Oberösterreich

Kultur-Hilferuf – "Preise zwingen uns in die Knie"

Die Teuerungswelle trifft auch den Kulturbereich hart. In OÖ schlägt die Kulturplattform Alarm. Künstler und Vereine kämpfen ums Überleben.

Johannes Rausch
Stv. KUPF-Geschäftsführerin Verena Humer (l.) neben Geschäftsführer Thomas Diesenreiter
Stv. KUPF-Geschäftsführerin Verena Humer (l.) neben Geschäftsführer Thomas Diesenreiter
KUPF

Zwei Jahre Corona-Pandemie sowie die aktuelle Inflations- und Energiekrise setzen der freien Kunst- und Kulturszene schlimm zu. Obwohl zwar viele Budgets zur Finanzierung deutlich erhöht wurden, bieten die derzeitige Inflation von zirka 9,3 Prozent sowie hohe Energiepreise wenig Spielraum.

Die oberösterreichische Kulturplattform KUPF fordert daher zügige Maßnahmen von der Kulturpolitik.

"Kultur nur noch für die Oberschicht leistbar"

Die Inflation wirke sich laut KUPF auf die Budgets der Kulturvereine aus, darüber hinaus steigen Mietkosten für Veranstaltungsräume und Büros rasant. Auch viele andere Sektoren treffe die allgemeine Preiserhöhung: Reisekosten, Hotelpreise, Caterings, Druck- und Versandkosten.

Angesichts der Corona-Pandemie seien die Preise für technische Dienstleistungen sowie Mietpreise für Technik stark gestiegen.

"Ohne Erhöhung der Eintrittspreise drohen deutliche Verluste", erklärt KUPF-Geschäftsführer Thomas Diesenreiter: "Mit drastischen Preiserhöhungen torpedieren wir aber die langsame Normalisierung der Besucherzahlen."

Er rechnet angesichts der dramatischen Lage mit schlimmen Folgen: "Wenn die Kulturpolitik nicht eingreift, wird Kultur nur noch für die Oberschicht leistbar sein. Genau das ist aber nicht der Anspruch der zeitgenössischen Kunst- und Kulturszene."

Forderungen der KUPF OÖ
Die österreichische Kulturpolitik sei gefordert, schnell und entschlossen zu handeln, um den Kultursektor abzusichern. Man müsse vier Maßnahmen rasch umsetzen:
1. Lineare Erhöhung der Förderungen um mindestens 15 Prozent
"Angesichts der Inflation und der stark steigenden Energiepreise braucht es eine lineare Erhöhung der Basis-Subventionen um mindestens 15 Prozent. Dies muss in den derzeit laufenden Budgetverhandlungen des Landes OÖs, der Städte wie Linz und des Kulturministeriums berücksichtigt werden."
2. Extraförderungen für gestiegene Energie/Mietkosten
"Hinzu kommen muss ein Energie- und Mietkostenfonds, der vor allem die exorbitant steigenden Energie- und Mietkosten zu 75 Prozent ausgleicht und der für alle Kulturbetriebe offen ist."
3. Investitionsprogramm zur Energieoptimierung
"Dringend benötigt wird zudem ein Investitionsprogramm zur Energieoptimierung bei Kulturhäusern – vor allem jene, die sich im öffentlichen Besitz befinden."
4. Indexierung der Mehrjahresförderverträge
"Viele Gebietskörperschaften bieten größeren Vereinen mehrjährige Förderverträge an. Während dies in der Regel zu begrüßen ist, werden leider die meisten Förderverträge während ihrer Laufzeit nicht inflationsangepasst."

"Kann gut sein, dass wir in Zukunft nichts mehr veranstalten"

Besonders hart treffen die steigenden Energiepreise jene Kulturinitiativen, die einen eigenen Raum bespielen. Rund die Hälfte der 192 KUPF-Mitglieder fallen in diesen Bereich. Unter dieser Gruppe wurde eine Umfrage durchgeführt: so müssen die Kulturvereine durchschnittlich schon jetzt Mehrkosten von 4.700 Euro für Strom und Heizung für das Jahr 2023 einkalkulieren, das entspricht laut KUPF einer Steigerung von 68 Prozent.

Gegenüber der Kulturplattform erklärt ein Festivalveranstalter, der anonym bleiben möchte, seine Lage:

Minus von 35.000 Euro

"Die gesteigerten Energie- und Rohstoffpreise zwingen uns in die Knie. Unsere Ticketpreise wurden im Januar kalkuliert, viele Rechnungen sind plötzlich zehn bis 15 Prozent höher wie bisher (Securities, Abwasserentsorgung, ...), manche Rechnungen sogar um ein Vielfaches höher als im Angebot vom Frühling."

Viele Lieferanten würden derzeit nochmal acht Prozent auf die Lieferkosten draufschlagen: "Wir haben noch nicht fertig abgerechnet, erwarten für unser Festival aber ein Minus von zirka 35.000 Euros, und das trotz eines vollen Erfolgs und Erreichen des Besucher Break Even. Damit sind voraussichtlich all unsere Rücklagen binnen eines Jahres futsch. Kann gut sein, dass wir in Zukunft nichts mehr veranstalten."

"Tourbereich besonders betroffen"

Neben Inflation und Energie sei aber laut KUPF auch das Thema Corona noch nicht vom Tisch. Auch ohne Lockdowns ist jede weitere Corona-Welle eine Belastung für die Kulturszene. Niemand könne die Auswirkungen vor dem dritten Corona-Winter genau abschätzen.

"Manche Vereine überlegen bereits, über den Winter den Betrieb einzustellen."  (KUPF-Geschäftsführer Thomas Diesenreiter)

"Gerade der Tourbereich ist hier besonders betroffen", berichtet Michael Eibl von der Local-Bühne Freistadt: "Bandtouren sind äußerst knapp kalkuliert. Werden zwei oder drei Veranstaltungen einer Tour wegen Besuchermangels gestrichen, so rentiert sich die gesamte Tour meist nicht mehr und muss abgesagt werden."

Die Kulturplattform stellt vier Forderungen an die österreichische Kulturpolitik, unter anderem werden Extraförderungen für gestiegene Energie- und Mietkosten erwähnt (siehe Infobox oben).

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