Leser

Tinder-Betrüger knöpft verliebtem Wiener 83.000 Euro ab

Ein Wiener dachte, ihm würde auf Tinder die große Liebe und der große Reichtum winken. Er wurde um seine gesamten Ersparnisse betrogen. 

Marlene Postl
Teilen
Ein 42-jähriger Wiener (Mitte) ging einem Tinder-Betrüger auf den Leim (rechts)
Ein 42-jähriger Wiener (Mitte) ging einem Tinder-Betrüger auf den Leim (rechts)
privat

"Die beiden Sprichwörter 'Liebe macht blind' und 'Gier frisst Hirn' treffen beide perfekt auf mich zu", gibt der 42-jährige Robert (Name von der Redaktion geändert) im Gespräch mit "Heute " zu. Der Wiener ging einem gutaussehenden Online-Betrüger auf den Leim. Via Tinder lernte er den Schwindler kennen, dieser nutzte Roberts Einsamkeit eiskalt aus. Seine Gutgläubigkeit kostete ihn 83.000 Euro – seine gesamten Ersparnisse sind nun weg. 

Betrüger via Tinder kennengelernt

Robert lernte den Betrüger im April nach einer Trennung auf der Dating-App Tinder kennen. Der nach eigenen Angaben gebürtige Chinese behauptete, in Wien zu leben. Weil Robert kurz nach dem Kennenlernen auf Reha musste, kam es allerdings nie zu einem persönlichen Treffen. Trotzdem kamen sich die beiden Männer schnell näher. "Er sprach davon, zusammenzuziehen, wenn ich mit der Reha fertig bin. Er verstand sich darauf, mich geschickt zu manipulieren und mir Honig ums Maul zu schmieren", erzählt der 42-Jährige.

Schwindler gab sich als Finanzberater aus

Das Ziel des Betrügers war von Anfang an klar: Nur an Roberts Geld zu kommen. Er gab sich als Finanzexperte aus und erfand gegenüber dem Wiener ein Lügenmärchen über angebliche Verdienste, die er mit Kryptowährungen machen könne. Robert hatte mit Wertpapieren in der Corona-Krise bereits 35.000 Euro verloren, er witterte jetzt aber seine Chance, das Geld zurückzuholen. Ohne zu recherchieren, zahlte er zigtausende Euro auf eine Trading-Plattform ein. Anfangs schien alles gut zu gehen, der 42-Jährige berichtete von enormen Gewinnen: "Manchmal habe ich 3.000 Euro in wenigen Minuten verdient, nur mit ein paar Klicks."

Wie sich herausstellte, war das Angebot zu gut, um wahr zu sein. Als Robert sich sein Geld auszahlen lassen wollte, stellte sich die Plattform quer. Um an sein Geld zu kommen, sollte er satte 20.000 Euro mehr einzahlen, hieß es. Er stellte seine Tinder-Bekanntschaft zur Rede, der Fake-Finanzberater bot ihm an, gemeinsam mit ihm noch mehr Geld in die Plattform zu investieren. Robert weigerte sich und fing an, Nachforschungen anzustellen. Auf Instagram entdeckte er schließlich, dass der Schwindler nicht in Wien, sondern in Australien lebt. Es gelang ihm, das Handy des Betrügers zu orten – weit von Wien entfernt in Singapur. 

Betrüger ist nach wie vor auf Tinder aktiv

Robert erstattete sofort Anzeige, allerdings macht er sich keine großen Hoffnungen, sein Geld je wieder zu sehen. "Ich bin schuldenfrei, das ist schon mal eine Erleichterung. Ich habe meine Bekanntschaft noch drei Mal auf verschiedenen anderen Dating-Apps und Plattformen gesehen, nachdem er mich über den Tisch gezogen hat", berichtet der Wiener. Er vermutet, der Chinese bereichert sich nun an anderen, gutgläubigen Menschen.