Politik

Lockdown droht: "Tests müssen Teil des Alltags werden"

Was können die von der Regierung geplanten Massentests bewirken? Experte Ulrich Elling nahm dazu Freitagabend in der "ZiB2" Stellung.

Roman Palman
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Ulrich Elling in der "ZiB2"
Ulrich Elling in der "ZiB2"
Screenshot ORF

Bereits ab 5. Dezember will die Bundesregierung Massentests, angefangen bei den Lehrern, in ganz Österreich durchführen lassen. Noch am heutigen Freitag appellierte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) eindringlich, sich an dieser freiwilligen Maßnahme zu beteiligen. Massentests seien jetzt "eine Alternative zu Lockdowns", so der Kanzler. 

Wie können solche Tests die Zahl der Infektionen bremsen? Dazu war der Molekularbiologe Ulrich Elling von der Akademie der Wissenschaften am Freitagabend in der "ZiB2" zu Gast bei Lou Lorenz-Dittlbacher:

Aktuell schafft Österreich rund 250.000 Corona-Tests pro Woche, mit den Massentests soll diese Zahl extrem angehoben werden. Ist das schaffbar? "Ich bin zuversichtlich", sagte Elling In Zusammenarbeit mit dem Bundesheer könne man das schaffen. Es gehe darum, die Viruslast in der Bevölkerung gesamt zu sehen. Dabei werden Antigen-Tests zum Einsatz kommen, die im Vergleich zu den Testverfahren in den diagnostischen Zentren sind wesentlich weniger Aufwand bedeuten. 

Ulrich Elling in der "ZiB2"
Ulrich Elling in der "ZiB2"
Screenshot ORF

"Ziel muss es sein, die Personenzahl, die infiziert ist, massiv reduzieren, indem wir Infizierte identifizieren und isolieren. Dann kann es sein, dass wie in der Slowakei die Zahlen zurückgehen. Ich hoffe, dass wir das auch hinbekommen", so der Experte weiter. Aber das sei erst ein erster Schritt, man werde die Tests wiederholen müssen.

Anstatt der reinen Freiwilligkeit hätte er sich aber von der Politik "eine milde Motivation" also einen Anreiz für die Bürger, sich testen zu lassen, gewünscht. Nun müsse man sich eben selbst und die Nachbarn motivieren, "das Virus durch die Testungen sichtbar zu machen." Immer und immer wieder.

"Müssen gegen dritten Lockdown ankämpfen"

Dass er nach einem negativen Test noch schwerer ist, sich für einen weiteren Test aufzuraffen, weiß der Mikrobiologe aus eigener Erfahrung. Frei von Corona zu sein, wiege einen in falscher Sicherheit, erklärt Elling weiter. Er selbst habe dieses Gefühl schon oft am eigenen Leib gespürt, da er, wie alle anderen Mitarbeiter des Vienna BioCenters seit dem Frühling zwei Mal die Woche auf das Virus getestet würden.

"Wir müssen jetzt alle gegen den dritten Lockdown ankämpfen. Der steht im Raum, wenn wir nicht genügend Testen", warnt der Wissenschafter im ORF-Interview: "Testen muss teil des Alltags werden diesen Winter. Wenn ich die Wahl habe, dann geh ich lieber testen, als dass ich mich den ganzen Tag verstecke."