Österreich-News

Um 299 Euro pro Woche! "Ich lebe dauerhaft im Hotel"

Im Urlaub für einige Tage im Hotel zu übernachten kennt jeder – diese Gäste haben sich aber auf Dauer in ein Wiener Hotel gebucht.

Amra Duric
Teilen

Durch die Corona-Krise bleibt ein Großteil der Touristen in Österreich heuer aus. Aus diesem Grund hat sich das Hotel Babula im zweiten Wiener Bezirk etwas Besonderes überlegt. Statt nur ein paar Nächte in der Unterkunft zu verbringen, kann man gleich ganz ins Hotel ziehen und dort dauerhaft leben. "Die Hintergründe, warum die Mieter herkommen, sind ganz unterschiedlich. Die meisten sind schon aus dem Inland, wir hatten aber auch ein Pärchen aus Los Angeles, die wegen Corona nicht zurückfliegen konnten. Ein Gast hat sich gerade von seiner Freundin getrennt und musste aus der gemeinsamen Wohnung ausziehen", erzählt Babula-Hotel-Chef Benjamin Weidinger im "Heute"-Interview. 

"Ich bin ins Hotel gezogen, weil ich vor der ganzen Corona-Krise meinen Job und meine Wohnung aufgegeben habe, um ein paar Monate lang durch die Welt zu reisen. Wegen der Pandemie war das dann aber nicht mehr möglich." - Kaito aus Wien

Wiener gab Job und Wohnung auf und lebt jetzt im Hotel

Und wie teuer ist das Leben im Hotel? Eine Woche im bis zu 30 Quadratmeter großen Zimmer mit Doppelbett, Dusche, WC, WLAN und Frühstück kostet 299 Euro. Inkludiert ist ebenfalls eine Mahlzeit pro Tag - zu Mittag oder zu Abend, Take-Away oder Dine-In - in einem von sechs Restaurants, wie Pizza Randale, Cafe Drechsler oder Weinschenke. Auch die Reinigung des Zimmer ist inkludiert. Mietet man sich für ein ganzes Monat ein, kommt man auf 899 Euro. "Das sind in etwa 30 Euro pro Tag für Unterkunft, Essen, Internet und Reinigung", so Weidinger.

Wiener Kaito K. hat bei diesem Angebot gleich zugeschlagen. "Ich komme aus Wien und bin ins Hotel gezogen, weil ich vor der ganzen Corona-Krise meinen Job und meine Wohnung aufgegeben habe, um ein paar Monate lang durch die Welt zu reisen. Wegen der Pandemie war das dann aber nicht mehr möglich." Durch Freunde ist der 30-Jährige auf das "flexible wohnen" im Babula-Hotel aufmerksam geworden. "Natürlich hätte ich mir gleich wieder einen neuen Job und eine neue Wohnung in Wien suchen können. Ich wollte aber meine Reisepläne nicht ganz auf Eis legen."

➤ Der Kärntner Martin M. will im Herbst in Wien studieren. Bei der Wohnungssuche stieß er aufs "flexible Wohnen" und zog prompt ins Hotel ein. "Der Preis ist völlig ok, wenn man bedenkt, dass ich mir Kaution und Provision spare und auch keine neuen Möbel kaufen muss", erzählt der 24-Jährige im Inerview.

Seit einigen Wochen ist Kaito nun schon Dauergast im Hotel. Seinen Aufenthalt kann er jederzeit problemlos verlängern. "Das Personal und ich kennen uns schon recht gut", lacht der Wiener. Auch Martin M. ist vor einem Monat ins Hotel gezogen: "Ich habe in Wien nach einer Bleibe gesucht, weil ich im Herbst hier studieren will. Ich wollte mir aber vorher die Stadt anschauen und einen Eindruck von Wien und den Leuten bekommen", erzählt der Kärntner beim Kaffee im eigenen Hotel-Schanigarten." Bei der Wohnungssuche stolperte der 24-Jährige im Internet über das "flexible Wohnen" im Hotel. "Einen Monat im Hotel zu leben – wer würde das nicht wollen? Es ist eine große Hotel-WG und die Mitarbeiter sind mittlerweile wie eine Familie. Der Preis ist auch völlig okay, wenn man bedenkt, dass man keine Provision und Kaution zahlen oder Geld für neue Möbel ausgeben muss." Das "Flexible Living"-Konzept im Babula-Hotel wird den ganzen Sommer lang angeboten. Ob es im Herbst mit dem "flexiblen wohnen" weitergeht, liegt laut Hotel-Chef Weidinger an der Nachfrage der Gäste.