Wien-Wahl

Streit um Postsportplatz: Das sagen Parteien in Hernals

Derzeit wird darüber diskutiert, ob das Postsportareal verbaut werden soll. Das sagen die Spitzenkandidaten der Parteien zu den Top-Themen in Hernals.

Heute Redaktion
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Das sind die Spitzenkandidaten in Hernals
Das sind die Spitzenkandidaten in Hernals
"Heute", zVg

Hernals zeichnet sich charakteristisch durch eine starke demographische Durchmischung aus, die sich in der Unterschiedlichkeit der Bezirksteile widerspiegelt. Auch im 17. Bezirk sind viele Grünzonen zu finden. Dazu zählt er 57.027 Einwohner (Stand Jänner 2020). 

Politisch ist Hernals eine rote Hochburg. Seit 18 Jahren regiert hier Ilse Pfeffer (SPÖ). Keine andere Frau in Wien führt so lange einen Bezirk wie sie. Auch bei der Wahl 2015 lag die SPÖ im 17. mit über zehn Prozent vorne.

Das Ergebnis in Hernals 2015
Das Ergebnis in Hernals 2015
Stadt Wien

Die Post hat bereits vor einem Jahr Pläne bekannt gegeben, das Postsportareal zu verbauen. Dies ist auch ein heißes Thema im Wahlkampf. Daneben sorgt das Orthopädische Spital Gersthof für Diskussionen.

"Heute" sprach mit den jeweiligen Spitzenkandidaten der fünf größten Parteien im Bezirk, klopfte die wichtigsten Themen ab. Hier sind die Antworten:

Die Post überlegt das Postsportareal zu verbauen – gute Idee oder nicht?

Das sagt SPÖ-Spitzenkandidatin und Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer: Es ist keine gute Idee. Der Bezirk hat dazu eine klare Haltung: Sportflächen sind zu erhalten und eine Änderung der Flächenwidmung erhält keine Zustimmung des Bezirks. Die SPÖ Hernals bzw. die Bezirksvorstehung stehen auf Seite der AnrainerInnen und unterstützen die Forderung nach einem Erhalt des Postsportplatzes und nach einer BürgerInnenbeteiligung.

Das sagt FPÖ-Spitzenkandidatin Ulrike Nittmann: Klares Nein. Im dicht verbauten Gebiet ist Grünraum Mangelware. Daher setzen wir uns von der FPÖ Hernals massiv für den Erhalt der Sport- und Freiflächen des Postsportareals als grüne Lunge von Hernals ein und werden alle Hebel gegen die geplante Verbauung in Bewegung setzen. Wir fordern die in vielen Bereichen notwendige Sanierung der Sportstätte und lehnen ein Zubetonieren von Grün ab.

Die Schwarzenbergallee im Erholungsgebiet Schwarzenbergpark
Die Schwarzenbergallee im Erholungsgebiet Schwarzenbergpark
picturedesk.com

Das sagt der ÖVP-Spitzenkandidat Klaus Heintzinger: Wir sind gegen eine Verbauung. Wir fordern eine Adaptierung des Areals, um es für verschiedene sportliche Zwecke der HernalserInnen zur Verfügung zu stellen. Auch der Grünraum soll für die Anrainerinnen und Anrainer erhalten bleiben. Das ist unsere Grätzlidee, die mit dem Geld aus dem Gemeindepaket der Bundesregierung finanziert werden kann.

Das sagt die grüne Spitzenkandidatin Karin Prauhart: Sozialer Wohnbau, dort wo bereits eine Baulandwidmung besteht, ist selbstverständlich in unserem Sinne. Wir brauchen leistbare Wohnungen, auch eine neue Volksschule wäre ein Plus. Die Sportflächen und der Christine-Nöstlinger Park sollen erhalten, ja sogar ausgebaut werden. Eine Querungsmöglichkeit in Form einer Baumallee wäre schön.

Das sagt NEOS-Spitzenkandidatin Cora Urban: Wir sprechen uns für den Erhalt der Sport- und Grünflächen auf dem Postsportplatz aus - das ist von Beginn an unsere Position. Im Gegensatz zu SPÖ und Grüne steht NEOS zu dieser Position nicht nur im Bezirk, sondern auch im Gemeinderat. Zudem fordern wir einen echten Beteiligungsprozess, bei dem die Hernalser_innen zu Wort kommen und nicht bloß informiert werden.

Wie soll das Orthopädische Spital Gersthof nachgenutzt werden?

Das sagt SPÖ-Spitzenkandidatin und Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer: Die SPÖ hat sich erfolgreich dafür eingesetzt, dass auf diesem Areal in bester Lage und großem Grünraumanteil keine Luxuswohnungen errichtet werden, sondern den Verkauf des Grundstücks an die Bundesimmobiliengesellschaft mit der vertraglichen öffentlichen Nutzung für Bildungszwecke verbunden. Die erste Nutzung steht bereits fest: Die ehemalige Orthopädie Gersthof wird das Ausweichquartier für das Währinger Gymnasium Klostergasse, um die dort überfällige Generalsanierung durchführen zu können.

