum Verhängnis.

Weil "marswalk" bereits über 25 Mitarbeiter verfügt, muss die Firma eine Person mit Behinderung anstellen. Da bislang trotz monatelanger Suche keine geeignete Person gefunden werden konnte, sollen sie nun rückwirkend 640 Euro zahlen. Jeden Monat sollen weitere 320 Euro dazukommen.

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Keine Hilfe – Ministerium verteilt Strafen

Das Herzstück von "marswalk" befindet sich im 15. Wiener Bezirk, von dort startet das Start-up ihre Mission, Firmen mit allen Generationen zu vernetzen. Bei der Personalauswahl überlasst Firmen-CEO Victor Samuel Vecsei nichts dem Zufall – er versuchte über mehrere Monate hinweg, eine Person mit Handicap anzuheuern. Doch das ist nicht einfach, wie er im "Heute"-Talk erzählt.

Mehrere Bewerbungsgespräche habe es laut dem Marswalk-Chef gegeben – bei der Jobsuche spielen für Menschen mit Einschränkungen nämlich mehrere Faktoren wie Anbindung, Arbeitsplatz oder Barrierefreiheit eine große Rolle.

Auf seinem Linkedin-Profil erklärt der Wiener Jungunternehmer und Marswalk-CEO Victor Samuel Vecsei, wie aufwendig die Personalsuche in diesem Fall war: "Wir haben aktiv gesucht und mehrere Gespräche geführt. Aber Menschen mit Behinderung zu finden, die in unserem schnelllebigen und mobilitätsintensiven Agenturalltag passen und gleichzeitig als 'begünstigt behindert' anerkannt sind, ist in der Praxis extrem schwer. Hier brauchen Unternehmen echte Unterstützung vom Sozialministerium."

Ministerium bietet keine Hilfe, aber Strafzahlungen

Dass das Sozialministerium sein junges Unternehmen dennoch zu sogenannten Ausgleichstaxen in dreistelliger Eurohöhe pro Monat verdonnert, stößt bei ihm auf Unverständnis.

„Ich habe in jungen Jahren Verantwortung für ein wachsendes Team übernommen, zahle Steuern und Abgaben, schaffe und erhalte Arbeitsplätze – Unternehmertum ist ein wichtiger Pfeiler für unseren Wirtschaftsstandort. Es sollte nicht bestraft, sondern unterstützt werden.“
Victor Samuel VecseiCEO des Start-ups "marswalk"

Stattdessen wünscht sich der 25-jährige Unternehmer aktive Hilfe vom Ministerium. Dazu schreibt Vecsei auch auf seinem Linkedin-Profil: "Keine Förderung. Kein Matching-Service. Keine steuerlichen Anreize. Stattdessen: Ein Bescheid mit Zahlschein und Frist."

Als Unternehmer "auf sich allein gestellt"

Auch brauche es laut dem marswalk-Unternehmer flexiblere Regelungen für Start-ups und kleinere Unternehmen – schließlich gelten derzeit dieselben Vorgaben wie für Großkonzerne, obwohl junge Betriebe völlig andere Voraussetzungen mitbringen. "Und nicht zuletzt braucht es eine moderne Inklusionsstrategie, die nicht auf einem mehr als 50 Jahre alten Gesetz basiert, sondern praktische Lösungen für echte Teilhabe bietet."

Sein Hauptkritikpunkt: Nicht die gesetzliche Vorgabe an sich – sondern das "völlige Fehlen an aktiver Unterstützung durch das Sozialministerium". Das Thema hat für den 25-jährigen Jungunternehmer einen persönlichen Touch, denn: Als Zivildiener arbeitete Vecsei täglich mit Menschen mit Behinderungen, möchte daher allen Social-Media-Begeisterten die Möglichkeit zur Weiterentwicklung bei "marswalk" geben: "Die Türen sind offen."

"Statt Unterstützung kam ein Bescheid mit Zahlschein und Frist", schreibt der 25-jährige Unternehmer auf LinkedIn.
BSH AdVisors

Für seine Firma sei es deshalb massiv belastend, jeden Monat 320 Euro zahlen zu müssen, bis sie eine geeignete Person mit Handicap anheuern können. Dieses Geld könne man in die Personalsuche oder in Konzept zur nachhaltigen Unterstützung für Menschen mit Behinderungen im Arbeitsalltag nutzen. "Aber in Österreich kommt nur ein Brief und du bist auf dich allein gestellt", kritisiert der Marswalk-Boss die Quoten-Regelung im "Heute"-Talk.

{title && {title} } rca, {title && {title} } Akt. 29.05.2025, 17:32, 29.05.2025, 16:39
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