Haariger Streit mit der Krankenkasse in Wien. Eine als Mann geborene Frau forderte Kostenersatz für die Barthaarentfernung. Die Kasse weigerte sich aber, die Kosten zu übernehmen. Zuvor hatte es die Wienerin mit einer Hormontherapie versucht. Diese hatte das Bartwachstum aber nur verlangsamt. Der Bart hebe geschlechtliche Unterschiede klar hervor, argumentierte die Wienerin – das sei eine psychische Belastung. Sie klagte am Arbeits- und Sozialgericht – und bekam recht. Die Kasse muss einen Teil der Kosten der Haarentfernung übernehmen.
"Die tägliche Rasur, das Waxing oder andere temporäre Methoden zur Haarentfernung sind sehr effektiv, wirken aber nur kurzfristig und sind auch nicht ausreichend", argumentierte die Richterin in der veröffentlichten Entscheidung. "Bei der Klägerin besteht eine Genderdysphorie (Transsexualismus) im Sinne einer von der Klägerin empfundenen Zugehörigkeit zum weiblichen Geschlecht", heißt es weiter. Die Wienerin ist bei einer Hautärztin in Behandlung, eine Sitzung zur Barthaar-Entfernung per Laser kostet 130 Euro. "Für eine erfolgreiche soziale Integration ist das Erscheinungsbild von besonderer Bedeutung", so die Richterin.
Die Krankenkasse wehrte sich gegen die geforderte Kostenübernahme. Bei keinem Geschlecht würden Kosten für eine Barthaarentfernung übernommen, so die Anwälte der Krankenversicherung. Auch bei biologischen Frauen sei eine Kostenübernahme für eine Barthaarentfernung nicht vorgesehen. Würden nur bei Transgenderfrauen die Behandlungskosten übernommen werden, so würde dies dem Gleichheitsgrundsatz des Artikel 7 der Bundesverfassung widersprechen.
Das Gericht sah das anders, eine tägliche Rasur sei der Transperson nicht zumutbar. Die Krankenkasse muss die Kosten für die Laser-Epilation übernehmen. Laut "Die Presse" ging es um eine Honorarnote in der Höhe von 130 Euro. Die Kasse muss einen Anteil von 47 Euro zahlen. Weitere Rechnungen sollen direkt bei der Kasse eingereicht werden.
Wiens FPÖ-Klubchef Maximilian Krauss übt in einer Aussendung scharfe Kritik an der Entscheidung des Gerichts. "Während unser Wiener Gesundheitssystem kollabiert und viele Wienerinnen und Wiener gezwungen sind, für dringend notwendige Behandlungen auf Privatärzte auszuweichen, finanziert die Krankenkasse die Haarentfernung eines Mannes auf Kosten der Allgemeinheit. Der woke Wahnsinn greift immer weiter um sich", so Krauss.