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Ukrainische Heimkinder nach Russland entführt

Eine bedeutende Anzahl an Kindern sollen aus ukrainischen Heimen verschwunden sein. Sie wurden vermutlich nach Russland verschleppt.

Unter den im Krieg nach Russland verschleppten Ukrainern sind nach Angaben des ukrainischen Staatschefs Wolodimir Selenski 200.000 Kinder.
Unter den im Krieg nach Russland verschleppten Ukrainern sind nach Angaben des ukrainischen Staatschefs Wolodimir Selenski 200.000 Kinder.
Ed Ram / Eyevine / picturedesk.com

In von Russland besetzten Gebieten in der Ukraine sollen Kinder aus Heimen verschwunden sein. Hinweise dazu hat die Untersuchungskommission des UN-Menschenrechtsrats bei ihrem Besuch in der Ukraine erhalten, wie sie am Mittwoch in Kiew berichtete. Man müsse Berichten nachgehen, "wonach Kinder, die in Einrichtungen in den vorübergehend besetzten Gebieten untergebracht waren, nach Russland gebracht wurden", sagte Kommissionsmitglied Jasminka Džumhurin.

UNO-Menschenrechtsrat sieht große Gefahr

Sie hätten gehört, dass diese Kinder die russische Staatsbürgerschaft bekämen und Adoptionsprozesse in Gang gesetzt würden. Nach Džumhurins Worten konnte die Kommission die Berichte zunächst nicht selbst prüfen, da sie nicht in die besetzten Gebiete reisen konnte. Sie würde dem aber nachgehen. Um wie viele Kinder es sich handelt, konnte Džumhurin nicht sagen. Sie sprach von einer "bedeutenden Anzahl".

Schulen als Ziel

Auf ihrer Reise habe die dreiköpfige Kommission seit dem 7. Juni Informationen erhalten, die auf Kriegsverbrechen oder Verbrechen gegen die Menschlichkeit hindeuten könnten, sagte der Kommissionsvorsitzende Erik Møse. Er verwies unter anderem auf Besuche in Butscha und Irpin, wo Menschen der Kommission über willkürliche Tötungen von Zivilisten, Plünderungen und Angriffe auf zivile Infrastruktur, darunter Schulen, berichteten.

Erneute Traumatisierung

Die Kommission plant weitere Reisen in die Ukraine. Sie spreche sich mit Experten etwa des Internationalen Strafgerichtshofs ab, der ebenfalls wegen möglicher Kriegsverbrechen ermittelt. Es müsse vermieden werden, dass Opfer durch mehrmalige Befragungen erneut traumatisiert würden. Die Kommission habe bislang vergeblich versucht, mit Russland über die Botschaft in Genf in Kontakt zu treten, sagte Møse.

Bericht im September

Der UN-Menschenrechtsrat in Genf hatte die Kommission im März eingesetzt. Kommissionsmitglied Pablo de Greiff betonte, dass alle Taten untersucht würden, unabhängig davon, von wem sie begangen wurden. Die Kommission will dem Rat im September erstmals berichten.

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    via REUTERS