Politik

Uni lässt umstrittene Islam-Studie jetzt prüfen

Die Aufregung um zugespitze Passagen in der vom Integrationsministerium in Auftrag gegebene Islam-Studie reißt nicht ab.

Heute Redaktion
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Der "Falter" veröffentlichte am Dienstag ein Dokument, das nahelegt, dass die Studie von Beamten des Außen- und Integrationsministeriums nachträglich verändert wurde.

Die Studie, die von der Stadt Wien unter Federführung von Islam-Wissenschafter Ednan Aslans kofinanziert wird, soll bis Herbst vorliegen. Die Universität Wien, an der Aslan beschäftigt ist, will die Vorwürfe nun selbst prüfen und notfalls einschreiten.

Aslan widerspricht sich

Beamte des von ÖVP-Obmann Sebastian Kurz geleiteten Integrationsministeriums sollen die ursprüngliche Aslan-Studie an etlichen Stellen "frisiert" haben. Dank Korrekturmodus ist offenbar nachzuvollziehen, wo Änderungen vorgenommen wurden. Das betrifft Passagen, an denen es nur um Formalien geht, aber auch etliche, wo Aussagen in eine andere Richtung gelenkt wurden.

Laut "Falter"-Bericht habe sich Aslan zuerst überrascht gezeigt und erklärt, "dass er nichts davon wusste, dass in die Studie so massiv eingegriffen wurde". Drei Tage später habe Aslan erklärt, dass er "nach neuerlicher Prüfung der Unterlagen über das Wochenende ohne jeden Zweifel sagen kann, dass ausnahmslos jede inhaltliche Änderung am Dokument" von ihm gekommen sei.

Ombudsstelle untersucht

"Ich würde niemandem erlauben, mir für meine Arbeit Anweisungen zu geben", sagte er am Dienstag im Gespräch mit der APA. Die Vorwürfe stellen eine "wissenschaftliche Diffamierung und persönliche Beleidigung" dar. Auch der Sprecher des Ministeriums distanziert sich: "Wir sind doch nicht deppert".

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Vom Falter zitierte Passagen seien nicht herausgenommen worden, sondern stünden auf anderen Seiten der mittlerweile vom Universität-Wien-Server verschwundenen Studie. Die Universität kündigte deshalb an, die Studie einem Prüfverfahren zu unterziehen. Die Ombudsstelle zur Sicherung der guten wissenschaftlichen Praxis sei damit beauftragt, so die Universität in einer Aussendung.

Theologe: Verbessern statt kritisieren

Sebastian Kurz selbst pochte am Dienstag in Innsbruck ebenfalls darauf, dass alles in der Studie "die Handschrift Aslans" trage (siehe VIDEO oben). Kinder würden sprachlich und religiös abgeschottet aufwachsen, und das sei für die Integration äußerst problematisch. "Wir brauchen ein Miteinander und keine Parallelgesellschaft", sagte Kurz.

Schützenhilfe erhielt Aslan vom islamischen Theologen Mouhanad Khorchide: Statt die Wissenschaftlichkeit der Studie infrage zu stellen, sollte man lieber über Verbesserungsbedarf in islamischen Kindergärten reden. Auch wenn es sich um eine Auftragsstudie handelt, sei es üblich und legitim, die Ergebnisse mit dem Auftraggeber vor Veröffentlichung zu besprechen. (Red)