Das sagt FPÖ-Spitzenkandidatin Ulrike Nittmann: Das Wiener Gesundheitssystem ist ein Akutpatient, insbesondere die Kinder- Rehabilitation weist ein unzumutbares Defizit an Betten auf. Unsere Forderung war daher immer aus dem ehemaligen orthopädischen Krankenhaus Gersthof eine stationäre Kinder-Rehabilitations-Einrichtung mit einer Ambulanz für Kinder zu schaffen. Die Idee der Grünen, eine linke Ideologie- Schmiede für zwei bis achtzehnjährige zu etablieren, lehnen wir von der FPÖ Hernals strikt ab.

Das sagt der ÖVP-Spitzenkandidat Klaus Heintzinger: Wir fordern einen Bildungscampus mit großen Grünflächen für Sport auf dem Areal. Entsprechende Anträge haben wir bereits im Bezirk eingebracht.

Das Orthopädische Krankenhaus Gersthof
Das Orthopädische Krankenhaus Gersthof
picturedesk.com

Das sagt die grüne Spitzenkandidatin Karin Prauhart: Wir wollen einen inklusiven Bildungscampus für 2-18 Jährige, mit den Schwerpunkten Nachhaltigkeit und Klimaschutz. Eine Greta-Thunberg Schule für alle. Das Raumangebot und den Garten sollen alle Altersgruppen 365 Tage im Jahr gemeinsam nützen.

Das sagt NEOS-Spitzenkandidatin Cora Urban: Das ehemals orthopädische Spital in Gersthof/Hernals soll einer Verwendung zugeführt werden, in der das Gesamtensemble - vor allem der wertvolle Baumbestand - erhalten bleiben kann! Sehr gut können wir uns eine Nutzung als Schulareal oder auch als Seniorenheim vorstellen.

Wie kann Gentrifizierung verhindert und dafür gesorgt werden, das Hernals ein leistbarer Wohnbezirk bleibt?

Das sagt SPÖ-Spitzenkandidatin und Bezirksvorsteherin Ilse Pfeffer: Hernals ist heuer erneut zum beliebtesten Wohnbezirk Wiens gekürt worden. Ein großer Teil der Wohnungen im 17. Bezirk sind Gemeindewohnungen oder im geförderten Wohnbau, dadurch bleiben die Mieten leistbar. Darüber wurde gerade in der Nähe des Brunnenmarktes bereits vor einigen Jahren eine sanfte Stadterneuerung gestartet mit geförderten Renovierungen, Fassadenbegrünungen und begleitenden Maßnahmen durch den Bezirk. Das steigert die Lebensqualität aller hier wohnenden Menschen. Eine Gefahr der Gentrifizierung gibt es in Hernals nicht.

Das sagt FPÖ-Spitzenkandidatin Ulrike Nittmann: Hernals soll ein typischer Wiener Heimatbezirk bleiben, daher lehnen wir eine Flächennutzung ausschließlich nach profitablen Gesichtspunkten ab und geben dem Bestandsschutz den Vorzug. Den permanent ansteigenden Mietpreisen und dem allgemeinen Druck auf dem Wohnungsmarkt kann man nur mit günstigem Sozialbau entgegen. Die schon 2015 versprochenen 4000 Gemeindewohnungen wurden nie gebaut und ca. 150.000 Gemeindewohnungen sind renovierungsbedürftig. Es gibt viel zu tun in dieser Stadt.

Das sagt der ÖVP-Spitzenkandidat Klaus Heintzinger: Die Auswirkungen vom Brunnenmarktviertel auf Hernals werden voraussichtlich nicht massiv sein. Man muss jedoch genau beobachten, wie sich die Situation weiterentwickelt. Denn feststeht: Wohnraum muss in Hernals weiter leistbar bleiben.

Das sagt die grüne Spitzenkandidatin Karin Prauhart: Fakt ist: zwischen Wienerwald und dem Zentrum ist Hernals ein attraktiver Bezirk mit tollen sportlichen Einrichtungen und guten Schulen. Auch die Nähe zum Yppenmarkt ist ein tolles Angebot. In den letzten Jahren wurden viele Bauten aus der Gründerzeit saniert und viele Dächer ausgebaut. In Hernals haben wir Grüne mehrere Schutzzonen für diese Gründerzeitensembles beantragt. Das schützt ortsbildprägende Bausubsubstanz und verhindert unnötige Abrisse. Um die Mieten stabil zu halten, braucht es gerade im Altbau eine nachvollziehbare Mietzinsobergrenze. Bei Neubauprojekten befürworten wir die Zwei Drittel Regelung die besagt, dass bei neuen Widmungen der Anteil geförderter Wohnnutzflächen im Regelfall zwei Drittel betragen muss. Ein guter architektonischer Mix aus Alt und Neu ist genauso wichtig, wie eine gute Nachbarschaft von den Menschen, die schon lange hier wohnen und den neuen Hernalser*innen, die wir herzlich willkommen heißen!

Das sagt NEOS-Spitzenkandidatin Cora Urban: Gentrifizierung ist kein Spezifikum des Brunnenmarkt-Viertels, sondern ein weltweites Phänomen. Es gibt kein Patentrezept dafür, wie man damit umgeht. Eine Lösung für leistbare Mieten kann nur in einem fairen (Bundes-)Mietrecht liegen. Für dieses stellen wir uns vor, dass Mieten stärker auf die Qualität der Wohnungen abzielt statt auf das Baujahr. Lange nicht sanierte Wohnungen würden so günstiger bleiben, der Anreiz zur Sanierung würde vergrößert.

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