Etwas stimmt nicht in der Luft: Vögel zeigen ein beunruhigendes neues Verhalten. Viele Arten verzichten auf ihre gewohnte Reise in den Süden – und das könnte schwerwiegende Folgen für ganze Ökosysteme haben. US-Forscher schlagen bereits Alarm: Bleibt der Trend bestehen, drohe ein massives Artensterben.
Wissenschaftler der Cornell University in Ithaca, New York haben herausgefunden, dass sich durch steigende Temperaturen die Migrationsmuster vieler Vogelarten verändern. Der Grund: In ihren Wintergebieten wird es so warm, dass der Anreiz zum Wegziehen fehlt. Was zunächst harmlos klingt, kann fatale Folgen haben.
"Wenn sich Vögel nicht mehr im gewohnten Rhythmus bewegen, gerät das gesamte ökologische Gleichgewicht ins Wanken", warnt der Ornithologe Andrew Farnsworth.
Vögel sind für den Menschen weit wichtiger, als viele denken. Sie verbreiten Samen, bestäuben Pflanzen und halten Schädlinge in Schach. Fünf Prozent der Nutz- und Heilpflanzen sind direkt auf Vogelbestäubung angewiesen – darunter Kaffee, Kakao und Bananen.
Geht die Vogelpopulation, vor allem aufgrund der Erderwärmung, weiter zurück, könnte das die weltweite Nahrungsmittelproduktion empfindlich treffen.
Laut der "National Audubon Society" sind bereits 389 nordamerikanische Vogelarten vom Aussterben bedroht. Das entspricht fast zwei Dritteln aller untersuchten Arten. Besonders betroffen sind Zugvögel wie Schwarzkehl-Blauwaldsänger, Knutt und Swainsondrossel – ihre Lebensräume schwinden rasant.
Seit 1970 sind in Nordamerika laut Studie etwa drei Milliarden Vögel verschwunden. Schuld sind Klimawandel, Waldbrände, Pestizide, Stadtentwicklung – und auch Menschen, die aus guter Absicht füttern. "Das Füttern hält viele Vögel davon ab, in den Süden zu fliegen und lockt gleichzeitig Raubtiere an", erklärt Farnsworth.
Die Folgen sind dramatisch: In der Arktis schmelzen Brutgebiete, an den Küsten geht Nahrung verloren, und in den Wäldern Nordamerikas zerstören Brände und Trockenheit immer mehr Nistplätze. "Vögel versuchen, dem Klimawandel zu folgen – doch viele schaffen es nicht", warnt Farnsworth.
Fakt ist: Die Natur sendet eindeutige Signale – und die Vögel sind ihre Boten. Wenn sie verstummen, könnte das auch für uns zum unheilvollen Vorzeichen werden.
Wie die globale Klimakrise die Vögel bedroht
Die Erderwärmung bedroht Vogelpopulationen auf mehreren, eng miteinander verknüpften Ebenen – und zwar nicht nur indirekt durch Umweltveränderungen, sondern ganz konkret in ihren Überlebensstrategien, Brutzyklen und Lebensräumen.