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Thiem: "Versuche, die schönen Dinge mehr zu genießen"

Dominic Thiem verlor beim Davis Cup in Kroatien beide Einzel. "Ich versuche, davon wegzukommen, eine Maschine zu sein", sagt er.

Martin Huber
Thiem: "Es ist eigentlich eine harte Phase, wenn man erfolgreich ist."
Thiem: "Es ist eigentlich eine harte Phase, wenn man erfolgreich ist."
Gepa

Vier Spiele, vier Niederlagen, 0:9-Sätze! Tennis-Ass Dominic Thiem legte 2023 einen Fehlstart hin.

Am Wochenende verlor die Ex-Nummer-3 der Welt beim Davis Cup in Rijeka beide Einzel gegen Borna Gojo und Borna Coric. Österreich unterlag Kroatien mit 1:3, das Doppel Lucas Miedler und Alexander Erler holte den Ehrenpunkt.

Es ist der nächste Rückschlag für den US-Open-Sieger von 2020. Nach seinem größten Sieg in New York rutschte er in ein Motivationsloch, dann setzte ihn eine Handgelenkverletzung lange außer Gefecht, verlief das Comeback-Jahr 2022 nicht nach Wunsch.

Ex-Betreuer Sepp Resnik forderte vor dem Daviscup in "Heute" einen Neustart. "Schluss mit dem Selbstbetrug", meinte er. "Dominic bog falsch ab. Ein Neustart ist nötig."

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    Dominic Thiem setzt bei der Rückkehr in die Weltspitze auf ein neues Team. 
    Dominic Thiem setzt bei der Rückkehr in die Weltspitze auf ein neues Team.
    GEPA

    Thiem schloss in Rijeka aus, sich zusätzliche Unterstützung in seinen Betreuerstab zu holen. "Es hängt nur von mir allein ab", stellte er klar. Würde er nicht zu hundert Prozent den Willen aufbringen, "kann ich mir einen Roger Federer holen, der würde mir auch nicht helfen".

    Im Interview mit dem "Standard" erklärt Thiem, dass er davon wegkommen will, eine Maschine zu sein.  

    "Es ist eigentlich eine harte Phase, wenn man erfolgreich ist. Spaß macht es nicht wirklich. Ich fand es immer schwierig, Siege richtig zu genießen. Ich versuche, davon wegzukommen, eine Maschine zu sein. Nicht mehr stundenlang trainieren, ohne über irgendetwas nachzudenken. Ich versuche, die schönen Dinge mehr zu genießen. Für mich sind das schöne Schläge oder gute Punkte. Aber das ist bei Weitem nicht leicht."

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      Fußball-Fan in Köln: Dominic Thiem verfolgt mit Freundin Lili vor der Tennis-Saison 2023 das 1:1 von Köln gegen Hoffenheim im Stadion. 
      Fußball-Fan in Köln: Dominic Thiem verfolgt mit Freundin Lili vor der Tennis-Saison 2023 das 1:1 von Köln gegen Hoffenheim im Stadion.
      Imago

      Zur hohen Erwartungshaltung der Fans an einen Grand-Slam-Sieger meint er: "Ich habe mir die Latte ja selbst dorthin gelegt, wo sie jetzt ist. Viele Sportfans, die Tennis nicht intensiv verfolgen, wissen vielleicht nicht Bescheid, wie dünn die Luft ganz oben in der Tenniswelt ist. Das ist ja völlig normal, mir geht es auch so, wenn ich Fußball schaue und mich frage, warum das Match nicht genauso ausgeht wie früher. Die Leute sehen, dass meine Ergebnisse nicht so sind wie damals, als ich die US Open gewonnen habe und in den Top drei der Welt war. Das ist zum jetzigen Zeitpunkt nicht realistisch."

      "Das war unglaublich, was ich geleistet und wie gut ich gespielt habe. Ich muss ehrlich zu mir selbst sein: Ich bin Realist genug zu wissen, dass ich nicht in der Situation bin im Moment. Ich arbeite daran, wieder auf meine hundert Prozent zu kommen, das Feuer wieder voll zu entfachen."

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        Sepp Resnik mit zerstörten Tennisschlägern in seinem Domizil in der Lobau: "Ein Geschenk von Dominic."
        Sepp Resnik mit zerstörten Tennisschlägern in seinem Domizil in der Lobau: "Ein Geschenk von Dominic."
        Helmut Graf

        Bereits am Mittwoch hebt Thiem Richtung Südamerika ab. Dort bestreitet er die Turniere in Buenos Aires, Rio de Janeiro und Santiago de Chile.

        "Ich muss die Enttäuschung vom Davis Cup so schnell wie möglich abschütteln, damit die Freude auf Südamerika kommt. Ich werde schauen, dass ich mich so schnell wie möglich auf den neuen Belag einstelle und dort hoffentlich wieder einen Sieg feiern kann", sagt Thiem.

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