Über 70 Angriffe

Türkei: Neue Offensive gegen Kurden in Syrien und Irak 

Während der Festtage greift die Türkei fast täglich Nordsyrien an. Bei Luftangriffen starben jetzt mindestens acht Zivilisten.

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Türkei: Neue Offensive gegen Kurden in Syrien und Irak
Bei türkischen Luftangriffen wurden am 25. Dezember in Qamishlo sechs Zivilisten getötet. 
AFP

Während der Festtage hat das Nato-Land Türkei seine Angriffe gegen die Kurden in Nordsyrien intensiviert. Bei Luftangriffen starben am 25. Dezember mindestens acht Zivilisten. Fünf der Todesopfer arbeiteten in einer Druckerei in der nordsyrischen Stadt Qamishli nahe der türkischen Grenze.

Es seien mehr als 20 Ziele in der Region Rojava getroffen worden, so die Syrische Beobachtungsstelle. Die kurdisch geführten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF) sprachen ebenfalls von acht Toten und über 25 zerstörten zivilen Einrichtungen.

Angriffe auf türkische Stützpunkte

Seit Tagen fliegt das Nato-Land auch Angriffe auf Ziele im Norden Iraks. Dies, nachdem am Freitag und Samstag zwölf Soldaten bei Angriffen auf türkische Stützpunkte im Nordirak getötet worden waren. Die Türkei machte dafür militante Kurden verantwortlich: Kämpfer der verbotenen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) und die kurdische Miliz YPG, die Ankara als syrischen PKK-Ableger sieht.

Gleichzeitig ist die YPG ein wesentlicher Bestandteil der US-gestützten Syrischen Demokratischen Kräfte (SDF), die im Krieg gegen die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) eine maßgebliche Rolle spielten und immer noch spielen.

"Recht auf Selbstverteidigung"

Die jüngsten Angriffe der Türkei sind Teil einer neuen Offensive, die der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan mit dem Recht auf Selbstverteidigung legitimiert: Im Oktober hatte sich die PKK zu einem Anschlag auf das türkische Regierungsviertel in Ankara bekannt, bei dem vor dem Innenministerium zwei Polizisten verletzt wurden.

Seither greift das Nato-Land Nordsyrien fast täglich mit Drohnen, Haubitzen und Kampfjets an. Neben Militärposten der YPG nimmt man gezielt auch die zivile Infrastruktur – Wasser- und Umspannwerke, Ölraffinerien und Getreidesilos – ins Visier. Die türkischen Angriffe seien "nicht angemessen", kritisieren Experten wie Salim Cevik von der deutschen "Stiftung Wissenschaft und Politik". Angesichts der Kriege in Gaza und in der Ukraine stößt das türkische Vorgehen international allerdings kaum auf Kritik.

IS-Terror klarer Profiteur

Schon lange wird vermutet, dass Erdogan mit den Angriffen einen Korridor zwischen dem eigenen Land und dem Gebiet der Kurden errichten will, um dort syrisch-arabische Migranten aus der Türkei anzusiedeln. Gleichzeitig weisen Beobachter auf die Angst der Türkei vor einem funktionierenden kurdischen Autonomiegebiet in Nordsyrien hin, das auch bei türkischen Kurden stärkere Unabhängigkeitsgelüste wecken könnte.

Klarer Profiteur des Konfliktes zwischen der Türkei und den Kurden ist die Terrororganisation IS, die in der Region wieder erstarkt. Jede weitere Destabilisierung spielt ihr in die Karten.

"Türkei trägt zu Flüchtlingsströmen bei"

Die Lage ist vertrackt und bitter für die Menschen in Rojava: "Nachdem die Nordsyrer maßgeblich daran beteiligt waren, den IS zu zerschlagen, müsste der Westen eigentlich dazu verpflichtet sein, dort massive zivile Wiederaufbauhilfe zu leisten. Das würde auch helfen, dass sich die Menschen nicht auf die Flucht begeben. Das Gegenteil ist aber der Fall", kritisiert etwa der deutsche Notfallarzt Michael Wilk, der sich schon seit Jahren in der Region engagiert.

"Dass das Nato-Land Türkei auf der einen Seite womöglich Millionenbeträge bekommt, um Flüchtlingsströme zurückzuhalten und auf der anderen Seite massiv dazu beiträgt, dass sich Flüchtlingsströme überhaupt in Bewegung setzen, ist wahnwitzig."

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