Streit um Handelslöhne

Trotz Jobverlust-Angst! Jetzt droht Supermarkt-Streik

Das Weihnachtsgeschäft wackelt: Nach Abbruch der Lohnrunde werden die Handelsangestellten nun Streikbeschlüsse fassen.

Angela Sellner
Trotz Jobverlust-Angst! Jetzt droht Supermarkt-Streik
Am Dienstag demonstrierten Handelsangestellte in Wien für faire Lohnerhöhungen.
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Nach der Metallindustrie steht es jetzt auch im Handel Spitz auf Knopf. Die dritte Verhandlungsrunde über einen neuen Gehaltsabschluss für über 430.000 Handelsangestellte abgebrochen und auf den 29. November vertagt.

Weit auseinander

Die Arbeitgeber hatten zuvor ihr Angebot vorgelegt: um fünf Prozent höhere Gehälter und Einmalzahlungen in Höhe von 800 Euro. Die Gewerkschaft war mit der Forderung nach 11 Prozent mehr Lohn in die Verhandlungen gestartet und hatte am Donnerstag ein Gegenangebot mit einer sozialen Staffelung gemacht - nämlich eine Gehaltserhöhung von 9,5 % und einen Fixbetrag von 40 Euro.

Angebot der Arbeitgeber entspricht bei weitem nicht den Erwartungen
Helga Fichtinger
Gewerkschafts-Chefverhandlerin 

Die Positionen liegen also weit auseinander - und die Gewerkschaft erhöht jetzt den Druck. Die Betriebsversammlungen, die es schon in der Vorwoche gegeben hatte, werden wieder aufgenommen. "Wir werden Beschlüsse für Streikmaßnahmen fassen", kündigt Gewerkschafter Martin Müllauer (GPA) an: "Die Angestellten im Handel brauchen eine faire Abgeltung der Inflation. Eines ist gewiss: Die Beschäftigten stehen mehr denn je hinter uns."

"Nicht seriös und irreführend"

"Das Angebot der Arbeitgeber von einer Gehaltserhöhung von nur 5 Prozent entspricht bei weitem nicht den Erwartungen der Beschäftigten und liegt weit unter der rollierenden Inflation von 9,2 Prozent. Es ist nicht seriös und irreführend, abermals Einmalzahlungen in eine prozentuelle Erhöhung einzurechnen, weil diese keine dauerhafte Wirkung haben. Wir bedauern es, dass die Arbeitgeber nicht auf unseren Vorschlag einer sozialen Staffelung mit einer stärkeren Anhebung der unteren Gehälter oder einer Kombination von Freizeittagen und Geld eingegangen sind", sagt die Chefverhandlerin der Gewerkschaft GPA, Helga Fichtinger.

Die Handelsangestellten hatten schon im Vorfeld der dritten Verhandlungsrunde mit Demonstrationen in Wien und Salzburg am vergangenen Dienstag ihre Kampfbereitschaft demonstriert. Ein Streik in Supermärkten und anderen Geschäften rückt näher. Und das angesichts des jetzt startenden Weihnachtsgeschäfts. 

Dementsprechend alarmiert sind die Unternehmer. "Wir appellieren dringend an die Gewerkschaft, Verantwortungsbewusstsein zu zeigen", so Handelssprecher Rainer Will. "Weitere Kampfmaßnahmen würden die Branche extrem schwächen", sagt Will. Durch die Beeinträchtigung der Betriebe hin zum Weihnachtsgeschäft würden Umsätze abnehmen, was unweigerlich zu Jobabbau führen würde.

Bei den Metallern wird seit Anfang dieser Woche bereits gestreikt; die Arbeitsniederlegungen wurden zuletzt noch ausgeweitet. Kommenden Montag (20. November) soll weiterverhandelt werden.

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    Die Metaller streiken: In Wien wurde die Triester Straße lahmgelegt.
    Die Metaller streiken: In Wien wurde die Triester Straße lahmgelegt.
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