Österreich

Umstrittenes Heumarkt-Hochhaus soll niedriger werden

Heute Redaktion
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Der mögliche Verlust des UNESCO-Weltkulturerbe-Status der Stadt Wien schlug große Wellen. Nun wurden die ersten Maßnahmen zur Änderung des Heumarkt-Projekts vorgelegt.

UNESCO und die Denkmalpflege-NGO ICOMOS hatten bereits im März 2019 "mildernde, abschwächende Maßnahmen" beim Heumarkt-Projekt eingefordert, ein zweijähriges Moratorium wurde verhängt.

Seither hat sich auch die Stadt Wien intensiv in die Verhandlungen eingeschalten und zwischen dem Projektentwicklern und Vertretern von UNESCO und ICOMOS in Paris vermittelt. Ziel der Verhandlungen ist es, ein mit dem Welterbe-Status kompatibles Projekt zu entwickeln. Größter Streitpunkt: die Höhe des neuen Gebäudes.

Alternativer Lösungsvorschlag

Wie das Büro des Ersten Präsidenten des Wiener Landtages Ernst Woller am Freitag mitteilt habe "nach zahlreichen Gesprächen" nun auch der Projektentwickler die Bereitschaft für einen alternativen Lösungsansatz signalisiert, der folgende wesentliche Änderungen gegenüber dem ursprünglichen Projekt vorsehen würde:

Der Hochhausturm von 66,3 Metern soll im Sinne der Empfehlungen der Advisory Mission von UNESCO und ICOMOS NICHT umgesetzt werden. Er war bekanntlich der primäre Grund, dass die Welterbestätte "Historisches Zentrum Wien" in der 41. Sitzung des Komitees (Juli 2017, Krakau) als gefährdete Welterbestätte gelistet wurde.

Trotzdem höher als altes Gebäude

Aber: Für das neue Hotel- und Kongressgebäude, welches das bestehende Gebäude aus den 1960er Jahren ersetzen soll, wird eine Erhöhung gegenüber dem derzeitigen Gebäude auch nicht ausgeschlossen. Dafür sollen sämtliche technische Aufbauten (Aufzugsschächte, Stiegenhäuser, Be- und Entlüftungsanlagen, etc.) in die Gebäudestruktur integriert werden, um eine "einheitliche, harmonische Silhouette der Dachlandschaft" zu schaffen.

Mehr lesen: So würde das Heumarkt-Hochhaus Wien verändern

Der Eislaufplatz bliebe in diesem Alternativprojekt in seinem vollen Umfang erhalten. Ebenso würden die Maßnahmen zur Aufwertung der öffentlichen Räume wie im ursprünglichen Projekt großteils umgesetzt.

Im Sinne des Klimaschutz-Zielen der Vereinten Nationen (UN) soll in der Detailplanung der Fokus zudem auf die Ausführung eines "Green Building" gelegt werden. Stichwort Nachhaltigkeit.

UNESCO muss Kompromiss absegnen

Die erste Reaktion seitens des UNESCO-Welterbezentrums und ICOMOS International sei positiv, heißt es in einer Pressemitteilung des Landtagspräsidenten, der als Vertreter des Bürgermeister in dieser Sache verhandelt. Vor allem der Verzicht auf das 66,3 Meter hohen Hochhaus – eine wesentliche Forderung von UNESCO und ICOMOS – wird als Schritt in die richtige Richtung gesehen.

Gibt es zu dieser Kompromisslösung eine positive Entscheidung aus Paris könnten ein Alternativprojekt ausgearbeitet und die notwendigen Verfahrensschritte gesetzt werden.

Reaktionen

Landtagspräsident Ernst Woller: "Die Verträglichkeit der Entwicklung von Millionen-Metropolen mit ihrem Status als Weltkulturerbe ist eine Herausforderung, für betroffene Städte wie für die UNESCO selbst. Für Wien bedeutet das einerseits, die längst notwendige Entwicklung des Heumarkt-Areals sicherzustellen, andererseits eine Welterbe-kompatible Kompromisslösung mit dem Projektentwickler sowie UNESCO und ICOMOS zu finden."

Bürgermeister Michael Ludwig: "Der Erhalt des Welterbestatus für das historische Zentrum Wiens hat oberste Priorität für die Stadt. Gleichzeitig – ebenso unbestritten – ist es notwendig, dass der Bereich um den Heumarkt saniert und entwickelt wird, um insbesondere die Existenz des Eislaufvereins, aber auch das Konzerthaus, nachhaltig abzusichern. Mit einer Attraktivierung und Aufwertung des gesamten Grätzels und einer Durchwegung, also der Möglichkeit, das Areal zu durchqueren, die damit für eine deutliche Verbesserung sorgt. Eine Lösung, die im Spannungsverhältnis von Bewahrung und Entwicklung als richtungsweisend anzusehen ist."

Vizebürgermeisterin Birgit Hebein: "Wie ich seit meinem Amtsantritt betont habe, ist es die oberste Prämisse, eine Lösung zu finden, die im Einklang mit dem Weltkulturerbe steht und städtebauliche Qualitäten für die Wienerinnen und Wiener bereithält. Dazu zählt der Erhalt des Eislaufplatzes, genauso wie die Freiraumgestaltung oder die Durchwegung zum Konzerthaus. Mit dem Verzicht auf die Realisierung des Turmes ist uns ein wichtiger Schritt gelungen. Jetzt ist die UNESCO am Zug."