Politik

Statt Kirchenbeitrag eine Steuer für jeden?

Weil immer mehr Österreicher aus der katholischen Kirche austreten, schlägt Professor Rudolf Höfer ein neues Steuermodell für Kirchen vor.

Heute Redaktion
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Höfer beruft sich laut "Kurier" auf eine Studie der Universität Freiburg, die in Deutschland einen weiteren Negativtrend bei den Kirchenaustritten prophezeit. Demnach mache der Anteil der Katholiken in der Bevölkerung im Jahr 2060 nur noch 27 Prozent aus. Für Höfer ist einer der Gründe dafür der Kirchenbeitrag, der für zwei Drittel der Betroffenen der Austrittsgrund sei.

Höfer sieht die Kirche als eine Art Finanzamt, und schlägt deshalb – nicht nur für die katholische Kirche, sondern für alle 16 in Österreich anerkannten Religionsgemeinschaften – ein neues Steuermodell vor. Das Besondere: Es handle sich um eine "demokratische Steuerwidmung", bei der den Bürgern keine Mehrkosten entstehen sollen.

Das bisherige Kirchenbeitragssystem sei für Höfer überholt: Alleine die Einhebung koste 60 Millionen Euro und einkommensschwache Menschen würden benachteiligt. Deswegen sieht Höfer eine Alternative in jenem Modell, das teils schon in Italien, Polen, Slowenien, Spanien und Ungarn zum Tragen komme: Eine Widmung im Rahmen der Steuererklärung.

Teil der Steuer für die Kirche

Bei diesem System können Bürger bei ihrer Steuererklärung einen kleinen Teil für Soziales, Umwelt, Kultur, Politik und Co. widmen – und auch für Religionsgemeinschaften. Wird keine spezielle Widmung angegeben, soll der Beitrag (in Italien sind es 1,5 Prozent) nach vorgegebenem Schlüssel auf die verschiedenen Sektoren aufgeteilt werden.

Höfer betont dabei, dass der Prozentsatz in Österreich höher sein müsste, um die Religionsgemeinschaften finanziell nicht zu belasten, allerdings handle es sich bei dem neuen Steuermodell um keine Steuererhöhung und niemand würde mehr bezahlen als jetzt. Das würde laut dem Professor auch die Zahl der Kirchenaustritte drastisch senken.

Religionsgemeinschaften gesprächsbereit

Wie es im Bericht heißt, liefen derzeit Gespräche mit der Plattform der Religionsgemeinschaften zu dem Vorschlag. Bei der katholischen Kirche wird immerhin vereinzelt selbst betont, dass sich in Sachen Kirchenbeitrag etwas tun solle. "Bischof Alois Schwarz ist es ein Anliegen, in Bezug auf die Art der Vorschreibungen des Kirchenbeitrags Verbesserungen herbeizuführen", wird eine Aussage der Pressesprecherin der St. Pöltner Diözesanbischofs zitiert.

In der Politik sei ein solches Thema allerdings zuletzt unter Bundeskanzler Wolfgang Schüssel diskutiert worden. Gesprächsbereit zeigen sich laut "Kurier" aber die verschiedenen Glaubensgemeinschaften. "Ein gangbarer Weg" ist das Modell für Ümit Vural, Präsident der Islamischen Glaubensgemeinschaft. Und Signale, darüber reden zu wollen, kommen auch von der Israelitischen Kultusgemeinde.