Haustiere

Kahl und behindert – So gehts einem Masthuhn wirklich

Durch die kürzlichen Aufdeckungen des Vereins gegen Tierfabriken, sind vor allem Masthühner ein kontroverses Thema. Das Huhn hat nur nichts davon.

Christine Kaltenecker
Auch wenn man Tiere als Nahrung ansieht, könnte man ihnen doch ein respektables und würdiges Leben vor der Schlachtung schenken, oder?
Auch wenn man Tiere als Nahrung ansieht, könnte man ihnen doch ein respektables und würdiges Leben vor der Schlachtung schenken, oder?
©VGT, iStock

Mehrere AMA-Gütesiegel ausgezeichnete Landwirte aus der Steiermark machten sich unfassbar grauenhaften Verbrechen an unschluldigen Masthühnern schuldig. Entweder wurde mit dem Traktor einfach über die Küken gefahren, oder sie wurden mit den Gummistiefeln zertreten, wenn sie im Weg waren. Aufgedeckt wurden diese brutalen Zustände vom Verein gegen Tierfabriken, VGT, der täglich versucht, Menschen wachzurütteln um genauer hinzusehen. Wie verkümmert allerdings das kurze Leben eines Masthuhns wirklich ist, entbehrt jeder Vorstellung!

Turbo-Hendl

Auch ohne menschlichem Zutun, würde die Hühnerrasse "Ross 308" kein angenehmes Leben führen können. Diese Rasse ist auf extrem schnelles Wachstum und einen besonders hohen Brustmuskelanteil gezüchtet. Die durchschnittliche Tageszunahme der Masthühner wurde von 20 g im Jahr 1960 auf bis zu 68 g im Jahr 2011 gesteigert. In nur vier bis sechs Wochen erreichen die Tiere das Schlachtgewicht. Weil dadurch massive gesundheitliche Probleme entstehen, ist sie als Qualzucht zu bezeichnen. Solche Zuchten sind eigentlich per Tierschutzgesetz verboten, durchgesetzt wird das aber momentan weder im Heim- noch im „Nutztier“-Bereich.

Behindert

Am Ende ihres kurzen Lebens, ist der Gesundheitszustand der Hühner am Schlimmsten. Durch das hohe Gewicht, können sie sich kaum bewegen, bekommen Liegeschwielen und kahle Stellen. Sogar Verätzungen an Füßen, Beinen, und der Brust sind keine Seltenheit und die Knochen und Gelenke können das Tier kaum stützen. Meistens kommen sie bereits mit Fehlstellungen der Beine auf die Welt, liegen hilflos auf dem Rücken und verhungern oder verdursten meist unbemerkt zwischen all den Brüdern und Schwestern.

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    Warnung der Redaktion.
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    Zu große Brustmuskeln

    Weil besonders die Brustmuskeln unverhältnismäßig groß werden, sind Erkrankungen hier häufig. Zum Beispiel kann es vorkommen, dass der tiefe Brustmuskel nicht mehr ausreichend mit Blut versorgt wird, weil die Ausdehnung dieses Muskels durch das Brustbein und eine nicht elastische Faszie beschränkt ist. Bei Aktivität wie das Flügelschlagen hat der Muskel nicht mehr genug Platz. Die Muskelfasern sterben dann ab und färben sich grün. Die Antwort der Züchter? Dem Management zu empfehlen, das Flügelschlagen der Tiere möglichst zu verhindern, anstatt einen Schritt in der Zucht retour zu machen. Reizend.

    "Wooden Breast Syndrom"

    Auch beim "Wooden Breast Syndrom" kommt es zum Absterben von Muskelfasern und Muskelgewebe wird zum Teil durch Bindegewebe, Wasser und Fett ersetzt. Wie der Name schon vermuten lässt bekommt das Gewebe dadurch eine sehr feste Konsistenz. Beim "White Striping" kommt es zur vermehrten Fetteinlagerung im Brustmuskel, das erkennt man an weißen Streifen, die sich durch das Fleisch ziehen. Wie schmerzhaft diese Krankheiten für die Tiere sind, ist nicht gänzlich bekannt.

    Herztod und Wassersucht

    Plötzlicher Herztod und Bauchwassersucht zählen zu den häufigsten Todesursachen von schnell wachsenden Masthühnern. Beim plötzlichen Herztod merkt man dem Huhn erst keine offensichtliche Krankheit an, bis es plötzlich innerhalb einiger Minuten zappelnd und gackernd stirbt. Die genaue Ursache ist nicht bekannt, aber stressige Ereignisse und die starke Prädisposition für Herzrhythmusstörungen scheinen Einfluss zu haben. Aszites oder Bauchwassersucht ist eine Krankheit, bei der sich Flüssigkeit in der Bauchhöhle sammelt. Die Tiere leiden über einen längeren Zeitraum, bevor sie an der Krankheit sterben. Hauptursache scheint der hohe Sauerstoffbedarf der schnell wachsenden Muskeln zu sein. Dass die Selektion auf hohe Wachstumsraten damit in Zusammenhang steht, geht aus etlichen Studien hervor.