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"Teichtmeister hat Gewalt-Pornos mit Kollegen geteilt"

Am 8. Februar findet der Teichtmeister-Prozess in Wien statt. Eine ehemalige Bekannte von ihm sagt, dass viele von den Gewaltvorwürfen gewusst hätten.

Heute Redaktion
Am 8. Februar muss sich Florian Teichtmeister vor Gericht verantworten.
Am 8. Februar muss sich Florian Teichtmeister vor Gericht verantworten.
FLORIAN WIESER / APA / picturedesk.com

Am kommenden Mittwoch muss sich der Schauspieler Florian Teichtmeister wegen Besitzes von umfangreichem Material mit bildlichen Darstellungen von Kindesmissbrauch vor Gericht verantworten. Er soll 58.000 Dateien mit einschlägigem Material gehortet haben – und legte dabei auch bereits ein Geständnis ab.

Prozess soll drei Stunden dauern

Die Verhandlung am Wiener Landesgericht für Strafsachen wurde aufgrund des regen Medieninteresses in den Großen Schwurgerichtssaal verlegt, teilte Gerichtssprecherin Christina Salzborn mit. Drei Stunden soll der Prozess dauern. Der Schauspieler ist laut seinen Rechtsvertretern Michael Rami und Philipp Wolm geständig und wird sich umfassend schuldig bekennen. Zeugen sind nicht geladen.

Teichtmeister drohen im Fall eines Schuldspruchs bis zu zwei Jahre Haft, bei einer geständigen Verantwortung und seiner bisherigen Unbescholtenheit ist eine Bewährungsstrafe aber durchaus möglich. Für Teichtmeister gilt die Unschuldsvermutung.

Teichtmeister spielte trotz Ermittlungen weiterhin Hauptrollen

Der Fall schlägt hohe Wellen in Österreich. Vorwürfe gegen Teichtmeister sollen in der Kunst und Schauspielbranche nämlich schon seit Monaten kursiert haben. Auch unter Kolleginnen und Kollegen sollen die Vorwürfe bekannt gewesen sein – Engagements, Zusammenarbeiten oder Auftritte seien aber dennoch nicht abgesagt oder verweigert worden, erklärte etwa der Regisseur Sebastian Brauneis in der "ZIB2" vor wenigen Wochen.

Regisseurin Marie Kreutzer betonte hingegen, dass der Schauspieler nach den "Corsage"-Dreharbeiten "glaubhaft versichert" habe, dass die Gerüchte um seine Person falsch seien. Der ORF hat ihn bei den Dreharbeiten für "Die Toten von Salzburg" hingegen herausgeschnitten.

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    Florian Teichtmeister war ab der Saison 2019/20 im Ensemble des Burgtheaters.
    Florian Teichtmeister war ab der Saison 2019/20 im Ensemble des Burgtheaters.
    HERBERT NEUBAUER / APA / picturedesk.com

    Noch im Jänner war Teichtmeister in einer Hauptrolle auf der Bühne zu sehen. Eine Schauspielerin und ehemalige Bekannte von ihm rollte gegenüber "Puls4" nun ebenfalls neue Details aus. Sie wollte im Interview anonym bleiben, erklärte aber, dass viele in der Theaterbranche von den Gewaltvorwürfen gegenüber Florian Teichtmeister gewusst hätten.

    Gegen den Schauspieler wurde auch wegen Drogen und häuslicher Gewalt ermittelt. Seine ehemalige Lebensgefährtin soll der Polizei von fortgesetzter Gewaltausübung berichtet haben, doch die Ermittlungen diesbezüglich wurden eingestellt.

    Bei einer Hausdurchsuchung in der Wiener Wohnung des TV-Stars wurden illegalen Drogen – mutmaßlich beträchtliche Mengen Kokain – gefunden. Doch die Koks-Vorwürfe wurden nach Paragraph 35 des Suchtmittelgesetzes ebenfalls eingestellt.

    Schauspielerin brach Kontakt zu Teichtmeister ab

    "Der Name Teichtmeister war groß und sein Leidensdruck wurde in der Branche sehr verständnisvoll entgegengenommen", sagt die Schauspielerin im Interview bei Corinna Milborn.

    Weiters habe er laut ihren Angaben sogar mit seinem Verhalten geprahlt, wie er das Thema zu Hause handhabe oder davon gesprochen, dass er diesen "Kick" brauche. Während Theaterproben soll er Gewalt-Pornos mit Kollegen in den Pausen geteilt und vorgespielt haben, wie sie im Interview verrät. Die Schauspielerin hat den Kontakt zu Teichtmeister 2016 abgebrochen.

    Umfeld wusste Bescheid

    "Das Umfeld, in dem sich Florian Teichtmeister bewegt hat, wusste, dass er trinkt, dass er prügelt, und Drogen nimmt und die Kollegen hielten ihm die Stange", so die Darstellerin.

    Dass niemand je etwas gesagt hat, führt die Schauspielerin auf die Struktur der österreichischen Theaterbranche zurück: "Solange immer noch ältere, chauvinistische Direktoren vorherrschen, junge Kolleginnen entmenschlicht und derbe sexuelle Witze gemacht werden, wird sich das auch nicht ändern."

    Als Reaktion auf eine Belästigung sei ihr einmal gesagt worden: "Wir sind kein Haus der Menschlichkeit, wir sind ein Theater." Es braucht laut ihren Angaben mehr junge Frauen in dieser Branche: "Kunst kann man schaffen ohne Degradierung."