Wildtiere

Achtung! So oft isst du Hai und Rochen im Urlaub

Die mediterrane Küche ist nicht nur bei uns Österreichern äußerst beliebt, doch das Fischmenü am Mittelmeer kann auch ein gewaltiger Fake sein.

Christine Kaltenecker
Touristen essen viel zu oft ohne es zu wissen, artgeschützte Meeresbewohner.
Touristen essen viel zu oft ohne es zu wissen, artgeschützte Meeresbewohner.
Getty Images/iStockphoto

Der World Wildlife Fund (WWF) weist Reisende darauf hin, dass gerade die Fischspeisen am Mittelmeer ein großes Problem für die Artenvielfalt darstellen. Oft wird den Touristen ein X für ein U verkauft und anstatt Schwertfisch landet unbemerkt ein artgeschützter Hai oder Rochen am Teller. Gerade im Urlaub möchte man neben weißen Stränden und kristallklarem Wasser natürlich nicht an Umwelt-, Klima-, und Tierschutz denken, doch rund 20 Prozent von 6.000 untersuchten Arten im Mittelmeer sind durch uns gefährdet. 

Eine von zehn weltweit bekannten Meereslebewesen ist im Mittelmeer zu finden, 28 Prozent leben nirgendwo sonst auf der Erde. Darunter acht Wal-Arten, Delfine und Tümmler, Karett- und grüne Meeresschildkröten sowie rund 80 Hai- und Rochenarten. Dieses Naturjuwel bedarf unseren Schutz! 

Überfischung und Verschmutzung

Die Population von Meeressäugern ist im Mittelmeer in den vergangenen 50 Jahren um 41 Prozent (!) eingebrochen. Überfischung und Zerschneidung von Wanderrouten – sogenannten “blauen Korridoren” – sind neben Lärmbelästigung und Verschmutzung die Hauptursachen. Nicht zuletzt leidet das Binnenmeer unter dem sehr hohen Tourismus: "Es braucht dringend mehr Bewusstsein für die Auswirkungen unserer Urlaubsaktivitäten und unseres Konsums, damit wir uns noch lange an der Vielfalt dieser Region erfreuen können", fordert WWF-Meeresexpertin Simone Niedermüller.

Hier sind die Gewinner und Verlierer im Artenschutz 2022:

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    <strong>VERLIERER 2022:</strong> Rentiere gehören zu den größten Verlieren 2022. Die Klimakrise und Wilderei bedrohen die wildlebende Population in höchstem Ausmaß.&nbsp;
    VERLIERER 2022: Rentiere gehören zu den größten Verlieren 2022. Die Klimakrise und Wilderei bedrohen die wildlebende Population in höchstem Ausmaß.
    Getty Images

    Diese Arten sind im Mittelmeer besonders gefährdet:

    - Weißer Hai, Blauhai und Engelshai
    - Teufels- und Adlerrochen
    - Pott- und Finnwal

    Hai anstatt Schwertfisch

    Kein anderes Meer leidet so stark unter der Überfischung wie das Mittelmeer. Der hohe Fischkonsum an den Urlaubsdestinationen ist besonders in der Hochsaison nicht nachhaltig oder regional zu decken. "Vermeintlich lokale, frische Fänge stammen daher oft aus Zuchten oder Fernost. Zudem landen viele bedrohte Arten wie Haie oder Rochen versteckt auf der Speisekarte", warnt Simone Niedermüller vom WWF Österreich. Einer der häufigsten Betrugsfälle mit Meeresfrüchten in Italien ist Hai, der als Schwertfisch verkauft wird – dabei sind Haiarten im Mittelmeer drastisch überfischt.

    Andererseits wird ganz unverblümt mit “Shark-Burger” geworben – wie in Kroatien entdeckt. Auch wenn das Angebot an Fisch-Gerichten groß ist, empfiehlt die Umweltschutzorganisation daher vermehrt zu vegetarischen Alternativen zu greifen, welche gerade in den Mittelmeerländern ebenso traditionell vorkommen: "Paella muss nicht immer mit Shrimps sein und auch eine vegetarische Pasta kann vorzüglich schmecken – es gibt viele traditionelle Gerichte, denen keine Zerstörung des Mittelmeers anhaftet", sagt Niedermüller.

    33.800 Plastikflaschen pro Minute

    Auch die Verschmutzung mit Plastikmüll kommt am Mittelmeer vor allem aufgrund des starken Tourismus zustande: "Der Tourismus erhöht den Druck aufs Mittelmeer. Die kommunale Abfallentsorgung kann mit dem saisonal steigenden Müllaufkommen nicht mithalten. Während der Urlaubszeit mit mehr als 300 Millionen Reisenden steigt die Abfallbelastung der Küstenregionen um bis zu 40 Prozent", sagt Niedermüller. Umgerechnet 33.800 Plastikflaschen pro Minute gelangen in das Binnenmeer – täglich sammeln sich so fünf Kilogramm Kunststoffmüll pro Küstenkilometer an.