Der Große Preis von Brasilien am Sonntag entblößte eine tiefe Spaltung der beiden Red-Bull-Stars. Doppel-Weltmeister Verstappen durfte in den letzten Runden seinen auf Platz sechs liegenden Teamkollegen überholen, um Fernando Alonso im Alpine anzugreifen – allerdings erfolglos. Eigentlich war Perez daraufhin zugesichert worden, dass er in der letzten Runde den Platz zurückerhalte. Doch dazu kam es nicht. Verstappen blieb vorne, ignorierte damit auch die Team-Vorgaben. Der 25-Jährige wurde Sechster, sein Teamkollege schließlich Siebter.
"Ich habe euch schon einmal gesagt, dass ihr mich das nicht mehr fragen sollt. Ich habe meine Gründe", meinte der Niederländer schließlich. Perez war fassungslos, schoss gegen den 25-Jährigen. "Da sieht man, wer er wirklich ist", meinte der Mexikaner.
Die Auseinandersetzung soll auf das Qualifying von Monaco zurückzuführen sein. Perez habe teamintern zugegeben, absichtlich gecrasht zu sein, um eine rote Flagge zu erzwingen. Damit wurde auch Verstappens Runde zerstört. Perez, von Startplatz drei gestartet, triumphierte schließlich im Fürstentum. Bereits bei Perez´ Heimrennen in Mexiko City habe Verstappen seinem Teamkollegen jegliche Schützenhilfe verweigert.
Vor dem Saisonfinale in Abu Dhabi wurde Perez nun in seiner Medienrunde auf einen vermeintlichen Unfall-Skandal in Monaco angesprochen, reagierte allerdings ausweichend. "Jeder macht in Monaco Fehler. Es liegen alle Informationen vor, jeder kann sich das anschauen. Ich wäre schon in Kurve eins beinahe abgeflogen. Ich bin voll auf die Rundenzeit gegangen", rechtfertigte sich der Mexikaner vor der Weltpresse, stritt die Anschuldigungen ab. Allerdings kursieren in sozialen Netzwerken Telemetriedaten, die zeigen sollen, dass der Red-Bull-Pilot ungewöhnlich aufs Gaspedal gestiegen sei.
Auffallend jedenfalls: Perez trug während seines Medienauftritts permanent eine Sonnenbrille. Nicht gerade ein Zeichen von Selbstsicherheit und Unschuld, sind sich internationale Formel-1-Berichterstattetr jedenfalls einig. Denn auch die Antworten des Monaco-Siegers ließen zu wünschen übrig. Nachfragen wehrte er stets mit der Erklärung ab, dass die Sao-Paulo-Vorfälle teamintern besprochen wurden. "Es ist am besten, keine Spekulationen zu beginnen, so können wir am besten nach vorne schauen", meinte Perez.
Erst als Perez zum zweiten Mal mit den Gerüchten, er sei in Monaco absichtlich gecrasht, konfrontiert wurde, stritt es der Mexikaner ab. "Dieses Gerücht ist falsch", meinte der 32-Jährige schmallippig. Auffallend ist jedenfalls, dass der heimische Rennstall - im Gegensatz zu den Berichten über den Bruch der Kostenobergrenze - nicht sofort zum Gegenschlag ausholt oder die Meldungen zumindest dementiert. "Menschen spekulieren gerne, das ist eben Teil des Sports. Es ist schon so lange her, ich habe nicht das Gefühl, dass ich mich verteidigen muss", versuchte Perez seine Reaktion zu erklären.
Im Saisonfinale geht es nun um den Vize-Weltmeistertitel für Perez. Dieser wurde eigentlich von Red Bull als großes Ziel ausgegeben. Der Mexikaner und Ferrari-Ass Charles Leclerc kommen punktegleich ins Wüsten-Emirat. Perez wird auch Verstappens Hilfe brauchen, so wie Perez im dramatischen WM-Finale den Niederländer unterstützte, Lewis Hamilton rundenlang aufhielt. Unmittelbar nach dem Rennen in Brasilien sollen sich beide Piloten die Hand gegeben haben.
"Wir sind beide erwachsen, wir können das auch hinter uns lassen", meinte Perez schließlich mit Blick auf das teaminterne Verhältnis, Perez entschuldigte sich schließlich für seinen Funkspruch unmittelbar nach der Zieldurchfahrt. "Die Formel 1 is ein emotionaler Sport. Ich bereue vieles von dem, was ich nach dem Rennen gesagt habe. Wir haben jetzt wieder die gleiche Beziehung wie zuvor. Wir werden daraus lernen und es in Zukunft besser machen", meinte der Mexikaner abschließend.