Zehn Jahre lang stand Jens Stoltenberg an der Spitze der NATO – nun plädiert der einst "mächtigste Norweger der Welt" für einen neuen Dialog mit Moskau. Er selbst habe sich in seiner Amtszeit von 2014 bis 2024 immer für Gespräche mit Russland und auch Putin persönlich eingesetzt.
Allerdings stoße man bei Kreml-Kriegstreiber Wladimir Putin weiter auf taube Ohren. "Seit der russischen Vollinvasion der Ukraine fehlt die Grundlage für einen sinnvollen Dialog", sagt er im Interview mit dem deutschen Magazin "Stern". Irgendwann werde man auch wieder dazu zurückfinden müssen. "Russland wird schließlich nicht verschwinden."
Um die Russen wieder an die Verhandlungstische zurückzubringen, müsse Europa allerdings militärische Stärke und glaubwürdige Abschreckung demonstrieren.
Auch die Ukraine werde mit Russland sprechen müssen, um diesen Krieg mit einem Abkommen zu beenden, stellt der Ex-NATO-Chef klar. Entscheidend sei aber, dass so ein Dialog auf einer klaren Basis geführt werde.
Derweil plädiert der 66-Jährige auf einen westlichen Schulterschluss und weitere Unterstützung Kyjiws: "Dieser Krieg wird je schneller enden, desto stärker wir die Ukraine militärisch unterstützen", konstatiert Stoltenberg und macht eine klare Ansage: "Putins Weltsicht können wir nicht ändern. Was wir ändern können, ist sein Kalkül. Wir können ihm zeigen, dass der Preis, den er für die Kontrolle der Ukraine zahlen muss, zu hoch ist."
Allerdings gibt es geopolitisch noch einen anderen Elefanten im Raum. Auch China rüstet derzeit extrem auf. "Irgendwann" müsse man mit Russland und dem Reich der Mitte ein neues System der Rüstungskontrolle schaffen. "Sonst droht ein neues nukleares Wettrüsten. Das wäre sehr gefährlich. Und extrem teuer."
