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890 Millionen Jahre alte Urzeitschwämme entdeckt

In Kanada untersuchten Forscher ein 890 Millionen Jahre altes Riff - und fanden Strukturen, die möglicherweise von Schwämmen stammen.

Heute Redaktion
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Doch 350 Mio. Jahre älter als bisher angenommen: der Schwamm.
Doch 350 Mio. Jahre älter als bisher angenommen: der Schwamm.
Norbert Probst / imageBROKER / picturedesk.com

Schon lange wurde vermutet, dass die primitiven Tiere schon vor 1.000 bis 541 Millionen die Meere bevölkerten. Grund dafür gaben genetische Untersuchungen von modernen Schwämmen, die zu diesem Ergebnis kamen. Fossilien, die die Theorie bestätigt hätten, hatten zuvor gefehlt. Nun wurden in einem Riff in den Mackenzie Mountains, eine Gebirgskette im Nordwesten Kanadas, Gesteinsproben entnommen, die den Forschern Gewissheit verschafften.

350 Mio. Jahre älter als kambrische Fossilien

Elizabeth Turner sammelte jahrzehntelang Gesteinsproben des Riffs, das nur mit dem Helikopter zu erreichen ist. In einigen Proben entdeckte die Forscherin von Kalzitmineralien umgebene, verzweigte Netze von röhrenförmigen Strukturen. Laut Turner ähneln die Größe, Form, Verzweigung und das vieleckige Röhrengeflecht den Schwammfasernetzen heutiger Hornschwämme. Die Proben würden auch anderen röhrenartigen Mikrostrukturen ähneln, die in Kalkgesteinen jüngerer Epochen entdeckt worden seien. "Wenn es sich tatsächlich um Schwammkörperfossilien handelt, sind sie etwa 350 Miollionen Jahre älter als die nächstjüngeren Schwammkörperfossilien, die aus dem Kambrium stammen", berichtet die Forscherin.

Leben dank Cyanobakterien

Der Sauerstoffgehalt der Erdatmosphäre und im Wasser war bis vor etwa 800 Millionen Jahren so gering, dass tierisches Leben fast unmöglich erschien. Auch wenn moderne Schwämme mit relativ wenig Sauerstoff auskommen - vor 890 Millionen Jahren wäre es dennoch zu wenig gewesen.

In den Proben fand sich ein Hinweis, wie die Schwämme trotzdem eine Chance auf Überleben haben könnten - die Cyanobakterien. "Der Organismus lebte nur auf, in und unmittelbar neben Riffen, die von kalkbildenden Cyanobakterien aufgebaut wurden, die Photosynthese betrieben", erklärt Turner. Durch diesen chemischen Vorgang war der Sauerstoffgehalt rund um die riffbildenden Bakterie höher als im Rest des Meeres. Der Urzeitschwamm selbst besetzte Nischen, die für die Bakterien wegen schlechten Lichts oder hoher hydrodynamischer Energie unbewohnbar waren. Licht brauchte er zum Überleben nicht.

Überleben der ersten Eiszeit

Im Falle einer Anerkennenung der Strukturen als frühe Schwammkörperfossilien würde das Alter von etwa 890 Millionen Jahren eine von der Sauerstoffanreicherung abgekoppelte Evolution der vielzelligen Tiere bedeuten. Dann wären die Ersten schon vor den frühen Eiszeiten vor 720 bis 635 Millionen Jahren auf der Erde gewesen, so Turner. Im Falle einer Richtigkeit der Befunde sei die frühe Fauna von diesen Gletscherepisoden nicht katastrophal beeinflusst worden, schließt die Forscherin ab.

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