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Thailänder findet Wal-Kotze am Strand – wird Millionär

Das wertvolle Ambra wird von Pottwalen produziert und gelangt nur selten an den Strand. Das macht die Substanz so wertvoll. 

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Die Substanz gelangt durch Erbrechen, als "Kotsteine" oder durch den natürlichen Tod der Tiere ins Meer.
Die Substanz gelangt durch Erbrechen, als "Kotsteine" oder durch den natürlichen Tod der Tiere ins Meer.
Getty Images/iStockphoto

Der Thailänder Isdarit Baodaeng sammelte gerade Plastik-Müll am Strand von Songkhla ein, den ein Monsun angespült hatte, als er einen außergewöhnlichen Fund macht: In einer Brandung fand der 43-Jährige 27 Kilogramm Wal-Kotze. Experten der Prince of Songkhla-Universität bestätigten die Echtheit der Substanz.

Mehr als 1 Million Euro wert

Statistisch kommt Ambra in nur einem Prozent der Pottwale vor, erklärt Michael Dähne vom Deutschen Meeresmuseum in Stralsund. Die Chance, an diese Substanz zu gelangen, sei daher gering. Daher wird Ambra ein hoher Wert zugeschrieben. Der Fund könnte mehr als eine Million Euro wert sein.

Ambra (auch als Amber bezeichnet) ist eine graue, wachsartige Substanz aus dem Verdauungstrakt von Pottwalen. Ambra ist eine kostbare Substanz, die durch ihren außergewöhnlichen Duft und ihre Fähigkeit, andere Düfte zu fixieren, lange Zeit eine essentielle Rolle in der Parfumherstellung gespielt hat. Heute ist sie von synthetischen Substanzen weitgehend verdrängt und wird nur noch in wenigen teuren Parfüms verwendet. Im Orient wird Ambra auch als Gewürz für Nahrungsmittel und Weine und als Aphrodisiakum verwendet.

Für Baodaeng ein Tag, der sein Leben verändern könnte. Denn als Touristenführer verdient er umgerechnet lediglich 320 Euro im Monat. Den Job will er aufgeben und seiner Familie ein besseres Leben ermöglichen.

Was ist Ambra?
Wal-Erbrochenes wird auch "Schatz des Meeres" oder "schwimmendes Gold" genannt. Früher dachte man, es handele sich um gehärteten Meeresschaum oder den Kot von Seevögeln, doch der Massenwalfang um 1800 brachte ans Licht, dass es aus den Eingeweiden des Pottwals stammt.
Pottwale fressen viele Tintenfische und Sepien und erbrechen normalerweise die unverdaulichen Schnäbel, bevor sie den Rest verdauen. Aber manchmal schaffen es diese unverdaulichen Teile bis in den Darm und verbinden sich mit der Galle, bevor sie jahrelang im Darm des Wals bleiben. Es bildet sich ein Klumpen, den der Wal auskotzt, daher der Name Wal-Kotze.
Im Darm einzelner Pottwale können bis zu 400 Kilogramm Ambra enthalten sein. Solche Mengen führen jedoch gehäuft zu Darmverschluss und schließlich zum Tod dieser Tiere. Über die genaue Ursache der Entstehung besteht Unklarheit. Möglicherweise liegt eine Stoffwechselkrankheit des Pottwals vor, wenn er Ambra bildet. Einer anderen Theorie zufolge dient der Stoff dem antibiotischen Wundverschluss bei Verletzungen der Darmwand. Ins Meer gelangt die Substanz durch Erbrechen, als "Kotsteine" oder durch den natürlichen Tod der Tiere.
Ambra wird auf dem Meer treibend in Klumpen von meist bis zu 10 Kilogramm gefunden, in Einzelfällen aber auch über 100 Kilogramm. Diese Ambra-Klumpen können über Jahre bis Jahrzehnte durch die Meere treiben und finden sich als Strandgut an Küsten.
In Europa ist es illegal, Ambra aus Walen zu gewinnen, aber es ist in Ordnung, es aus dem Meer oder am Strand zu sammeln, da es sich dabei um ein natürliches Abfallprodukt handelt. Früher wurden Pottwale wegen Ambra gejagt, aber heute sind alle Wale bis auf wenige Ausnahmen vor der Jagd geschützt.