Haustiere

Seit 2013: Tierleichen im Horror-Stall von St. Pölten

In St. Pölten wurde bereits im September 2022 ein Horror-Stall aufgedeckt. Doch geändert hat sich bisher nichts – es sterben immer noch Tiere.

Christine Kaltenecker
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    Warnung der Redaktion.
    Warnung der Redaktion.
    Heute

    Tote Lämmer, Ziegen und Rinder liegen zwischen den Lebenden - ein Kitz liegt bewegungsunfähig am Boden im Sterben. Die Leichentonnen am Betrieb sind randvoll und stehen teilweise direkt neben den Stallbuchten. Die neuen Szenen spiegeln die Zustände des letzten Jahres wider, denn bereits im September 2022 wurde der berüchtigte Horror-Stall in St. Pölten-Land an die Behörden gemeldet, doch offenbar blieben Kontrollen und harte Maßnahmen bisher aus.

    Tierschützer sind entsetzt

    Campaignerin Lena Remich vom Verein gegen Tierfabriken (VGT) ist entsetzt: "In diesem Betrieb sterben offensichtlich unheimlich viele Tiere. Fällt das den Behörden oder der Tierkörperverwertung nicht auf? Wie viele Tiere müssen noch elendig an Krankheiten oder Schwäche in dieser Mast sterben, bevor endlich harte Konsequenzen gezogen werden?"

    "Das Tierleid in Betrieben wie diesem geht uns alle etwas an! Solche Zustände sind einfach nicht zu akzeptieren. So darf mit Tieren nicht umgegangen werden. Das Leid macht ein Versagen der Landwirtschaft, der Milchproduktion und des Kontrollsystems deutlich."

    Anzeigen seit 2013 (!)

    Junge Rinder mit schweren Hautproblemen stehen in einer Bucht zusammen, etliche Tiere im ganzen Stall husten, einige Zicklein leiden an Durchfall. Bei den größeren Rindern sammelt sich bereits wieder die zentimeterhohe Gülleschicht am Boden. Zwei Videoaufnahmen zeigen Schafe, die mit ihren Köpfen in den Futterraufen steckengeblieben sind. Einige Rinder sind im Nacken komplett kahl, da sie sich bei der Nahrungsaufnahme an den Metallstangen die Haut aufscheuern. Insgesamt wirkt die Haltung nach wie vor stark verwahrlost, was angesichts der wiederholten Missstände und Anzeigen im Betrieb (auch schon 2022 und 2013) höchst bedenklich ist.

    Tiere sind "Abfall der Milchwirtschaft"
    Die rund 1000 Schafe, Ziegen und Rinder, die in diesem Betrieb für die Schlachtung gemästet werden, dürften aus Milchbetrieben stammen. Lämmer, Zicklein und Kälber - insbesondere die männlichen Jungtiere - werden für die Milchproduktion nicht gebraucht und deshalb an Mastanlagen im In- und Ausland verkauft. Auch "ausgediente", teilweise körperlich ausgezehrte Milchschafe und -ziegen werden im Betrieb gemästet. Das Schicksal der Tiere in dieser Mast ist unweigerlich mit der Milchproduktion verbunden.

    VGT kritisiert BH und Amtstierarzt

    Der VGT nimmt insbesondere die BH St. Pölten in die Verantwortung, die laut eigenen Angaben alle zwei Wochen amtstierärztliche Kontrollen im Betrieb durchführen lässt. "Die Motivation und Kompetenz des betreffenden Amtstierarztes müssen wir angesichts der aktuellen Zustände ernsthaft hinterfragen", äußert sich Lena Remich kritisch.

    Für die zuständigen Behörden gibt es nun keine Ausrede der Unwissenheit mehr. Der Fall ist bekannt und die Probleme in der Mastanlage sind erst vor einem halben Jahr durchs ganze Land gegangen. Ein Verwaltungsstrafverfahren und engmaschige Kontrollen wurden zwar angekündigt aber offenbar nicht durchgeführt. Der VGT fordert deshalb ein Tierhalteverbot für die Verantwortlichen, da in diesem Betrieb seit 2013 Tiere qualvoll leiden und sterben müssen.

    Heute, 26.4.2023, findet von 10:50 - 11:20 am Landesgericht St. Pölten der Strafprozess gegen den betreffenden Landwirt wegen der durch den VGT aufgedeckten Missstände von 2022 statt.