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Mehr Allergien wegen "parabenfrei"-Offensive?

Heute Redaktion
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Hersteller von Kosmetika setzten in der Vergangenheit auf parabenfreie Produkte. Doch genau das könnte zu zahlreichen Allergie-Fällen geführt haben.

Weil in der Vergangenheit viele Hersteller von Hygieneprodukten auf den Einsatz von Parabenen verzichtet haben, könnte es allein in Deutschland zu 500.000 Allergie-Fällen gekommen sein. Anstelle der kritisch beäugten Parabene seien andere Konservierungsstoffe zum Einsatz gekommen, die für die allergischen Reaktionen verantwortlich sein könnten. Das berichtet der deutsche "Spiegel" unter Berufung auf den Informationsverbund Dermatologischer Kliniken (IVDK).

Laut Angaben des "Spiegel" warnen z.B. grüne Interessenverbände vor Parabenen, weil durch durchgeführte Tierversuche der Verdacht naheliegt, dass sie wie Hormone wirken können. Vermehrte Kritik hatte dazu geführt, dass die Hersteller von Hygieneprodukten und Kosmetika auf den Einsatz von Parabenen verzichteten.

Weil die Erzeugung solcher Produkte allerdings nicht ohne Konservierungsstoffe vonstatten gehen kann, suchte die Industrie nach Alternativen. Sie fand sie im Mittel Methylisothiazolinon (MI). Axel Schnuch vom IVDK bezeichnet diesen Stoff im Gegensatz zu "angeblich schädlichen Parabenen" als "tatsächlich problematisch".

Dem Bericht zufolge sei der Stoff dafür bekannt, leicht allergische Reaktionen auszulösen. Das Risiko einer Sensibilisierung sei hoch. Der Einsatz dieses Mittels hätte dazu geführt, dass sich die Allergiefälle in den Jahren 2008 bis 2014 mehr als vervierfacht haben. Wiesen 2008 nur 1,6 von 100 Patienten eine MI-Allergie auf, betrug dieser Wert 2014 7,1.

Seit 2015 gehen die Zahlen aber wieder zurück, weil ein bestimmtes MI-haltiges Stoffgemisch in Kosmetika mittlerweile verboten ist. Auch vor dem endgültigen MI-Verbot 2017 stellten einige Hersteller ihr Sortiment um.

Schnuch kritisiert gegenüber dem "Spiegel" die "unheilige Allianz" gegen Parabene, die in letzter Konsequenz zu der hohen Anzahl von Allergiefällen beigetragen hatte. Mittlerweile setzen Kosmetikhersteller immer häufiger auf den als gut verträglich geltenden Stoff Phenoxyethanol.

(mr)