Anpfiff für Peter Stöger! Der 59-jährige Wiener legte am Montag als Rapid-Trainer los. 22 Feldspieler, drei Torhüter und zehn (!) Betreuer läuteten im Prater bei sommerlichen Temperaturen die neue Ära ein.
Rund 50 Zaungäste ließen sich den Auftakt nicht entgehen. Einige von ihnen hofften, Marko Arnautovic zu Gesicht zu bekommen – der ÖFB-Star ist als möglicher Sensationstransfer bei den Hütteldorfern im Gespräch. Doch vom Ex-Inter-Stürmer fehlte (noch) jede Spur.
"Mit der Kohle werden wir ihn nicht locken", grinste Stöger. "Aber eine Idee zu haben, ist ja nicht schlecht. Er ist am Markt, es ist smart, über ihn nachzudenken. Und dass Marko kicken kann, hat er ja gezeigt." Der neue Rapid-Trainer weiß aber: "Marko hat natürlich auch andere Optionen."
"Heute" fragte auch bei Sportdirektor Markus Katzer nach, ob Arnautovic mehr als nur ein Gerücht ist. "Wenn ich jetzt sage, dass ich nichts dazu sage, kann sich jeder ausrechnen, was los ist. Er ist ein super Spieler, ich mag ihn. Ich mag wie er spielt, ich mag wie er sich gibt, wie er spricht. Aber es gibt natürlich andere Klubs, die diesen Spieler spannend finden."
Präsident Alexander Wrabetz äußerte sich ebenfalls zum Thema Arnautovic, wich jedoch aus: "Ein toller Spieler. Aber mehr ist dazu nicht zu sagen." Gab es ein Treffen mit dem Management des 36-Jährigen? "Das weiß ich nicht."
Stöger sprach freilich nicht nur über den ÖFB-Rekordspieler. Rund 70 Minuten dauerte die erste, lockere Trainingseinheit. Der neue Coach und sein "Co" Thomas Sageder verfolgten sie vorwiegend aus der Beobachterrolle – die lautesten Kommandos gab Stefan Kulovits.
Nach dem Schlusspfiff klatschte der einstige Dortmund-, Köln- und Austria-Trainer mit den grün-weißen Fans ab – und schilderte in einer Medienrunde seine Gedanken.
Gefragt nach den Saisonzielen meinte er: "Der fünfte Platz wird sicher nicht ausreichen. Aber reden wir weiter, wenn der Kader komplett ist. Man muss auch schauen, wie die Konkurrenz nachlegt. Fakt ist: Wenn es am Schluss wieder so eine Tabellenkonstellation wie heuer gibt, möchte ich mit Rapid dabei sein." Grundsätzlich wolle er zudem "jeden Donnerstag und Sonntag gewinnen".
Stöger betonte mehrfach, dass im Vorjahr "nicht alles schlecht war. Vieles habe ich bei Sky als Analytiker abgefeiert. Wir werden vieles fortführen, aber natürlich unsere eigenen Ideen einbringen. Wichtig ist, dass wir Fehler, die eventuell passiert sind, nicht nochmal machen. Und klar ist auch: Wir wollen mit der Zeit flexibler werden."
Mit welchem Personal, ist weiter offen. Abgänge von Leistungsträgern wie Mamadou Sangare und Serge-Philippe Raux-Yao stehen im Raum. Zugänge wird es definitiv in der Offensive geben. Unabhängig davon, ob Ercan Kara Samsunspor abgekauft wird. Eine Einigung ist wahrscheinlich, aber noch nicht in trockenen Tüchern.
Stöger stellt klar: "Ich bin kein Freund der Elf-Spieler-Rotation von Donnerstag auf Sonntag, das ist nicht mein Zugang. Ich denke, man muss sich für solche Partien qualifizieren. Diejenigen, die mehr Arbeit investieren, werden am Ende öfter spielen. Es ist kein Hexenwerk. Ich will einen Stamm haben. Das habe ich den Jungs auch mitgegeben. Es soll keiner glauben, dass er irgendwann zum Einsatz kommt, nur weil es viele Spiele gibt. Es werden bei mir die Besten spielen."
Die ÖFB-Legende sprach sich dafür aus, zunächst alle verliehenen Rapidler mittrainieren zu lassen. "Alle dürfen sich zeigen und vorturnen, das sind wir ihnen schuldig. Ich will nichts übersehen, was im eigenen Haus ist."
Spielerisch will sich Stöger "daran orientieren, was der Kader hergibt. Es ist eine Mannschaft, die ich eher vorne sehe. Wir werden eher Dinge selbst in die Hand nehmen und dazu beitragen, ein Spiel zu gewinnen."
Fakt ist auch: Matthias Seidl bleibt unter dem neuen Trainer grün-weißer Kapitän. Beide führten am Sonntag ein längeres Gespräch und kamen zum Schluss: Die Schleife ist für den Mittelfeldmann keine Bürde, sondern Motivation.