"Mein großes Ziel ist es, ganz nach oben zu kommen" – das sagt Lilli Tagger vor ihrem ersten Spiel am Mittwoch beim Alpstar Ladies Open im Wiener Tennisclub La Ville. Die 17-jährige Osttirolerin entfachte im Land einen Hype. Druck spürt sie deshalb nicht. "Wenn ich am Platz bin, will ich Spaß haben, keinen Druck. Ich will die Momente genießen", meint sie. "Natürlich, zuletzt in Amstetten waren die Erwartungen von außen schon hoch. Aber schlussendlich spiele ich für mich selbst und ich erreiche auch für mich selbst meine Ziele."
Taggers erste Vorbilder waren Roger Federer und Rafael Nadal, wie sie "Heute" verrät. "Später wurde es Justine Henin", sagt sie. Kein Zufall, wie die ehemalige belgische Weltklassespielerin setzt Tagger auf eine einhändige Rückhand, eine Seltenheit im Tenniszirkus. "Dabei werde ich auch bleiben, da habe ich überhaupt keine Zweifel. Beidhändig habe ich mich nie wohlgefühlt."
Verbesserungspotenzial sieht die French-Open-Gewinnerin der Juniorinnen vor allem im körperlichen und mentalen Bereich. "Da fehlt mir sicherlich noch einiges zur Weltklasse. Wenn ich mich da nicht weiterentwickle, tue ich mir irgendwann schwer. Zu negativ zu sein am Platz, ist zum Beispiel nie gut. Eine gute Körpersprache ist sehr wichtig."
Eine große Hilfe ist dabei ihre italienische Trainerin, die Ex-Paris-Siegerin Francesca Schiavone. "Sie hat eine starke Persönlichkeit, hat selbst im Tennis alles erlebt. Da kann ich mir sehr vieles abschauen."
In Wien ist Schiavone nicht dabei, sondern ein Betreuer des Teams. Moralische Unterstützung erhält Tagger in Wien auch von Mutter und Schwester. Ist die 17-Jährige vor einem Spiel zu nervös, weiß sie sich Abhilfe zu schaffen. "Dann spiele ich Karten mit einem Trainer. Spätestens eine halbe Stunde vor Spielbeginn muss ich dann voll fokussiert sein."
Tagger hat den gleichen Manager wie Herren-Superstar Jannik Sinner. "Daher gibt es auch immer wieder Kontakt zu ihm und Tipps von ihm", erzählt sie. Der Italiener war früher ein blendender Skifahrer, auch Tagger fühlt sich auf zwei Brettern wohl. "Wo ich herkomme, schmeißen dich die Eltern ja schon als kleines Kind auf die Piste", lacht sie. "Und wenn ich daheim in Lienz bin, gehe ich mit den Freunden auch immer gerne Skifahren. Aber so ein guter Skifahrer wie Sinner bin ich nicht."
Beim "Österreich-Tag" am Mittwoch (3.9.) im La Ville trifft Tagger (nicht vor 13 Uhr) auf die Slowenin Dalila Jakupovic, die ehemalige Nummer 69 der Welt. Mit 34 Jahren ist sie doppelt so alt. "Ich habe in Amstetten mit ihr trainiert, habe sie dort zum ersten Mal gesehen. Es wird eine gute Erfahrung für mich sein, gegen sie zu spielen."
Im Wiener Tennisclub La Ville schlug Tagger schon in ihrer Jugend auf. "Ich kann mich erinnern, hier einmal ein Doppel gewonnen zu haben. Aber jetzt ist es Zeit, neue Erinnerungen zu schaffen. Wie eingangs erwähnt, die neue rot-weiß-rote Tennis-Hoffnung "will ganz nach oben kommen." Für ihr erstes Grand-Slam-Turnier hat sie daher auch einen ganz besonderen Wunsch: "Es soll das Turnier in Wimbledon sein."
Ihr erstes Spiel beim Turnier in Wien bestreitet am Mittwoch (nicht vor 15 Uhr) auch Sinja Kraus. Österreichs aktuelle Nummer eins trifft auf die Serbin Anja Stankovic. Eine eigens errichtete neue Tribüne bietet zusätzlich Platz für 200 Fans. Das Tagesticket kostet 15 Euro.
Autor: Klaus Pfeiffer